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0291 China : vol.2
China : vol.2 / Page 291 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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BEWOHNER.

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  • r

gibt, das leichte Obsiegen in der Concurrenz ihnen weite gewinnbringende Gebiete eröffnet; und die engere Heimath für ihren Unternehmungsgeist zu klein ist. Aber nie vergessen sie diese. Jeder strebt in sie zurückzukehren , sich in ihr eine Frau zu suchen und mindestens dort begraben zu werden. Andere gründen sich wol eine Heimath an dem Ort, nach dem ihr Beruf sie geführt hat, aber dann werden sich auch späte Generationen immer als Angehörige der Provinz bezeichnen , aus der ihr gemeinsamer Stammvater kam , und auch Bezirk und Kreis ihres eigentlichen Familiensitzes genau angeben.

In den grösseren Städten von Shantung , besonders in Tsi-nan-fu , findet man viele fremde Elemente. Einige , wie die Abkömmlinge von Canton und Ningpo, lassen sich äusserlich leicht erkennen , während die Unterscheidungsmerkmale der Bewohner von Shantung von denjenigen anderer nördlicher Provinzen bei einzelnen Individuen weniger augenfällig sind. Dagegen wird es dem geübten Fremden in Tshifu nicht schwer fallen, die Matrosen von Fokiën, welche mit ihren Dschunken in grosser Zahl nach diesem Hafen kommen , sofort von den Einheimischen zu unterscheiden. Ich kann mich nur auf diese allgeméine Andeutung , dass die Be-. wohner von Shantung einen gewissen gemeinsamen Racentypus haben, der sie von denjenigen anderer Provinzen unterscheidet , beschränken , da die Definition der Merkmale , welche diesen Unterschied begründen , wol zu den schwierigsten Aufgaben der Anthropologie gehört und wahrscheinlich mit den jetzt zu Gebote stehenden Mitteln übupt noch nicht ausgeführt werden kann. Im Allgemeinen besitzen die Bewohner von Shantung eine dunklere Hautfarbe als diejenigen des Südens, haben weniger schief gestellte Augen, zeigen nicht die Anlage des Cantonesen zur Fettbildung und sind von schlanker, hoher Statur. Durch ihre geistigen Fähigkeiten werden sie gute Beamte, und Viele ergeben sich der Gelehrsamkeit. Zum Handel eignen sie sich wenig 1, . Daher zerstreuen sich die Bewohner nur in geringem Grad in andere Provinzen von China. Als Ackerbauer haben sie für den Abfluss ihrer Ueberzahl einen geeigneten Boden in der Mantschurei gefunden. Ich habe bereits oben (S. 152) beschrieben, wie sie es im Wesentlichen sind , welche jenes Land allmälig besiedeln und neue Strecken unter Cultur bringen. Solidität, Ordnungssinn , Fleiss und ein gutes , gesittetes Benehmen zeichnen die Bewohner von

i) Die Liebe zum Gewinn fehlt allerdings keineswegs ; sie ist ein allgemeines Attribut des Chinesen. Aber sie äussert sich in ungeschickter Weise. Gerade bei den Bewohnern von Shantung und Tshili , welche besonders wenig Handelsgeist besitzen . ist der Reisende plumpen Ueberforderungen und ungeschickten Versuchen (les Betruges, z. B. bei dem Umwechseln des Silbers, ausgesetzt. ln Shansi hingegen, wo das Rechnungstalent und der geschäftliche Unternehmungsgeist des Chinesen seine grösste Höhe erreicht , daher vielleicht entwickelter ist als bei der Gesammtbevölkerung irgend eines anderen Landes der Erde , stösst man gerade in dieser Hinsicht nur selten auf Schwierigkeiten. In Shantung und Tshili bestehen , wie überall in China, bestimmte conventionelle 'laxen für Unterkunft u. s. w. Glaubt der Gashvirth ein Opfer gefunden zu haben , bei dem er die Taxe überschreiten könne , so scheint jeder Zahlensinn hei ihm aufzuhören , und er fordert in kaltblütigster Weise den hundertfachen Betrag derselben. In Shansi unterlässt er nicht, seinen Vortheil wahrzunehmen , aber er überschreitet nicht vernünftige Grenzen.

v. Richthofen, China. H.   17