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0434 China : vol.2
China : vol.2 / Page 434 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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396 VIII. CAPITEL. DIE NÖRDLICHEN THEILE DER PROVINZEN TSHILI UND SHANSI.

schen Standpunkt, um diejenigen Factoren kennen zu lernen, welche sich in einem Land, wo sich gewissermaassen die Wahl zwischen verschiedenen Bedingungen bot, als die wirksamsten für die Ausbreitung und die Sonderung der Racen erwiesen haben.

In dem Zug des Nankóu-Gebirges fanden wir einen mächtigen natürlichen Wall, an dem sich die politische Geschichte in ihrem wechselnden Gang wiederholt gebro-

chen hat. Für feindliche Heere bei nur geringer Vertheidigung unübersteigbar,

schützte er Peking und die Grosse Ebene von der nordwestlichen Seite. Dagegen vermochten weder die Grosse Mauer selbst, noch die Engpässe, deren Zugang sie

sperrt, ein starkes Heer abzuhalten, von den Steppen her in die Lössländer im Stromgebiet des Sang-kan-einzufallen. Man sollte daher glauben, das NankóuGebirge und seine westliche Abzweigung, der Man-tóu-shan, hätten die natürliche politische und ethnographische Grenzlinie für China und die Chinesen sein sollen. Auch ist ja hier eine orographische und geologische Scheide, deren unendlich hohes Alter und durch alle Zeiten fortdauernde Bedeutung für geologische und klimatische Vorgänge wir nachgewiesen haben. Und doch hat sie der chinesischen Race und Cultur nicht Halt geboten. Mit Pflug und häuslichem Herd , mit seiner Neigung zu städtischem Zusammenleben und seinem Geschick in communaler Verwaltung hat das emsige Volk in früher Zeit die feste Schutzmauer überstiegen und sich in dem von der Natur wenig begünstigten und den Einfällen der Nomaden stets ausgesetzt gewesenen Land von Hsüén-hwa-fu und Ta-tung-fu Wohnstätten gegründet. Um den Besitz zu sichern, baute es vor mehr als zwei Jahrtausenden die Grosse Mauer zur Abwehr gegen die Nomaden. Dennoch wurden die Bewohner wiederholt von diesen decimirt. Aber kein noch so herbes Geschick hat sie vertreiben können. Die Möglichkeit, dem Boden Nahrung und Kleidung abzugewinnen, übte eine Anziehung, welche sich stärker erwies als jedes Hinderniss. Ein zeitweiliger Halt wurde dort gemacht, wo entlang der durch das Thal des Nan- Yang-ha bezeichneten grossen Bruchspalte die flachen Gneissgewölbe an die Gebirge von zusammengefaltetem Gneiss grenzen ; denn in dem Gebiet der ersteren waren die Bedingungen zu freier Bewegung vorhanden, in dem des, letzteren lagen schwierige Engpässe, und jenseits kam man in offenes Land, in welchem die Nomaden umherstreiften. In der That blieb dies durch lange Zeit" die ethnographische Grenze gegen die Mongolei. Aber das Hinderniss des weiteren Vordringens war nicht unüberwindlich. Es beruhte in der Existenz eines Gebirges, das keinen hermetischen Abschluss bildete, indem die Flüsse, an denen die Chinesen wohnten, ihre Quellen jenseits desselben hatten. Politisch konnte es als Grenzscheide bestehen und durch die Grosse Mauer gefestigt werden ; durch den Drang der Racenausbreitung wurde es überwunden. Der Pflug drang weiter und weiter vor,- nach dem Türkenglwol im Westen, nach dem ausgedehnten Quellgebiet des Yang-lcó im Osten. Endlich fand er seine Grenze. Aber sie ist derartig, dass man sie nach dem Anblick eines Kartenbildes für die unscheinbarste von allen, welche auf physischen Verhältnissen beruhen , und die letzte an Bedeutung halten würde ; es ist die Scheide des

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