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0524 China : vol.2
China : vol.2 / Page 524 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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X. CAPITEL. ÜBERSICHT DER PROVINZ SHANSI.

Formen und Verzierungen führte , während später die Technik wo1 erhalten blieb, aber sich auf die Nachahmung der alten Muster beschränkte.

In Shansi war die beste Gelegenheit zur Bethätigung des Triebes nach künst-

lerischer Nachahmung gegeben. Man besass plastischen Thon in unmittelbarer Nachbarschaft von billiger Steinkohle und verstand früh , Gusswaaren aus Eisen herzustellen. Allein es ist gerade in dieser Provinz zu einer hohen Blüthe der Kunst nicht gekommen. Selbst von der alten Bronce-Industrie werden hier im Vergleich zu Shensi nur wenige hervorragende Werke gefunden. In einer späteren, nicht weit zurückliegenden Zeit herrschte wenigstens in einigen Theilen des Landes ein Sinn für architektonische Ornamentik. Ich fand die Spuren davon in schönen Sculpturarbeiten an Gebäuden in den Dörfern der östlichen Anthracit-Terrasse, wo der durch das Eisen gewonnene Reichthum früher zu einigem Aufwand von Luxus führte. Eine ähnliche Auszeichnung haben die Ortschaften im südwestlichen Theil

der Ebene von Tai-yuén , wo die Dächer der Häuser , selbst in kleinen Dörfern, mit Erzeugnissen der keramischen Kunst in reicher Weise ornamentirt sind. Sie sind aus glasirtem Thon gefertigt und stellen meist die Figuren von Drachen und Fischen in gut stilisirten Verzerrungen dar.

Bemerkenswerth ist der bereits angedeutete I) Einfluss , welchen der Löss in Shansi auf den Baustil ausgeübt hat. Am augenfälligsten in den von mir berührten Gegenden war er in der Landschaft, welche sich unmittelbar südlich an die Ebene von Tai-yuén anschliesst. Während rohe , mit Cement verkleidete Aushöhlungen überall in der Provinz, wo der Löss mächtig lagert, zu treffen sind und einem grossen Bruchtheil der Bevölkerung Wohnung geben , entstand hier , vielleicht in Folge einer geringeren Consistenz des Löss, die Gewohnheit, die Höhlungen mit gebrannten Ziegelsteinen zu wölben, und zwar werden ausschliesslich langgedehnte Gewölbe mit Spitzbogenquerschnitt angewendet. Der einfachste Fall ist der, dass ein langer Raum rechtwinklig zur Frontwand des Löss ausgehöhlt und überwölbt ist. Da der Eingang nur eine kleine Oeffnung in der stehengebliebenen Frontmauer von Löss ist , so kann zu jeder Seite noch ein Fenster angebracht werden. Will man eine grössere Wohnung haben, so legt man ein zweites, drittes, viertes etc. Spitzgewölbe parallel zum ersten an und macht nach aussen entweder noch mehr Eingangsthüren , oder nur Fenster. Mittelst eines rechtwinkligen Quergewölbes werden dann alle Räume mit einander verbunden. Um solchen Wohnungen ein vornehmes und behagliches Aussehen zu geben , wird die äussere Lösswand mit einer Schutzmauer versehen , in welche die Thüren und Fenster eingelassen sind oben trägt sie ein phantastisches Gitterwerk aus Ziegelsteinen. Das Bestreben, die durch gemeinsame Abstammung und gemeinsamen Namen zusammengehörigen Familien in eine Gruppe zu vereinigen. hat zur Folge gehabt, dass solche Systeme ausgemauerter Lösswohnungen zuweilen in langen Linien sich aneinanderreihen. Man sucht dann in den Mauern , welche die Lössfront verkleiden und die Thüren

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I) S. Bd. I, S. 71-73.