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0302 China : vol.2
China : vol.2 / Page 302 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VII. CAPITEL. PEKING UND SEINE UMGEBUNG.

Fällen, darunter auch in demjenigen von Peking, bestätigt die Geschichte die Richtigkeit des Eindruckes. Wenn man es nicht wüsste, so wür & man es bei der Reise von Osten oder Norden her nicht ahnen , dass man sich einer der grössten Städte der Welt nähert , bis man aus der Ferne die lange Linie der Mauer mit ihren aufgesetzten Wachtthürmen und den hinter ihr aufragenden Tempeldächern erblickt. Fährt man nicht nach einem der wenigen Thore, vor denen eine schmale Vorstadt zu beiden Seiten der Strasse sich ausbreitet, so währt der ärmliche ländliche Charakter bis zur Mauer selbst, die unvermittelt aus dem Boden aufsteigt.

Der Raum gestattet uns nur eine flüchtige Umschau über die gigantische Stadt. Kein Standpunkt ist dazu geeigneter , als die Zinne der Umfassungsmauer , seit Jahren der Lieblings-Spazierweg der in Peking wohnenden Europäer. Stellen wir uns auf denjenigen Theil der Umwallung, welcher die beiden Städte trennt, so blicken wir hinab in das Gewimmel der Strassen und auf ein doppeltes Meer von Häusern. Letztere werden von den Bäumen der zahllosen Gärten überragt , die sich in der Ferne zu einem dichten Wald zu vereinigen scheinen , so dass dort die Häuser nicht mehr erkennbar sind. Hoch darüber erheben sich in der Mantschu-Stadt die barocken , mit gelbglasirten Ziegeln gedeckten Schnörkeldächer der weitläufigen Baulichkeiten des mit einer besonderen Mauer umgebenen kaiserlichen Palastes, die gelben und grünen Dächer der Tempel, bei denen jeder Zoll die chinesische Architektur verräth, die Moschee der Mohamedaner, der Thurm der katholischen Cathedrale und andere Bauwerke, während im Süden der in seinem Stil einzig dastehende Tempel der Sonne und der Tempel der Erde den Blick fesseln. Nur in den Hauptzügen zeichnet sich so der herrliche, monumentale Schmuck, der sich in endloser Mannigfaltigkeit dem Besucher der Stadt selbst bietet und seine Höhepunkte in dem Confucius-Tempel , in der Marmorbrücke mit dem Blick auf die in grünem .Gehölz versteckten Paläste, und in dem Schnitzwerk der Häuserfronten erreicht; er gewährt eine dauernde Quelle des Genusses und des Studiums. Man ahnt von unserm Aussichtspunkt nicht den Verfall im Inneren, die Entvölkerung, welche sich in der Menschenleere ganzer Stadttheile und der Herrenlosigkeit mancher ehemaliger fürstlicher Residenzen kennzeichnet, die Unreinlichkeit der Strassen, deren früheres System gut gemauerter Abzugscanäle seinen Dienst längst nicht mehr versieht, und die sich nach Regengüssen in Seen und Lachen verwandeln , noch auch die Unzahl der Bettler , welche in ihrer Bekleidung durch wenige Lumpen den ästhetischen Sinn des Europäers verletzen t) .

Der Zauber des durch und durch eigenartigen , stets aufs Neue mächtig fesselnden Gemäldes wächst, wenn wir die Bilder der Vergangenheit an uns vorüber-

I) Ich begniige mich mit diesen wenigen Worten über den allgemeinen Anblick der Stadt. Eine Beschreibung auf Grund eigener Beobachtung könnte nur Bruchstücke von dem wiedergeben, was Andere nach langjährigen Studien besser und gründlicher berichtet haben, und würde hier kaum am Platze sein. Vielfache Beschreibungen sind durch Touristen veröffentlicht worden. Das Beste und Gründlichste gab EDKINS im Anhang zu WILLIAMSON'S 7ourneys in North-China, vol. II. Vieles findet sich bei RENNIE, Peking and the Pekinese.