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0719 China : vol.2
China : vol.2 / Page 719 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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MOHAMEDANISCHE REBELLION.

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schlugen ihn zurück und behaupteten, die Mohamedaner hätten ihnen nicht geholfen, sondern vielmehr gemeinsame Sache mit den Rebellen gemacht. Sie sollen in den Städten Maueranschläge verbreitet haben , in welchen zu der Vernichtung ihrer Antagonisten aufgefordert wurde. Die gegenseitige Gereiztheit war schliesslich zu solcher Höhe gediehen , dass es nur noch die Frage war , welche von beiden Parteien die Initiative ergreifen würde. Es bedurfte dazu eines geringen Anlasses. Einen solchen fand die energischere Race der Mohamedaner im Jahr 1861 in der Stadt Hwa-tshóu, welche am Nordfuss des Ta-Hwa-shan nicht weit von der Mündung des Wéi liegt 1) . Sie besetzten die Thore und vernichteten die gesammte chinesische Einwohnerschaft, ohne der Frauen, Greise und Kinder zu schonen. Sieges-

trunken zogen sie weiter ; andere Schaaren ihrer Glaubensgenossen schlossen sich ihnen an, und das furchtbare Gemetzel wurde in Dörfern, Marktflecken und Städten wiederholt. Die letzteren waren nun nicht mehr unvorbereitet und konnten sich wehren. Aber Furcht und Schrecken raubten alle Kraft ; denn bei solchen Anlässen werden die Chinesen vollkommen kopflos. Ganze Dörfer wurden geleert , wenn eine Handvoll Rebellen sich näherte, oder auch nur ein falsches Gerücht von ihrer Nähe sich verbreitete. Die Mehrzahl der Dorfbewohner flohen in die Gebirge des Südens und in die Lössschluchten des Nordens und Westens ; der Rest unterlag um so leichter dem mordgierigen Feind. Schaaren des letzteren zogen , Alles vernichtend , durch das Land und brachten auch die Flüchtlinge um , welche sie fanden. Nur eine Anzahl gut befestigter Städte , wie Tung-kwan , Hsi-ngan-fu, Hsiën yang-hsiën an meinem Weg und mehrere andere im Norden und Westen, vermochten dauernd sich zu halten.

Am verhängnissvollsten aber wurde der Aufstand dadurch , dass er sich in fliegendem Lauf nach Westen fortsetzte. Als er Kansu und die Yümönn-Passage erfasst hatte, waren alle weiter westlich gelegenen Gegenden von China losgetrennt. Plan und Ziel waren nicht vorhanden. Daher gelang es dem unternehmenden MOHAMED JAKUB von Chokand leicht , sich im Jahr 1865 an die Spitze der Bewegung im Tarym-Becken zu stellen. Die wenigen befestigten Plätze , welche sich dort noch zu halten vermocht hatten, wurden, bis nach Kashgar und Yarkand hin, genommen ,. die Garnisonen und Beamten wurden getödtet , die Ackerbauer wegen ihrer Unentbehrlichkeit unter der Bedingung der Annahme des Islam verschont. Einzelne Schaaren entkamen auf nördlichen Wegen durch mongolisches Gebiet ; aber auch hierhin folgten bald die mohamedanischen Horden , welche Uliassutai, Kobdo und andere chinesische Plätze zu plündern suchten.

Wenn derartige vernichtende Rebellionen in China sturmesgleich über grössere Landstriche hinziehen , so sorgt zunächst Jeder für die eigene Existenz ; einzelne befestigte Städte und Dörfer halten eine Defensivstellung so lange aufrecht als sie es vermögen, und die oft selbst in ihrem Bestehen bedrohte Staatsregierung verbleibt lange, und manchmal mit negativem Erfolg , in der passiven Rolle, das Weitergreifen der

       
 

1) S. oben S. 548