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0523 China : vol.2
China : vol.2 / Page 523 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CHARAKTER DER BEVÖLKERUNG.

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Eine ähnliche Stellung, wie die Chinesen den anderen Völkern gegenüber, nehmen die Bewohner von Shansi in China ein. Durch Scharfblick, feine Berechnung , angeborene Lust zu grossen finanziellen Unternehmungen und Vertrauen erweckende Solidität bleiben sie unter allen Chinesen die Sieger auf den Gebieten, auf welche ihre Speculation sich wirft. Sie haben das grösste Bankgeschäft in China , beherrschen. den Handel durch die ganze Mongolei und liefern ein sich fortdauernd recrutirendes Heer von Buchführern für die Handlungshäuser der nordchinesischen Städte. Es liegt nahe , diese Superiorität in Verbindung mit dem Urn-stand zu bringen , dass die Bewohner der genannten Landestheile die ältesten Träger der Cultur in China sind , und dieselbe geistige Ueberlegenheit , welche ihnen in früher Zeit die Herrschaft gab, sich in veränderter Form forterhalten hat. Wie bei anderen Racen , wo der Zahlensinn und Handelsgeist die vorwaltenden Merkmale geworden sind , der kriegerische Sinn und das politische Talent herabgegangen sind, so ist es auch hier der Fall. Shansi hat für den Stand der Beamten stets ein geringes Contingent geliefert ; ein militärischer Geist scheint seit der Zähmung der eingebornen Stämme nicht mehr vorhanden zu sein. Die Schulbildung hingegen fand ich allgemeiner als in den meisten anderen Provinzen, da die Intelligenz der Bewohner danach zu verlangen scheint.

Diese Bemerkungen über die Bewohner der grossen axialen Becken in Shansi gelten ebenfalls für diejenigen des Wéi-Thales in Shensi , wenn auch die letzteren hinsichtlich der Entwickelung des Zahlensinnes ein wenig zurück zu stehen scheinen. Es wäre von Interesse , nachzuforschen , in welcher Weise die einzelnen Elemente der Cultur sich forterhalten oder verändert haben ; es würde sich dadurch vielleicht erweisen lassen , was von dem culturbringenden Volk stammt , was den eingebornen Stämmen eigen ist , und was durch fremde Einflüsse in das Land gekommen ist. Leider fehlt es an architektonischen Resten der ältesten Cultur. Bauwerke für die Ewigkeit, wie die Aegypter, haben die Chinesen nicht errichtet; manche würden sich vielleicht in einem trocknen Klima erhalten haben ; aber dem sommerlichen Regen und dem winterlichen Frost ist das angewendete Material erlegen , soweit nicht die Bauwerke durch Feuer und durch brutale Zerstörung in Kriegszeiten zerstört wurden. Felsentempel wurden erst nach Einführung des Buddhismus ausgehöhlt ; ältere Inschriften und Sculpturen an Felsen aber würden, wenn sie bestanden hätten , durch die Verwitterung des Gesteins längst undeutlich geworden sein. Dennoch ist -nicht jede Hoffnung auf die Auffindung ältester Monumente aufzugeben , da der . Löss gut erhält was' unter ihm vergraben worden ist. Ihm verdanken wir die einzigen Reste aus dem hohen Alterthum , nämlich die Broncegefässe und Münzen, welche von den Chinesen mit Sorgfalt gesammelt werden. Einige Orte in der Ebene von Tai-yuén sind der Hauptsitz des Handels mit diesen Antiquitäten. Ich habe an einer andern Stelle bei Erwähnung dieses Gegenstandes darauf hingewiesen, dass der hoch entwickelte, in Formen und Ornamentik sich äussernde Kunstsinn , von dem die ältesten Gefässe Zeugniss geben, im Anfang der TsHÓU-Dynastie noch einmal auflebte und zur Erfindung neuer