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0304 China : vol.2
China : vol.2 / Page 304 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VII. CAPITEL. PEKING UND SEINE UMGEBUNG.

er von der Grossartigkeit von Canbaluc (Khanbalik oder » die Stadt des Khan « der Perser) und der Herrlichkeit des Palastes. »Die Strassen "sind so gerade und so

breit, dass man von einem Ende bis zum anderen, und von einem Thor zum entgegengesetzten sehen kann. Und allenthalben in der Stadt gibt es herrliche Paläste

und viele grosse und schöne Gasthäuser und schöne Häuser in grosser Zahl   
Die ganze Stadt ist in Quadrate getheilt wie ein Schachbrett, und so vollkommen und meisterhaft ausgelegt , dass es unmöglich ist , ihr durch eine Beschreibung gerecht zu werden.« Märchenhaft mussten in Europa die Berichte über eine Stadt klingen, gegen die dem grossen Reisenden das palastreiche Venedig in den Schatten trat. Und doch lässt sich die Wahrhaftigkeit von MARCO POLO'S Erzählung" noch fast in jedem Wort beweisen t) . Gesandte und Reisende aus allen Theilen der europäisch-asiatischen Welt fanden sich hier zusammen , und beinahe ein Jahrhundert wohnten in Khanbalik katholische Missionare und Bischöfe, um dann (im Jahr

r 346) das Land wieder zu verlassen 2) . Dem doppelten Charakter des Weltreiches, welches ein ungeheures Culturland und noch ausgedehntere Steppenländer umfasste, entsprechend erbaute sich KUBLAI eine zweite Residenz Shand tu in der mongolischen Steppe , wenige Tagereisen nördlich von Tai-tu. Auch sie hat MARCO POLO umständlich beschrieben, und in neuester Zeit ist ihre ehemalige Lage wieder mit Sicherheit festgestellt worden 3) .

Die Dynastie der YUËN wurde (i 368) vertrieben ; diejenige der MING (i 3681644) folgte ihr. Sie residirte Anfangs in Nan-king (damals Ying-tiën genannt) . Aber schon im Jahr i 409 fanden es die Kaiser zweckmässig, die Hauptstadt wieder nach Peking zu verlegen, das nun diesen Namen im Gegensatz zu der vorgenannten Stadt erhielt. Als dann die Mantschu zur Herrschaft gelangten, erachteten sie es , trotz • der Schwierigkeit , mit der sie den Süden des Reichs eroberten , als die wichtigste Politik , die excentrische Lage des Sitzes der höchsten Gewalt beizube-

halten. Der Anfang dieses Zeitalters wird durch die Mácht gekennzeichnet, welche die katholischen Missionen in Peking hatten 4) ; wenige Schritte führen uns von unserm Standpunkt nach den kostbaren Reliquien , welche die Jesuiten in den astronomischen Instrumenten ihrer Sternwarte auf der Stadtmauer selbst hinterlassen haben, während ein Tempelhof in der inneren Stadt die kunstreichen älteren Instrumente arabischer Astronomen aus dem i 3ten Jahrhundert umschliesst 5) . Etwas weiter hinweg , in der nordöstlichen Ecke der Stadtmauer , kommen wir zu den Wohnungen, welche die russische Mission seit ihrer Gründung im Jahr i 727 6)

I) S. YULE'S Marco Polo, Vol. I, Book II, Cap. X, XI, nebst Commentar p. 358-361 und 363-366. Der Verfasser hat die alte Stadt nach den Berichten von MARCO POLO und Anderen , sowie

nach den heutigen Ueberresten der alten Mauern , auf einem lehrreichen , beigegebenen Plan zu reconstruiren versucht.

z) S. Bd. I, S. 614-619.

  1. S. BUSHELL, Notes on a journey outside of the Great Wall of China; Journ. R. Geogr. Soc.

1874, P. 37-72.

  1. S. Bd. I, S. 652 ff.

  2. S. YULE a. a. O. vol. II, p. 544 ff. und Titelbild desselben Bandes.

  3. S. Bd. I, S. 693. Die Colonie der russischen Gefangenen war daselbst seit 1715 angesiedelt.

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