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0597 China : vol.2
China : vol.2 / Page 597 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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REISEPLÄNE.

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II. ÜBERGANG ÜBER DEN TSIN—LING—SHAN.

Als ich Hsi—ngan—fu erreichte , hatte ich keinen bestimmten Plan für meine weitere Reise ; ich hoffte , hier Information über die Ausführbarkeit verschiedener Wege zu erhalten. Für die Provinz Kansu, deren geologischer Recognoscirung, wenn auch innerhalb bescheidener Grenzen, ich gern einige Monate gewidmet hätte, lagen die Verhältnisse ungünstig. Schon bei meiner Ankunft in China hatte es mir als ein fernes, in höchstem Maass verlockendes Ziel vorgeschwebt, das seit MARCO POLO und BENEDICT GoEs damals noch nicht wieder besuchte westliche Centralasien in seiner ganzen Länge zu durchziehen, den Wegen jener Reisenden in umgekehrter Richtung zu folgen und in den Gebieten des Yaxartes und des Oxus das Russische Gebiet zu betreten ; ich hatte mich einer schwachen Hoffnung hingegeben, von Osten her die Länder am

Tiën—shan zu erreichen, deren Erforschung von Westen her ich in meinen Studienjahren mit Herrn PETER VON SEMENOW geplant hatte. Er hatte bald darauf (i 85 7) seine bahnbrechende Reise dorthin allein ausgeführt. Nun befand ich mich in Hsi—ngan—fu an der östlichen Eingangspforte. Ich sammelte mit Eifer Nachrichten über den

fernen Westen. Ein eingeborener Priester der katholischen Mission hatte die sämmtlichen bis nach Kashgar und Ili hin zerstreuten christlichen Gemeinden besucht und gab mir die anziehendsten Beschreibungen von der Leichtigkeit und Annehmlichkeit der Reisen dorthin. Noch wenige Jahre zuvor konnte man in Hsi—ngan—fu einen Wagen mit zwei Maulthieren miethen und in 8o Tagen nach Ili , oder in etwas geringerer Zeit nach Yarkand gelangen. Nur drei Tagereisen zwischen Ngan—hsi—tshóu und Hami wurden als beschwerlich , der Rest der Reise als leicht ausführbar, und die Bevölkerung als fast durchwegs so gutartig geschildert, dass man von ihrer Seite keinerlei Beschwerden ausgesetzt sei. Ein unendliches Feld für eine erste Erforschung in grossen Zügen breitete sich vor mir aus. Aber es war gerade jetzt durch eine undurchdringliche Mauer verschlossen. Die mohamedanischen Rebellenschaaren lagen in Kansu und besassen noch ihre Zwingburg in Ho—tshóu , einer Bergstadt südwestlich von Lan—tshóu—fu. Es schien nicht unmöglich , ihre ersten Etappen zu durchbrechen und ihre Führer zu erreichen ; allein es wurde mir in bestimmte Aussicht gestellt , dass ich im günstigsten Fall von ihnen zurückbehalten und als Europäer an ihre Kanonen gestellt werden würde. Nun bot sich allerdings eine andere Möglichkeit. Ich zog in Hsi—ngan—fu mit TSO—TSUNG—TANG ein , welcher so eben auf den Kriegsschauplatz geschickt wurde, um seinen unthätigen Vorgänger , dem ich in Hwa—tshóu auf seinem Rückweg begegnet war, zu ersetzen und, in gleichzeitiger Eigenschaft als Generalgouverneur der Provinzen Kansu und Shensi , die Führung des Feldzuges gegen die Rebellen zu übernehmen. Es wurden ihm die europäisch einexercirten Truppen des grossen LI—HUNG—TSHANG übergeben ; in Hsi—ngan—fu war unter europäischer Oberleitung ein Arsenal errichtet worden, wo Kriegsmaterial für den asiatischen Feldzug bereitet wurde. In wenigen Tagen sollte TSO—TSUNG—TANG von Hsi—ngan-fu aufbrechen, und er liess an mich die Aufforderung ergehen, ihn zu begleiten. Obgleich damals

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