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0303 China : vol.2
China : vol.2 / Page 303 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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GESCHICHTE VON PEKING.

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ziehen lassen und zu ergründen suchen , wie es kam , dass an dieser Stelle , wo man die Bedingungen»-um selbstständigen Emporwachsen einer grossen Stadt kaum zu finden meint, die Residenzstadt des bevölkertsten Reiches der Welt entstand. Die Annalen lehren uns, dass sich in derselben Gegend in der Dämmerung der chinesischen Geschichte das unabhängige Reich Yen befand t) . Schon früh wurde es ein Vasallenstaat des Reiches , und zwar gehörte es zu denjenigen , welche durch ihre Lage an der Grenze gegen Nomadenvölker mit Erfolg ihr eigenes Gebiet vergrösserten und dadurch die weite Ausdehnung des späteren Einheitsstaates vorbereiteten. In dem Staat Yen stand seit alter Zeit , etwas südwestlich von dem heutigen Peking, eine Stadt, welche, von der TSHóu-Dynastie (1122-249 v. Chr.) an, nach einander die Namen Ki, Yen und Yu-tshóu geführt haben soll. Später blieb ihr der Name Yen-king. Als die Khitan die LIAU-Dynastie gründeten 2), wählten sie den Ort zur Hauptstadt desjenigen Theiles von China, welchen sie beherrschten, und nannten ihn Nan-king oder die südliche Residenz. Auch die Fürsten der KIN-Dynastie (1127-1234) behielten ihn in, gleicher Eigenschaft bei und gaben ihm den Namen Tslzung-tu. Beide Dynastien besassen nur einige Provinzen des nördlichen China. Der Rest des Reiches wurde gleichzeitig abwechselnd von den Städten aus regiert , welche jetzt die Namen Kai f öng fu , Nan-king und Hangtshóu fu führen.

Tshung-tu scheint um diese Zeit bereits eine volkreiche Stadt gewesen zu sein. Im Jahr 1212 wurde sie von TSHINGIS-Khan genommen, welcher China bis zum Gelben Fluss eroberte. Nachdem sein Sohn OKKODAI der KIN-Dynastie im Jahr' 1234 ein Ende gemacht und die Grenzen bis zum Yang-tszé ausgedehnt hatte , setzte sein im Jahr 1260 zum Gross-Khan ausgerufener Enkel KUBLAI die Eroberungen in ganz China fort und stürzte (1280) die SUNG-Dynastie. Seine Herrschaft erstreckte sich bis Tong-king und Birma. Karakorum genügte ihm nicht mehr als Herrschersitz; von einer neuen Hauptstadt wollte er sein Reich regieren , das grösste , das die Welt je gesehen hat. Tshung-tu schien ihm die dafür geeignete Lage zu haben denn es stand an der Pforte von China gegen die Mongolei. Aber er brauchte nur die Lage des alten Ortes und gründete, selbst eine neue Stadt in unmittelbarer Nähe. Staunenswerth ist die schöpferische Kraft , mit der er sie in's Leben rief, die Grossartigkeit des Planes , nach dem er sie anlegte. Ein Rechteck von ungefähr 8 und 52/3 Kilometer Seitenlänge wurde von einer mächtigen Mauer umschlossen und von einem rechtwinkligen Strassennetz durchzogen. Dahin hatten die Bewohner des alten Tshung-tu neben KUBLAI's eigenen Leuten überzusiedeln. Die Ausdehnung und Pracht des kaiserlichen Palastes entsprachen der Macht des Weltbeherrschers. Im Jahr 1267 hatte der Bau der neuen Stadt , welche Tai-tu (»die grosse Hauptstadt«) genannt wurde , begonnen. MARCO PoLo's Anwesenheit am Hof des grossen Khan fällt ungefähr von 1275 bis 1292. Voll Bewunderung spricht

   
   
   
   
 

I) S. Bd. I, Tafel 7. 2) S. oben S. 58.