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0290 China : vol.2
China : vol.2 / Page 290 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VI. CAPITEL. DAS GEBIRGSLAND VON SHANTUNG.

günstig sind wiederum die Verhältnisse in dem weiten Thal von Tai-ngan fu; aber hinter dieser Stadt führt die Strasse einen halben Tag durch ein Gebiet , wo fast nur Bettler leben. Erst wo der Yü fu-hó durch Kalkstein fliesst, gewährt sein Thal günstigere Verhältnisse, und wenn man einen Berggipfel besteigt , so zeigen sich Dörfer in allen Schluchten des Gebirges zerstreut.

Wollte man nach der beschriebenen Strecke Weges urtheilen, so müsste man Shantung für eine der schwächer bevölkerten Provinzen von China halten, und wahrscheinlich würde sich bei der Durchwanderung aller ihrer gebirgigen Theile der Eindruck nicht ändern. Erst wenn man bei Tsi-nan fu in die Ebene kommt, gewahrt man die ausserordentlich ungleiche Vertheilung. Entlang dem ganzen Gebirgsrand von hier bis Wéi-hsiën ist das ebene Land ungemein dicht bevölkert. Am meisten scheint dies für den Bezirk von Tsing-tshóu fu zu gelten. Und doch dürfte die Dichtigkeit hier noch gegen manche Gegenden am westlichen Gebirgsabfall , insbesondere die Bezirke von Y en-tshóu fu und Lin-tsin-tshóu , sowie gegen die nördlich vom Gelben Fluss gelegenen Landstriche zurückstehen. Abgesehen von der bedeutenden Zahl grosser Städte , welche ausserhalb des Gebirgslandes liegen , ist eine Landbevölkerung von 15 bis i 6000 auf die - Quadratmeile dort wahrscheinlich nichts Seltenes.

Die Bewohner von Shantung sind zum Theil als die Träger einer uralten Cultur zu betrachten, da der Westen der Provinz, wie wir oben (S. i 74 ff.) erwähnten, ein früher Sitz des herrschenden Volkes geworden war: auch ging ja später von hier die Regeneration des gesammten geistigen , und damit auch des staatlichen Lebens von China , durch CONFUCIUS , aus. Ein Theil der Bevölkerung jedoch,

  • und wahrscheinlich der bei weitem grössere, ist als die Nachkommenschaft ursprünglich ansässiger Stämme . wie der Lai und der Kiana . zu betrachten , welche erst spät unterworfen wurden. Eine Amalgamation der beiden Elemente hat wol längst stattgefunden. Der eben bemerkte Unterschied gegen die Bewohner von Kiangsu, welcher scharf an der Grenze eintritt, wird sich wahrscheinlich in ähnlicher Weise bei dem Uebergang in andere Nachbarprovinzen beobachten. lassen. Diese provinzielle Absonderung bestimmter, im äusseren Ansehen wie in Charaktereigenschaften und geistiger Begabung individualisirter Typen ist eine der Eigenthümlichkeiten von China. Sie mag einerseits ein Ueberrest der uralten Eintheilung der Fürstenthümer sein ; andererseits ist sie in dem conservativen Streben der Familien nach Bodenbeständigkeit begründet. Wie in Palaestina die Angehörigen verschiedener Stämme zusammen wohnen konnten , ohne dass der Einzelne das Bewusstsein seiner engeren Heimath verlor, findet sich dieses Gefühl noch heute bei den Chinesen stark ausgeprägt. In manchen Provinzen , wie in Kiangsu und Honan, bleiben sie überhaupt sesshaft, da die Vorliebe zum Ackerbau und Kleingewerbe ihnen keinen Grund gibt . andere Gegenden aufzusuchen. Diejenigen von Shansi und Kiangsi hingegen , ebenso wie die Bewohner von Ningpo und Canton , sind überall in den Städten zerstreut zu finden . da ihre Befähigung zum Handel und Verkehr ihnen eine geistige Superiorität über die Bewohner der übrigen Provinzen