National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0722 China : vol.2
China : vol.2 / Page 722 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

68o

XIII. CAPITEL. NORD—SHENSI UND KANSU.

Feinde und die Grausamkeit gegen ihre Führer als ein echter Sohn des Reiches der Mitte erwiesen ; aber seine Energie, sein Feldherrntalent, welches er in der Führung grosser Truppenmassen durch die unwirthlichsten Länder, weit von seinen Stützpunkten entfernt, gezeigt hat, und seine klugen Verwaltungsmaassregeln, welche er in den ausgedehnten , ihm untergebenen Gegenden einführt hat, sichern ihm die Anerkennung als eines Mannes von ungewöhnlicher Befähigung.

In welchem Maass das nördliche Shensi und Kansu durch die mohamedanische Rebellion gelitten haben, wird sich durch Zahlen nie ausdrücken lassen. Wer es nicht selbst gesehen hat, kann sich keine Vorstellung von den Verwüstungen machen, welche sie mit sich gebracht hat. Die Rebellen haben, nach der Ermordung der Bewohner und dem Niederbrennen aller Ortschaften, mit Ausnahme einer kleinen Zahl fester Städte, Zeit und Zerstörungswuth genug gehabt, um auch diejenigen festeren Gebäude, welche nach der Verbrennung zurückblieben, vollständig zu vernichten. Selbst die Lösswohnungen wurden nicht geschont, wenn auch hier nur die gemauerten Fronten zerstört werden konnten.

Die Trümmer der Ortschaften liessen erkennen, dass die Bewohner von Nord-Shensi das gesellig zusammengedrängte Wohnen liebten. Dies schien mir überhaupt ein Merkmal aller derjenigen Gegenden zu sein, wo die Aushöhlung im Löss die ursprüngliche Form der Behausung ist. Diese Zellen finden sich in der Regel in bienenstockartiger Gruppirung, und ebenso bildeten die auf ebenem Boden freistehenden Dörfer, deren manches seine Einwohner nach tausenden gezählt hatte, dichtgedrängte Häuserschwärme. Es ist dies ein Gegensatz zu lössfreien Gegenden, wo die isolirten Gehöfte und Wohnhäuser, oder die kleinen Weiler den herrschenden Zug im Charakter bilden. Wir werden diesen in dem ganz gebirgigen Sz'-tshwan am meisten ausgeprägt sehen. Aber er zeigt sich auch in der Ebene, wie wir es z. B. im nördlichen Kiangsu gefunden haben 1) .

Jetzt war in manchem vormals grossen Dorf eine kleine Anzahl von Häusern wiederhergestellt worden. Wo früher Städte gewesen waren , siedelten sich die Bewohner nicht gern innerhalb der geschlossenen Mauern, sondern mit Vorliebe ausserhalb der Thore in den Vorstädten an. Die meiste Anziehungskraft übten die Marktflecke, wo zuweilen eine erhebliche Neubesiedelung hergestellt war. Der Geist der Bevölkerung war keineswegs gedrückt, wie man es nach so vielen Jahren des Unglücks hätte erwarten können. Alle genossen das Wohlleben, welches ihnen die reichliche und billige Feldfrucht ermöglichte. Der Aufenthalt unter diesen Menschen war jedoch nicht angenehm. Während im nördlichen Hónan die unzählbaren Volksmassen, die mich an jedem Ort umwogten, durch ihre ausserordentliche Gutmüthigkeit und Harmlosigkeit für das Ungemach versöhnten, das sie dem Reisenden bereiteten, und während in Shansi eine intelligente, häufig mit scheuer Achtung verbundene Reserve bemerkbar war, glaubte ich mit dem ersten Schritt auf dem Boden von Shensi einen Hass gegen den Europäer wahrzunehmen. Aller-

I) S. oben S. 255