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0583 China : vol.2
China : vol.2 / Page 583 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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WELTSTELLUNG.

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in der Weltgeschichte hat , wird die räumliche Ausdehnung der Interessensphäre durch die Richtungen und Ziele des Verkehrs bestimmt. In Shantung, Tshili und Hönan walten die Beziehungen mit den Seehäfen und den grossen Brennpunkten der Binnenschiffahrt weitaus vor ; umsonst bemüht man sich dort , wenn man sich nicht an einen Gelehrten wendet , auch nur die oberflächlichste Auskunft über den weiten Westen zu erhalten. Im nördlichen Shansi und in Hsüén-hwa-fu wird der den praktischen Interessen folgende Blick nach der Mongolei gerichtet. In vielen Theilen des südlichen China würde er nicht über die nächste Umgebung hinauskommen. Im Thal des W(''i erweitert er sich. Wie eine Landkarte sieht man grosse Theile von Central-Asien vor sich ausgebreitet ; denn unwillkürlich gestaltet man sie nach den täglichen Erzählungen und den eingezogenen Erkundigungen. Man verliert fast den Maassstab für die Schätzung von Entfernungen. Während im Gespräch mit den Bewohnern eines kleinen abgeschlossenen Thales in Tshékiang die Entfernung eines andern in zwei Tagen erreichbaren Thalgebietes sich riesen-

- haft ausdehnt, und die Reise dorthin als ein kühnes Unternehmen erscheint, liegen hier die Verkehrsstrassen nach Turkestan und Ili als einfache Linien da, auf denen man sich nur fortzubewegen braucht , um nach den leicht erreichbaren Zielen zu gelangen. Zeit kommt bei den Chinesen überhaupt wenig in Betracht ; und dass die Dauer einer Tagereise sich , wenn man nach Ili gehen will , achtzig Mal wiederholt, erscheint als nichts Besonderes, weil keine bestimmte Schranke das Gesichtsfeld in dieser Richtung begrenzt. Dagegen hat man hier mit dem Osten von China abgeschlossen. Nur das südliche Shansi spielt noch eine Rolle.

Diese Bemerkungen beziehen sich auf das Thal des Wii, in das wir eingetreten sind. Einst bezeichnete der Name Slzensi t ì einen nach Osten und Süden natürlich

i) Eigentlich müsste der Laut mit Shan3-hsi wiedergegeben werden. Das Wort Shan wird in diesem Fall mit dem dritten Ton ausgesprochen, während das suan in dem Namen der östlicheren Provinz den ersten Ton hat. Die Chinesen vermögen bei der Aussprache diesen Unterschied festzuhalten; das europäische Ohr sucht vergeblich, sich daran zu gewöhnen. Da nun shanl in der Bedeutung »Berg«, welches dasjenige der östlicheren Provinz (»westlich vom Berg« , nämlich dem l ai-hang-shan oder Hsishan) ist, ein sehr häufig wiederkehrendes Wort ist und der Vocal desselben seine unveränderliche Schreibart hat, so haben die Jesuiten in sehr zweckmässiger Weise von Anfang an das shan3 der westlicheren Provinz in shen verwandelt, und diese Schreibart ist beibehalten worden. Selbst für den Chinesen, wenigstens denjenigen des Nordens , ist übrigens die Verwandtschaft des Klanges sehr störend , da er sich in der Rede des Tonfalls nur unvollkommen bedient. Ungählige Male habe ich es erlebt , dass wenn einer von Shansi sprach , der Angeredete die Frage stellte , ob das Shansi mit der Hauptstadt Tai yuén fu, oder das mit der Hauptstadt Hsi-ngan f u gemeint sei. Es haben sich in Folge dessen in die der mündlichen Mittheilung entnommenen Angaben der Missionare über beide Provinzen viele Irrthümer eingeschlichen, indem sie dieselben verwechselten. — Was die Bedeutung des Namens Shan3-hsi betrifft , so kommt das für dieses shan3 angewendete Schriftzeichen mit einer einzigen Ausnahme sonst nicht vor. Da nun der Name mit »westlich von Shan3« zu übersetzen ist , so muss östlich ein Shan3 liegen. In der That begegnen wir hier dem Namen in dem alten Bezirk von .Shan3-tsh6u am Hwang-1ió, und dies ist der einzige Fall , wo sonst noch dasselbe Schriftzeichen angewendet wird. Es ist daher anzunehmen, dass mit Shan3 das Durchgangsland im Osten von Tung-kwan bezeichnet wurde, und hier der ursprüngliche Sitz des Namens ist. Das Schriftzeichen setzt sich aus zwei Theilen zusammen, deren eines (ein Radical) fu gesprochen wird und eine Erdanhäufung bezeichnet , während das andere (kia) »doppelt«, auch »nahe bei« bezeichnet. Es dürfte hier auf die für den von Shan-tshóu beherrschten Durchgang nach Osten charakteristische doppelte, d. i. zu beiden Seiten des Hwang-hó gelegene mächtige Lössanhäufung, welche das Merkmal dieses Durchgangslandes ist, Bezug genommen sein.