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0201 China : vol.2
China : vol.2 / Page 201 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CHARAKTER DER KOREANER.

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mentarische Charakterzüge anzuführen , da gerade bier, wo man beide Racen zusammen sieht und als vollkommner Fremdling mit beiden gleichzeitig verkehrt, die Unterschiede im Betragen scharf hervortreten. Der Chinese betrachtet uns mit derselben Neugier, welche uns in eine Menagerie oder die Ausstellung von Individuen eines fremdartigen Volkes führt ; sie wollen uns gesehen , wo möglich ein Wort mit uns gesprochen , uns beim Essen beobachtet und , als das Höchste des Verlangens , auch einmal mit ihren Fingern befühlt haben , wie Knaben einen Tanzbär. Gleich der Fütterung in einer Menagerie, ist ihnen die Mahlzeit des Fremden ein Gegenstand des höchsten Interesses , und ihre Zudringlichkeit bei dieser Gelegenheit liess sich auch in Kau-li-mönn nicht ohne Gewalt abwehren. Nicht so die Koreaner. Sie verliessen unaufgefordert das Zimmer, wenn die Mahlzeit angeordnet wurde, und kehrten wieder, wenn sie beendigt war. Im Gespräch zeigten sie nicht gemeine Neugier , sondern ein Interesse an uns. Sie suchten in unsere Gedanken einzugehen und von uns zu lernen. Die Zahlwörter der deutschen Sprache hatten Einige auf eigenen Wunsch schnell inne ; ein Chinese hat mich niemals danach gefragt. Trotz ihrer Abgeschlossenheit zeigten sie aber auch mehr Kenntniss vom Ausland, als ich in China an allen, nicht unmittelbar dem Fremdenverkehr geöffneten Orten gefunden habe. Sie kannten die europäischen Länder dem Namen nach ; darunter auch Pu-hu-su, d. i. Preussen. Es herrscht bei ihnen nicht der Sinn für -das Reale und Materielle allein , der unser Verhältniss zu den Chinesen immer so indifferent erhält ; sondern es lassen sich in Wort und Handlung Gemüthsregungen erkennen, die uns sympathisch berühren. Mir schien diese Eigenschaft in höherem Grad entwickelt , als bei den Japanern , die doch in dieser Beziehung schon hoch über. den Chinesen stehen. Bemerkenswerth ist auch, dass Letztere , wenn man ihnen etwas Fremdartiges zeigt , nie nach Ursachen forschen, während den Koreanern die Frage »warum?« immer nahe lag. Meine Uhr z. B. setzte sie in Erstaunen ; sie wollten das Innere sehen und die Ursache der Triebkraft durch ihre Fragen kennen lernen. Chinesen haben diese Frage nie an mich gerichtet ; die Uhr bekamen sie häufig zu sehen ; aber ich wusste im Voraus die stereotype Frage , welche nur darauf gerichtet war , ob die Uhr von Kupfer oder von Gold sei. Allerdings mag in den Kaufleuten und Beamten, die ich allein zu sehen bekam , ein besseres Element vertreten gewesen sein. Ich fand Alle, mit denen ich sprach, intelligent und geweckt, offener und zutraulicher im Umgang als die Chinesen, wiewol sehr vorsichtig in ihren Mittheilungen, zugleich aber auch stolzer und selbstbewusster. Dass sie mannhafte Streiter sind, haben sie noch jüngst in den ruhmvollen Kämpfen, welche sie im Jahr 1871 gegen die durch Bewaffnung unendlich überlegenen Amerikaner führten , bewiesen. Aber auch ihre ganze Geschichte `zeigt es. Denn es ist unter allen Nachbarn von China allein dieser kleinen Nation gelungen , gegen das grosse Land Stand zu halten und , wenn sie auch zuweilen tributpflichtig wurde , doch jede Blutsvermischung zu vermeiden. Auch am Kau-li-mönn, wo sie sehr in der Minderzahl sind und sich ohne Waffen auf fremdem Boden befinden, trat ihr Selbstbewusstsein hervor, dem sie allerdings