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0085 China : vol.2
China : vol.2 / Page 85 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CUL'I'UR InI LI.4U-THAL.

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Y

Die

der Cultur der geistig begabteren Race aufgegangen zu sein scheinen. Ich werde unten eines durch seine Brachycephalie auffallenden Menschenschlages zu erwähnen haben, welcher im Norden zum Theil die niederen Classen des Volkes bildet.

Das wichtigste ethnographische Element in den Umgebungen des Liau-Thales sind die Chinesen , d. h. die Bewohner der zunächst gelegenen Theile von China, welche, theils aus Uransässigen, theils aus Einwanderern von Westen, Norden und Nordosten bestehend , durch das nivellirende Bindemittel der chinesischen Cultur, Sprache und Tracht assimilirt worden sind.

Wie sich überall die Eigenthümlichkeiten der Bewohner von Gebirgs-, Wald-und Steppen-Ländern am längsten rein erhalten , diejenigen der Ansiedler in den Culturthälern aber der grössten Vermischung und Umbildung unterliegen, so ist es auch in dem grossen in Rede stehenden Ländergebiet der Fall gewesen. Niemals wird es sich vermuthlich feststellen lassen , welche Race das Liau-Thal selbst in früher Zeit bewohnte , und wann die Cultur in dem letzteren anfing. Indem der Liau gegen China hinfliesst, und seine Alluvien an denselben Golf grenzen, welcher jenseits die Ebene eines der ältesten chinesischen Cultursitze, der ehemaligen Provinz Tsing im nordwestlichen Shantung, bespült, konnte es nicht ausbleiben, dass schon in alter Zeit Berührungen stattfanden , welche mit dem Handel den Ackerbau und die Rudimente einer Cultur von China aus nach dem Liau brachten und zugleich bei den chinesischen Fürsten ein Streben nach der Ausdehnung ihrer Herrschaft oder Oberhoheit nach jenem Thal hervorriefen. Die Ebene des Liau kann als der Schauplatz bezeichnet werden , wo diese von- Südwest kommenden Einflüsse und Bestrebungen sich mit der urwüchsigen Kraftentwickelung der im Westen, Norden und Osten unmittelbar benachbarten Völker begegneten, und wo zugleich die periodische Uebermacht des einen oder des anderen Stammes unter den Grenzvölkern zur Geltung kam. Oft beherrschten diese allein für lange Zeit das Feld, mit gänzlicher Zuriickdrängung- der Chinesen , und durch Jahrhunderte sehen wir sie in gegenseitigem Kampf. Dann wieder geschah ein friedliches, später auch ein kriegerisches Vordringen der Chinesen , welche aber früher immer nur als Gäste unter eine fremde Bevölkerung gekommen zu sein und, auch wenn sie die Herrschaft ausübten, sich nicht in grossen lVlassen niedergelassen zu haben scheinen.

Das Liau-Thal hat daher eine wechselvolle Geschichte gehabt. So weit wir sie zurückverfolgen können, besteht ihr Merkmal darin, dass bald die nördlichen, bald die westlichen oder östlichen Stämme sich unter der Führerschaft eines ihrer Clane sammelten und die Herrschaft über das Thal gewannen, um dann periodisch sämmtlich derjenigen der Chinesen zu weichen. Stets fanden sie ein ansässiges Volk vor, dessen Cultur sich die neuen Ankömmlinge nur aneigneten, ohne eine andere zu schaffen. Es ist daher wahrscheinlich; dass die Nachkommen der ersten Träger der Civilisation, unter die periodisch eine neue Beimischung von chinesischem Blut gebracht wurde, ähnlich den Tadjiks von Turan , noch heute, mit den Resten der verschiedenen Einwanderungen vermischt, am Liau leben. Auf dem räumlich beschränkten Boden, und bei den stets erneuerten Ueberfällen durch rohe Stämme