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0202 China : vol.2
China : vol.2 / Page 202 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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IV. CAPITEL. LAND UND BEWOHNER DER SÜDLICHEN MANTSCHUREI.

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die Wahrheitsliebe zum Opfer brachten. Sie bemühten sich offenbar, den Chinesen die Ansicht beizubringen, dass ihre Armee ausserordentlich gut bewaffnet und ausgerüstet sei , erzählten ihnen von ihren Kriegsschiffen und Kanonen , und als ich ihnen einen Hinterlader zeigte, erweckte derselbe kein Erstaunen ; sie erklärten mit vollkommener Ruhe , dass sie deren eine ,Menge in ihrem Lande besässen. Die Frage , ob ich ihr Land bésuchen könnte , wurde mir kurzweg dahin beantwortet, dass ich in diesem Fall sofort den Kopf verlieren würde. Sie schätzen das Fremde, wollen in dessen Geheimnisse eindringen und sich seine Kenntniss aneignen, fürchten sich aber vor der Macht, welche es über sie ausüben könnte. Dieses. Gefühl ist bei ihnen noch stärker, als es bei den Japanern gewesen ist, und mit grösserer Energie als Jene suchen sie ihre Abgeschlossenheit zu bewahren. Kein fremdes Volk ist milder in " der Behandlung Schiffbrüchiger gewesen, keins aber auch energischer in der Zurückweisung des unerlaubten Eindringens. Die Zeit wird kommen, wo die rauhe Hand des gewinnsüchtigen Europäers auch dieses Land zwingen wird, aus seiner Isolirung herauszutreten. Die Convul,ionen, welche dieser Wechsel mit sich bringen wird , werden vielleicht grösser sein , als in Japan ; aber wahrscheinlich werden die Bewohner das Fremde , wenn sie es einmal kennen gelernt haben , mit noch mehr Wärme aufnehmen als jenes Inselvolk , und Freunde der europäischen Cultur werden.

Wenn ich hier den Eindruck, den ich bei einem sehr kurzen Umgang mit diesem Volk gehabt habe , wiedergebe , so muss ich allerdings hinzufügen , dass er weit von dem abweicht , welchen die Fremden in Peking von den Mitgliedern der Koreanischen Gesandtschaft erhalten haben. Eigendünkel und Ueberhebung bilden den Grundzug desselben. Doch können vielleicht beide Ansichten neben einander bestehen , da bei einer Anzahl von Beamten , welche sich in der Hauptstadt eines mächtigen Nachbarn in einer -untergeordneten Stellung befinden , das Selbstgefühl in dem durch Dolmetscher vermittelten Gespräch leicht die Form von lächerlichem Dünkel annehmen kann. Koreanische Frauen habe ich nicht zu Gesicht bekommen, da sie nicht nach der Messe kommen dürfen. Sie sollen von vortheilhafter Gesichtsbildung sein, und ich bemerkte , dass die verheiratheten Männer mit Zärtlichkeit von ihrer Familie sprachen. Die Frauen lassen die Füsse auswachsen und sollen kühne Reiterinnen sein , wobei sie wie die Männer zu Pferde sitzen. Das Heirathen geschieht sehr früh ; die meisten Männer thun es in dem Alter von 18 bis 19 Jahren.

Während fast alle gebildeten Koreaner einen angenehmen Typus hatten , der an die geringe Zahl der bestentwickelten japanischen Physiognomien erinnerte, fand sich derselbe doch nur zum geringen Theil .in der niederen Klasse vertreten. Unter den Påckern zeigte sich deutlich ein , zweiter Typus, welcher an die Indianer Nordamerica's und wohl noch mehr an die Aino's erinnert. Es sind , im Gegensatz zu den langen Köpfen mit schmaler , etwas zurückweichender Stirn, wie sie dem ersten Typus eigen ist , breite runde Köpfe mit stumpfen Nasen und stark hervorstehenden Backenknochen ; das Haar wächst tief in die breite und niedrige