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0593 China : vol.2
China : vol.2 / Page 593 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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IM THAL DES WÉI.

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gab es Dörfer ; nur wenige der früheren Bewohner hatten sich wieder eingefunden. Hier und da kam ich bei einem grossen zerstörten Tempel vorüber. Eine Eigenthümlichkeit derselben, welche ich anderswo nicht gesehen habe, besteht in diesem ganzen Theil von Shensi in zwei vor dem Portal aufgestellten , 3o bis 4o Fuss hohen eisernen Spindeln, welche geschmackvoll decorirt , insbesondere mit weit herausstehenden Drachen verziert sind. Es waren drei oder vier Typen derselben vertreten , die stets wiederkehrten , und manchmal waren sie allein von den Tempelanlagen übrig geblieben.

Nach Süden blickt man über ebenes Land bis zum Fuss des Tsin-ling-shan. Es

ist eine alte Seeausfüllung, die unter dem Löss liegt, und in welche erst das Alluvialland des Wéi eingesenkt ist. Aus dem Boden wittern Salze in Menge aus. Aber da man Wasser zur Berieselung der Felder in geringer Tiefe findet , so sind die ebenen Flächen angebaut. Opium und Tabak sind hier hervorragende Gegenstände der Cultur. An einer Stelle, auf halbem Weg zwischen Hsiën yang und Hsing ging, nähert sich die Strasse dem Lössabbruch. Ausserordentlich reiche Quellen kommen am Fuss des letzteren hervor.

Mit Ausnahme des mächtigen Gebirges im Süden gibt es noch andere Gegenstände,

welche die Einförmigkeit der Landschaft unterbrechen. Schon weit östlich von Hsingan-fu, dann in den Umgehungen dieser Stadt, und in besonderer Zahl in dieser Gegend, sah ich breite abgestumpfte Kegel, manche bis hundert Fuss hoch. Es sollen die Grabmäler hoher Personen des Alterthums sein 1) . Die Ehrfurcht vor den Resten der Verstorbenen scheint in jetziger Zeit eine Oeffnung und Untersuchung dieser Stätten zu verhindern. Für die Zukunft aber wird sich hier vielleicht dem Alterthumsforscher noch ein reiches Feld bieten.

Bis 30 li hinter Hsingping-hsiën bleibt die Strasse auf dem ebenen Boden und

lässt zur Rechten die Zellenwohnungen des Steilrandes der Lössterrassen. Dann führt sie selbst auf diese hinan ; denn der Lössrand zieht südlich gegen den 1'Véi-ho. Die Landschaft auf der Höhe , die im Mittel 30o Fuss beträgt , ist einförmig und gewährte jetzt im Winter einen öden Anblick. Der Löss hat eine ungewöhnlich sanftwellige Oberfläche. Es fehlen die Labyrinthe von Schluchten und Runsen. Verticale Mauern sind kaum über 4o Fuss hoch sichtbar ; die Abstufungen der Terrassen sind oft nur i o bis 12 Fuss hoch. I)er natürlichen Tendenz zur Bildung derselben wird durch die Kunst nachgeholfen, indem man die Felder auszuebnen sucht und, um den Saaten neuen Nahrungsstoff zuzuführen , die Erde an den die einzelnen Aecker umgebenden Steilabbrüchen senkrecht absticht und über erstere ausbreitet. Erst am Han-ku-h? kommt man zu der ersten tief eingeschnittenen Furche. Es geht 250 Fuss tief hinab nach der Troglodytenstadt Wukung-hsiën. Dieselbe umfasst die jenseitige Lösswand. Eine Seite der Stadtmauer steht auf der Höhe der letzteren, eine andere im Thal. Die Lösswände sind von Wohnungen durchbohrt. Der Fluss führt Gerölle von Kalkstein und Sandstein herab , welche den Bau des sehr sanft geformten , flach gerundeten Gebirges , das sich in a 0 bis 25 g. M. Entfernung im Norden erhebt, verrathen.

Einsam ging es auf der jetzt vom Verkehr beinahe ganz entblössten Strasse weiter,

durch eine typische Lössgegend. Da der von Föng-tsiang fu herabkommende Hsiung shui in einer fortdauernd von Lösswänden eingeengten Schlucht fliesst , so muss die Strasse, wenn sie sich auch dem Fluss so nahe als möglich hält , doch auf das Lössland hinauf und in jede von Norden mündende Schlucht tief hinab steigen. Zwei solche Schluchten sind bei Fu föng-hsiën, einem kleinen armseligen Ort, den die Rebellen verschont hatten. Sonst war Alles verwüstet. Aber so spärlich die Bevölkerung war, die sich auf den Trümmern wieder niedergelassen hatte, war doch, wenigstens an der Strasse, alles Land wieder angebaut. Die Leichtigkeit der Bestellung der Lössfelder und der Umstand, dass dieser Boden ohne Dünger Ernten gibt, gewähren allein die Erklärung für diese günstigen Verhält-

nisse. Weizen , Baumwolle und Erbsen sind die vorherrschenden Feldfrüchte. Daneben aber waren grosse Strecken mit Mohn für die Opiumgewinnung bebaut. Gewöhnlich sind die Opiumfelder i o bis i 2 Fuss unter der umgebenden Oberfläche angelegt und von

i) Erst nach meiner Rückkehr fand ich auf der chinesischen Karte nordwestlich von Hsi-ngan-fu die Namen Wu-wang--ling, Wönn-wang-ling und Tshóu-kung-mu angegeben, welche die »Grabstätten der Könige WU—WANG und WöNN-WANG und des Herzogs von TsxóU« , der drei Begründer der TsxóUDynastie, bedeuten. Ich habe daher keine Erkundigungen darüber eingezogen.