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0049 China : vol.2
China : vol.2 / Page 49 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER OESTLICHE KWEN-LUN.

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Sehen wir nun von diesen alten Vorstellungen vollständig ab, um in wenigen Linien ein orographisches Bild des Landes zu entwerfen.

Als wir die Gebirge Central-Asiens betrachteten , verliessen wir das in vieler Hinsicht bemerkenswertheste unter ihnen , den Kwen-lun , dort , wo das System seiner von W z N nach O z S gerichteten Parallelketten in der Meridianzone des Khukhu-noor und östlich davon seine grösste Breite erreicht und , in wenigstens sieben einander parallele Faltungszüge aufgelöst , die Grenzen von China betritt. Wir nannten ihn dort, im Gegensatz zum westlichen , den Mittleren K w e n - l u n und wiesen bereits darauf hin , dass ein dritter Längenabschnitt, den wir als den O e s t l i c h e n K w en-1 u n bezeichneten , wie ein mächtiger , in Central-Asien wurzelnder Keil sich nach China hinein erstreckt und in der Provinz Honan , unter 113 ° O L., sein Ende erreicht , dann aber noch einmal hervortritt und sich bis in die Gegend von Nanking hinzieht. Die Grenze zwischen beiden Abtheilungen setzten wir in den Meridian von Lan-tshóu-fu 1040), wo der Tau-hó eine von Süd nach Nord gerichtete Querspalte durchfliesst. Die grosse Breitenentwickelung des mittleren Theiles hört hier auf. Nur die beiden mächtigsten Züge , der Tsa-shislzan und der Hsi-king-slzan, setzen nach Osten fort, erst noch durch das Parallelthai des oberen Tau-lzó getrennt, dann aber vereinigt und durch das Zusammendrängen der Faltungen fest mit einander verwachsen. Im Süden der Thalfläche des I'l i-Flusses hat die starre Kette eine Breite von 75 g. M. und ragt zur Höhe von ungefähr I I 000 Fuss auf. Ihr Nordabfall ist steil, und die Wasserscheide liegt

in der Nähe desselben. Im Inneren fehlt es , trotz vollkommener geologischer Parallelstructur, gänzlich an Längsthälern. Durch schroffe und tiefe Querschluchten stürzen lange Wildbäche nach Süden und treten aus dem , auch auf dieser Seite steil abfallenden Gebirge plötzlich hinaus, um sich dem, dem Gebirge parallel fliessenden Han zu vereinigen. So setzt das Gebirge dem von Nord nach Süd gerichteten Verkehr einen gewaltigen Damm entgegen. Nur stellenweise seinen Charakter verändernd, und durch das Hinzutreten neuer Parallelketten an der Nordseite an Breite anwachsend , zieht es mit ' stets gleichbleibender Streichrichtung (W z N — O z S) nach Osten fort , bis es in der Provinz Honan plötzlich und un-

zu berauben , so ]asse ich in ihr gleichfalls die für sie angewendeten Namen fallen. Allerdings wird dadurch ein bequemes Schema, das sich so leicht dem Gedächtniss einprägen liess , zerstört ; aber dies ist ja überall der Fall, wo die Kenntniss vom Allgemeineren zum Specielleren fortschreitet.

Ein Wort für den Begriff »Gebirge« existirt wol nur in wenigen Sprachen ausser der deutschen und spanischen (Sierra, Cordillera) ; die anderen müssen sich mit (lem Plural oder einer Zusammensetzung des Wortes für »Berg« begnügen. Auch das Chinesische hat nur das Wort s h a n für »Berg« und (gleichsam im Plural , der bekanntlich unverändert bleibt) »Gebirge «. Ich will hier bemerken, dass für einzelne Gebirgsglieder auch die folgenden Ausdrücke vorkommen : Kang für »Grat« oder »Rücken«, köng und ting für »Gipfel «, yen für einen aufragenden Fels, yai für einen langgezogenen Ab fa 11. Einige Berge führen das Beiwort yó, welches einen heiligen Opferberg bezeichnet. Für eine felsige Schlucht finden sich : yii oder ku (beide durch dasselbe Schriftzeichen ausgedrückt) ; ferner hsia, welches eine von einem Fluss durchströmte felsige Enge (z. B. die Engen des Yang-tszé zwischen Kwéi-tshóu-fu und I-tshang-fu) bedeutet. Das Wort »ging«, d. i. Ebene, wird auch für ebene

B e r g r ü c k en oder ebene Thalstrecken angewendet, während y    eine von Bergen umschlossene T h al -
ebene bezeichnet.

v. Richthofen, China. II.   2