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0329 China : vol.2
China : vol.2 / Page 329 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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UEBEI:SICHT DES WEGES VON HUNG-MÉI-TSHANG NACH TSHAI-TANG

295

W*W. An der Südseite des Thales steigt dasmauerartig zu ungefähr 3000 Fuss an ; auf der Nordseite fallen uns die Schichten zu , daher sind dort die Formen weniger schroff. Da die Richtunes Weges westlich ist, so kommen wir allmälig in das Liegende. Unter dem Kalkstein folgen sehr mächtige Sandsteine, dann grüne Schiefer, und endlich graue, gefältelte S e r i c i t s c h i e f e r. Bei dem Dorf Héi-lung-kwan macht der Fluss scharfe Biegungen in düsteren Engen zwischen Wänden der Schiefer, welche, gleich den überlagernden Formationen , unter einem Winkel von ungefähr 20 bis 35° südlich fallen. Auch bei derb éinen Häusergruppe Hung-méi-tshang, d. i. » Anthracit-Hof«, stehen dieselben Schiefer an. Hier kommt der Hauptfluss von Westen her. Von NNW mündet in ihn ein Bachbett, das jetzt wasserlos war, zu Zeiten aber mit tosenden Fluthen erfüllt sein mag. In diesem ging mein Weg aufwärts. Bis Hung-méi-tshang können Kameele kommen. Daher sind hier die Niederlagen der Kohle, die aus unwegsamen Schluchten von Norden her auf Eseln und Maulthieren herbeigebracht wird. Die Landschaft hat den Charakter öder und wilder Grossartigkeit. Jeder Durchblick durch eine Lücke zwischen den starren umgebenden Wänden zeigt Kalkschroffen, die an Süd-Tyrol erinnern.

Um aus der Schlucht des Liu-li-ho bei. der genannten Häusergruppe in das Thal von Tshai-tang zu gelangen , hat man ein Gebirge mit über 5 oco Fuss hohen Gipfeln und fast ebenso hohen Pässen zu übersteigen ; man muss einem Labyrinth von tief eingesenkten , gewundenen Schluchten folgen , um hinauf zu gelangen. Meine Karte gibt davon kein annäherndes Bild und ist überhaupt an dieser Stelle mangelhaft , da es .an Anhaltspunkten für Compasspeilungen fehlte , und die Aussichten von den Höhen , wenn man die Gegend zum ersten Mal betritt , ein Chaos von Berggipfeln bieten. I)er Weg verlässt den Hauptbach, an welchem BRETSCHNEIDER von seinem Ausflug nach dem nahen Pai-hwa-shan herab kam I) , und führt in nördlicher Richtung Anfangs durch ein Canon, das 15o bis 500 Fuss breit und von steilen, oft senkrechten, 500 bis 2000 Fuss hohen Wänden eingefasst ist. I)er Boden ist meist nur von dem steinigen Flussbett eingenommen. Für 3o li geht es so fort. Dann beginnt ein steiler Anstieg nach dem Dorf Taingan-shan , welches I I oo Fuss über Hang-méi-tshang und i 400 Fuss über dem unteren Liu-li-hó liegt 2) . Hier befindet man sich zwar über der Region der schroff eingeschnittenen Cañons ; aber doch beginnt nun erst der Haupttheil des Anstieges , steiler und steiler, durch Bergkessel und Engpässe , bis man , 240o Fuss über Tai-ngan , in einem Kessel die Hu-tsau-Gruben erreicht. Von ihnen geht es 600 Fuss höher hinauf nach dem Taihai-ling, einem Pass gegen ein anderes, nach Süden gerichtetes Seitenthal des Liu-li-hó. Tief blickt man in dasselbe hinab. Jenseits erhebt sich ein Bergcoloss mit wunderlichen Formen, wie sie nur dem Porphyr eigen sind. Ich schätzte seine Höhe mit Hilfe des Horizontglases auf 7560 Fuss. Später sah ich aus BRETSCHNEIDER'S Beschreibung und Karte :3) , dass es der berühmte heilige Berg Pai-hwa-shan, oder der Hundert-BlumenBerg , ist 4) . An der Seite der höchsten Gehänge der eben erreichten Schlucht , über abschüssige Plätze, die ich nicht ohne ernstliche Abenteuer mit meinen Packthieren passirte, geht nun der Weg hin , um schliesslich nach der flachen Einsattelung des Miau-nganling hinaufzuführen. Von hier bietet sich eine grossartige Aussicht. Nach Süden überblickt man ein Meer von Kalkschroffen , die theils im Niveau des Passes , theils tiefer liegen. Darüber hinaus im Südosten ist die weite Ebene erkennbar, während fern im Süden zackige Gebirge mit den bizarrsten Formen hintereinander gereiht sind. Nach Norden versenkt sich der Blick in die Tiefen des von wilden Gebirgen umstarrten Beckens von Tshai-tang, das mit schroff eingeschnittenen Verzweigungen nach allen Richtungen in die Gebirge eingreift, und man verfolgt seine Ausfüllungsmassen bis wo sie im Norden von einer steilen, von SW nach NO gerichteten Mauer abgeschnitten werden, die wir später als das Nankóu-Gebirge kennen lernen werden. Steigt man dann hinab nach dem Thalboden, so ahnt man dort nichts von der Grossartigkeit der Natur, in deren Mitte man sich befindet.

Dies ist der allgemeine Charakter des Landes, das wir nun durchwandern. In geologischer Hinsicht bietet dasselbe ein Interesse wie wenig andere Gegenden des nördlichen

I ) BRETSCHNEIDER Pekinger Ebene p. 40, 41.

  1. Hung-méi-tshang liegt ungefähr 75o Fuss hoch, daher die Meereshöhen der beiden Orte 185o und 215o Fuss sein würden.

  2. BRETSCHNEIDEIZ a. a. O. -- Die erste Silbe des Namens wird in Peking häufig Po ausgesprochen. Da dies ein provinzieller Jargon ist, so habe ich' die allgemein übliche Aussprache Pai wiedergegeben.

  3. Er bestimmte seinen Standort zu 733o, den Gipfel zu ungefähr 7500 Fuss.

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