National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0486 China : vol.2
China : vol.2 / Page 486 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

448

IX. CAPITEL. DAS SÜDLICHE SHANSI.

ahnte nicht die tiefe Einsenkung , welche dazwischen liegt. Mein Weg führte mich zunächst nach Yin-tshöng. Dies ist ein grosser, mit einer trefflich gebauten Mauer umgebener städtischer Platz , welcher dennoch nicht den Rang eines fix oder hsicn , selbst nicht den eines Marktfleckens hat. Hier ist die Residenz eines Tau-tai , welchem die Verwaltung der grossen Salzwerke für den Staat übertragen ist. Der eigentliche Name des Ortes wird nur officiel angewendet ; bei dem Volk ist ausschliesslich die Benennung Lu-tsu,, gebräuchlich , welche einer Vorstadt vor dem nördlichen Thor entnommen ist. In ihr hat der Salzhandel seinen, Sitz , und es gehen von ihr aus täglich Züge von Kameelen , Maulthieren und Wagen nach verschiedenen Richtungen ab , urn das Salz nach den Gegenden seines Verbrauchs zu befördern. Der Ort liegt auf beinahe ebenem Boden, welcher den Charakter des See-Löss in ausgezeichnetster Weise trägt und stark mit kohlensaurem Kalk erfüllt ist. Alkalische Salze blühen allenthalben aus dem Boden aus , und der Ort kann nur aus grosser Entfernung mit trinkbarem , wenngleich noch stark salzhaltigem Wasser versorgt werden.

Geht man 2 Kilometer in südlicher Richtung , so bietet sich ein überraschender Anblick. In einer langen geraden Linie , so weit als der Blick reicht , ist der • ebene Grund abgebrochen , und in einer Reihe schmaler Terrassen senkt sich der Boden nach einem Becken , welches in der Tiefe von 30o Fuss zu unseren Hissen liegt und jenseits bis an die gewaltige Mauer des Föng-tlau-shan reicht. Es führt den Namen Yen-tshi, d. i. »Salz-Sumpf« und hat eine Länge von ungefähr 6o li bei einer Breite von i o li . Entlang dem Gebirgsrand ist die Senkung am tiefsten und mit einem langen schmalen Streifen Wasser bedeckt. Dies ist der Salz-Se e. Er erhält keinen grösseren Zufluss ; denn die ganze umliegende Gegend entsendet ihre Gewässer nach dem Gelben Fluss. I)ie Speisung durch den auf dem Areal des Beckens und dem angrenzenden Theil des schmalen aber steilen Nordgehänges des Föng-tiau-shan niederfallenden Regen , sowie vielleicht durch Quellen , reicht hin , den See in wechselndem Niveau zu erhalten. Der Salzgehalt seines Wassers ist jedoch für lohnende Gewinnung nicht hinreichend. Die Salzbereitung findet vielmehr auf dem flachen Boden statt, welcher sich vom Fuss des Terrassenabfalls alimälig nach dem See hin senkt. Dieser breite Strich ist der eigentliche »Salz-Sumpf«. Er nimmt wenigstens zwei Dritttheile des Beckens ein und soll vom Frühling bis zum Herbst in Folge der grossen Zahl der dort beschäftigten Arbeiter einem Bienenschwarm gleichen. Mein Besuch fiel Ende December. In dieser Jahreszeit werden nur die vorbereitenden Arbeiten getroffen, so dass ich Tiber die Manipulationen nur theilweise aus eigenem Augenschein berichten kann.

Der Boden ist unter i so Genossenschaften getheilt. Jede besitzt einen Streifen Landes , . welcher sich rechtwinklig zur Längsachse der Einsenkung von der Terrasse bis zum See erstreckt und die Breite von Goo chinesischen Fuss hat. Am oberen (nördlichen) Ende eines jeden Streifens stehen die stattlichen Wohnhäuser der Eigenthiimer. Im Winter gräbt man trichterförmige Löcher 20 Fuss tief , und oben 5o bis 6o Fuss weit, in den Boden. Dieser ist ein mit kleinen Gipskrystallen erfüllter , steifer blauer Thon. Seine Consistenz macht ihn geeignet , um die Seiten der Vertiefung abzustufen und ihnen Haltbarkeit zu geben. Im Boden sammelt sich eine concentrirte Salzlauge. Rings um den 'I'richter werden eine Anzahl grösserer ebener Felder angelegt. Sie sind von einander durch kleine Wälle getrennt, welche von dem ausgeschachteten Boden aufgeführt werden. Es ist nun die Aufgabe der sommerlichen Arbeit, die Lauge zu heben, um sie auf dem flachen Boden auszubreiten und der Verdunstung durch die Sonne auszusetzen. Dies geschieht vermittelst der in China auch sonst vielfach gebriiuchlichen Schwingeimer. Zwei Männer stehen einander gegenüber auf einer Stufe über dem Rand des Wassers und halten an zwei Leinen einen Eimer , welchem sie eine schwingende Bewegung geben. Mit grosser Geschicklichkeit verstehen sie es , ihn in regelmässigem Tempo mit Wasser zu füllen und auf eine höhere Stufe hinaufzuschwingen, wo er sich entleert. In dieser Weise geht das Wasser von Stufe zu Stufe hinauf, bis es auf der obersten durch Kanäle nach den zu seiner Aufnahme bestimmten Feldern geleitet wird. Nach der Verdunstung wird das Salz zusammengekehrt und auf Haufen gethan.

Gegen Osten hin scheint der Boden etwas höher anzusteigen , da dort die Löcher die Tiefe von 4o Fuss erreichen sollen.

Die beschriebene Methode der Salzgewinnung ist jedenfalls uralt , und da der Salz Sumpf mitten in dem Gebiet der ältesten chinesischen Geschichte liegt , so lässt sich