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0726 China : vol.2
China : vol.2 / Page 726 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XIII. CAPITEL. NORD-SHENSI UND KANSU.

Betreffs der Richtigkeit der Identificirung des von MARCO POLO angewendeten Namens Qucngianfu mit der Stadt Hsi-ngan-fu herrscht kein Zweifel mehrt). Auch

er bezeichnet sie als Hauptstadt eines vormaligen gleichnamigen Reiches und ist erfüllt von der Grösse und Pracht der Stadt und dem Reichthum ihrer Umgebungen. Insbesondere erwähnt er der grossen Maulbeerpflanzungen auf den Feldern und der Seidenindustrie des Ortes.

Hsi-ngan-fu ist heute noch eine imposante Stadt und in praktischer Beziehung die Capitale des nordwestlichen China, wenn auch der Generalgouverneur von Shensi

und Kansu wegen der grossen extramuralen Landstriche , deren Verwaltung ihm zusteht, seine Residenz in Lan-tshóu-fu hat. Nichts verräth die Annäherung an eine Gross-Stadt, wenn man von Osten kommt. Langsam geht es in einer Schlucht auf die früher (S. 55o) erwähnte Lössterrasse hinauf. Hier sieht man plötzlich die weithin in gerader Linie sich ziehende Stadtmauer. Ausgedehnte Vorstädte, jede selbst eine kleine Stadt mit besonderer Umwallung, liegen vor den vier Hauptthoren, welche sich in der Mitte jeder der vier Seiten befinden. Sie hatten den Mohamedanern nicht zu widerstehen vermocht und waren jetzt völlig zerstört. Zwischen Ruinen führte die Strasse hin. Die Thore sind grossartiger als die von Peking, die Mauern nicht ganz so mächtig wie dort. Das Strassennetz im Innern ist grösstentheils rechtwinklig angelegt. Die Häusermasse erfüllt ein Quadrat von I o li (3/4 deusche Meile) Seitenlänge. Im nordöstlichen Theil liegen innerhalb besonderer Umwallung die Magistratsgebäude und das Quartier der Mantschu-Garnison. Aber die Ruinen der 36 Paläste aus früher Zeit, welche die Reichsgeographie eingehend beschreibt 2), sollen kaum noch erkennbar sein. Die Einwohnerzahl wurde mir auf eine Million angegeben, darunter 50,000 Mohamedaner 3) . Diese befanden sich zur Zeit meines Besuches in der traurigsten Lage. Sie hatten eine wohlhabende und einflussreiche Mittelklasse gebildet. Bei Ausbruch der Rebellion wurden die angesehensten unter ihnen festgenommen und zu Formalitäten gezwungen , welche als mit der Abschwörung ihrer Religion gleichbedeutend erachtet wurden. Hohe Contributionen, die Unmöglichkeit, die Stadt zu verlassen und

einem Theil von Kansu auch ganz Sz'-tshwan umfasste. Diesem Umstand ist die grosse von ODORICH angegebene Längenausdehnung zuzuschreiben. Da er das Land auf der Reise nach Tibet durchzog, so ging er entlang der Hauptstrasse, wo sich allerdings Ort an Ort drängt.

1) Allerdings begegnete ich solchen Zweifeln bei einigen italienischen Mitgliedern der katholischen Mission in Hsi-ngan-fu, welche zwar fest überzeugt waren , dass der Apostel THOMAS das Christenthum nach China gebracht habe , aber meinten , der grosse Venetianer sei ebenso sicher niemals in China gewesen. Das beweise schon die Irrigkeit seiner Namen , da der Name Quengianfu niemals für ihre Stadt existirt habe. Es erregte daher grosses Erstaunen, als ich unmittelbar einen schriftkundigen chinesischen Schüler der Mission hereinrief, und derselbe auf meine Frage , wie Hsi-ngan-fu in der Mongolenzeit geheissen habe , mit voller Deutlichkeit antwortete : Quenzanfu. Es zeigt sich hieraus , dass selbst die von der officiellen erheblich abweichende örtliche Aussprache, nach welcher MARCO POLO den Namen aufbewahrte, sich unverändert erhalten hat.

z) S. PAUTHIER, Marco Polo p. 361 und desselben L'inscription de Si-ngan-fou, Paris 1858.

3) WILLIAMSON (Yourneys in North China, I, p. 377) gibt 15000 Familien an, was, da 5 Menschen auf die Familie gerechnet werden , eine noch höhere Zahl ergeben würde. In der Mongolenzeit betrug die Gesammtzahl der Einwohner 271000 (PAUTHIER a. a. O. p. 36o).