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0059 China : vol.2
China : vol.2 / Page 59 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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GEBIRGSBAU IM SÜDLICHEN CHINA.

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liche China, einen so grossen Unterschied des Baues von demjenigen von Europa bietet. Es haben sich hier die ältesten Verhältnisse erhalten, während sie in Europa später vielfache Umgestaltungen erfahren haben.

Der Begriff grosser wasserscheidender Ketten, welcher die orographischen Anschauungen noch grossentheils beherrscht , hat sich in Europa entwickelt , wo die Alpen, die Pyrenäen, die Karpathen, der Balkan demselben wesentlich entsprechen. Er hätte kaum entstehen können , wenn die topographischen Studien im südlichen China ihren Anfang genommen hätten ; denn nirgends hat jener Begriff eine so geringe Berechtigung , als in einem solchen rostartig angelegten Faltungsgebiet. Nicht nur fehlt es an durchgehenden Hauptketten , sondern auch an solchen , die in grosser Erstreckung eine ununterbrochene Trennung zweier Flussbecken bilden. Allerdings werden in vielen Fällen die Provinzgrenzen , mit deren vielgewundenen Linien man die supponirten raupenartigen Ketten des Nan-ling und anderer theoretischer Gebirge hat zusammenfallen lassen , wirklich durch die Wasserscheiden bestimmt. Aber die politische Benutzung der letzteren ist eine Folge der Verhältnisse des Verkehrs , insbesondere der Lage der oberen Grenzen der Schiffbarkeit der Flüsse, und es war ein irriger Schluss, wenn man ihr die vermeintliche höhere Erhebung des Landes entlang dieser Grenzlinien zu Grunde legte. Die europäischen Reisenden fuhren in der Regel zu Boot bis in die Nähe einer dieser Provinzgrenzen und mussten dann , um zu dem höchsten Schiffahrtsplatz eines Flusses in der benachbarten Provinz zu gelangen , einen kurzen Landweg zurücklegen , der sie entweder , wie im Fall des Méi-ling , oder des Mt-i-span, wirklich über eine der Parallelfaltungen quer hinwegführte, oder, wie bei dem gewöhnlichen Uebergang von Tshékiang nach Kiangsi , eine bequeme Strasse in einer Längsmulde war. Sie erhielten dadurch den Eindruck leichter Beweglichkeit innerhalb einer Provinz, und erschwerten Fortkommens an deren Grenze. Dies hat wahrscheinlich die Idee des Zusammenfallens von Gebirgszügen mit den Provinzgrenzen und Wasserscheiden befestigt. Es blieb unbeachtet , dass die Flüsse , auf welchen die Reisenden gefahren waren , in verschiedenen Theilen ihres Laufes Gebirge von viel grösserer Höhe und Steilheit in engen Schluchten durchsetzten ; und da man auch den Streichrichtungen keine Aufmerksamkeit schenkte , so vermochte man nicht, die einzelnen Züge mit einander zu verbinden. Hätte man dies gethan , so würde man bemerkt haben , dass im Allgemeinen die Gebirgsketten im südlichen China, fast ganz unabhängig von den Scheidelinien der Wassersysteme , diese und die Provinzen von WSW nach ONO, oder auch von SW nach NO, durchziehen.

Werfen wir einen flüchtigen Blick auf die specielleren Züge der Anordnung, so haben wir im Westen ein ausserordentlich hohes Gebirgsland. Wie sich der mächtige Tang-la 1) in seinem Verlauf von SW nach NO dem System des mittleren Kwen-lun anschaart, so scheinen die Faltungen im Sinn des s i n i s c h en Systems überhaupt im Wesentlichen den Charakter der gewaltigen , tief durch—

I) S. Bd. I, S. 255-257.