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0747 China : vol.2
China : vol.2 / Page 747 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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GEOLOGISCHE HAUPTPERIODEN.   705

einem Gesammtbild übersichtlich zusammenzufassen. Wir begegnen von vorn herein einer Schwierigkeit hinsichtlich der chronologischen Gliederung. Die früher im Einzelnen gegebenen Schlussfolgerungen liessen leicht für jede Gegend eine Reihe von Phasen in der Gestaltungsgeschichte erkennen. Wenn wir aber den Versuch machen , allgemein gültige tektonische Perioden zu unterscheiden, so ergeht es uns ähnlich wie dem Historiker bei dem Versuch, die Weltgeschichte in Perioden einzutheilen, indem die Phasen, welche für ein Volk oder eine Gruppe von Völkern gelten, sich für eine andere Gruppe nicht anwenden lassen. Insbesondere macht sich der grosse Gegensatz zwischen den nördlich und südlich von dem Kwenlun gelegenen Gegenden bemerkbar. Im nördlichen China lässt sich ein aus archaischen Formationen bestehendes, durch und durch gefaltetes Grundgerüst von der Decke der aufgelagerten Sedimentformationen, welche nur geringe Störungen erfahren haben, scharf unterscheiden. Im südlichen China hingegen hat der grössere Theil der paläozoischen Gebilde eine ähnliche Faltung erlitten , wie im Norden die noch älteren Gesteine. Erst die letzten paläozoischen und die mesozoischen Sedimente, so weit sie vertreten sind, haben auch im Süden an derartigen Bewegungen nur noch geringen Antheil gehabt. Jeder der beiden Erdräume hat also Perioden durchgemacht, in welchen die bewegenden Kräfte sich in Stauungen des betreffenden Erdrindentheils selbst manifestirten, und wurde dadurch in seinem Bestand so verfestigt, dass er von einem gewissen Zeitpunkt an eine neutrale, nur in ihrer Gesammtheit noch Bewegungen und Zerklüftungen unterliegende Scholle darstellte. Die Zeitgrenze zwischen den in dieser Weise bezeichneten zwei Hauptphasen in der geologischen Geschichte der beiden Erdräume war aber im Norden und Süden nicht dieselbe, sondern ist hier bedeutend später eingetreten als dort. Da indessen die letzte Faltungsepoche des Südens mit einer Zeit grosser Schollenbewegungen im Norden zusammenfällt , und da die im Siiden ungestört gebliebenen Sedimente auch im Norden, wenn gleich nur schwach, vertreten sind, so können wir für die Tektonik von China überhaupt eine Dreitheilung durchführen. Wir unterscheiden :

  1.  eine erste Hauptperiode, welche die Bildung der archaischen Formationen und ihre Zusammenfaltung umfasst ;

  2.  eine zweite Hauptperiode, welche mit der Ablagerung der in ihrem obersten Theil die Primordialfauna führenden Sinischen Gebilde beginnt und bis über das Ende der Steinkohlenperiode hinausreicht ;

  3.  eine dritte Hauptperiode, deren Eintritt im Norden und Süden nicht genau gleichzeitig ist. Sie beginnt im Norden mit der dauernden Emporhebung des ganzen Gebietes nach der Ablagerung von Schichten , welche ungefähr dem Rothliegenden entsprechen, im Süden mit der Zusammenfaltung des ganzen Gebietes und der Trockenlegung des grösseren Theils nach Schluss der Steinkohlenperiode und vor Beginn des Permischen Zeitalters. Sie reicht bis in unsere Zeit. Auch in ihr haben noch bedeutende tektonische Vorgänge stattgefunden.

v. Richthofen, China. Il.

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