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0435 China : vol.2
China : vol.2 / Page 435 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CHINESEN UND MONGOLEN.

397

4.1

~

h

Abflusses nach dem Meer gegen das abflusslose Land, deren geringe Abhängigkeit von der Gestalt und dem Bau des festen Gebirgsskelettes wir oben (S. 387) dargestellt haben. Ich habe im ersten Band dieses Werkes zu beweisen gesucht, welch ausserordentlich grosser Unterschied zwischen den centralen und den peripherischen Gebieten im Allgemeinen, und in Asien insbesondere, hinsichtlich der Bedingungen für menschliche Ansiedelung, Bodencultur und Civilisation besteht. Nirgends könnte man einen deutlicheren Beleg dafür suchen, als hier, wo beide geographische Typen. bald in scharfgezeichnetem äusserem Contrast, bald in ganz unscheinbarer und kaum bemerkbarer Weise, unmittelbar an einander grenzen. Gleichviel ob das Eine oder das Andere stattfinde, ob die Grenze durch den hohen Steilabbruch einer vulcanischen Mauer gebildet werde, wie oberhalb Kalgan, oder ob man von der Steppe unmittelbar nach einer flachen Niederung komme, deren fast versiegende Gewässer einen Ausweg nach einem dem Meer zuströmenden Fluss gefunden haben — stets ist der Chinese mit dem Pflug bis zu den äussersten Grenzen des Abflusses vorgedrungen, und der Mongole überlässt ihm den Platz ; denn sein Gebiet ist das von dem chinesischen Ackerbauer gemiedene tsazt-ti oder »Grasland«, d. i. die salzige und stetig fortwachsende Steppe. Diese besucht der Chinese als Händler, oder er erbaut Gasthäuser an den Caravanenstrassen ; aber er gründet sich keinen häuslichen Herd für seine Familie und seine Nachkommen 1 .

Der Gegensatz trat in überraschender Weise hervor, als ich von dem mongolischen Zeltplatz Klzanzörtai nach der Belgischen Missionsstation Hsi ging-tszé ritt.

Tagelang hatte ich nichts als Grassteppe gesehen, darin in weiten Abständen einzelne mongolische Zeltlager, umgeben von Heerden von Pferden, Kameelen, Rindvieh. Schafen und Ziegen, die in den grasreicheren Theilen der flachen Becken in der Nähe eines abflusslosen Sees oder an einem nach grösseren Becken hinabfliessenden Bach weideten ; die einzelnen Becken waren durch lange und sanft abfallende Rücken von schwarzem Dolerit von einander getrennt. Plötzlich, in der Meereshöhe von 6000 Fuss. stand ich am Rand der Steppe; die vulcanische Decke war steil. aber nicht hoch, abgebrochen. Zu Füssen lag die sehr flache und breite Einsenkung Twig-nizt-kiian. Die Fläche wimmelte von zerstreuten Gruppen von Lehmhäusern, welche durch die ringsum aufgehäuften Getreideschober beinahe dem Blick verborgen wurden. Obgleich nur 25o Fuss tiefer gelegen, als der Rand der Einfassung, besteht doch der Boden aus Granit. und er wird von einem kleinen Bach durchströmt, der nach dem fang-/(gerichtet ist. Die chinesischen Ansiedler, Alle aus der Provinz Shansi, waren erst seit wenigen Jahren hierher gekommen und hatten sich mitten zwischen Steppenland ein Heim gegründet, nach dem sie ihre

häuslichen Sitten, ihre Geräthschaften ihren Fleiss und ihren Handelsgeist mitbrachten. Auf derselben Bodenfläche, wo vorher wenige Mongolen eine armselige

I) Dies kann als Regel gelten ; doch finden einige Ausnahmen statt. So liegen das Dorf San-han pa S. 349) und der chinesische Wirthschaftshof im Osten von T ung-nü-küan-tszg ,S. 35I) am Rand des Steppenlandes.