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0462 China : vol.2
China : vol.2 / Page 462 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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Ix. CAPITEL. DAS SÜDLICHE SHANSI.

müssen aus den einzelnen Stellen, wo sie sichtbar sind, construirt werden. Diejenigen des Steppenzeitalters stellen sich dem Blick noch in ihrer Reinheit dar, wenn man einen Stand- punkt wählt, von dem aus die Einschnitte verschwinden. Besonders erinnert an Central-Asien der Blick von den Höhen aus gegen die Kette des H6-shan, welche auch durch ihre Nacktheit den Stempel der Steppengebirge hat. Allein solche Standpunkte sind selten ; denn die Zerstörung hat tief eingegriffen und den landschaftlichen Charakter in ausserordentlicher Weise verändert. Auf den Höhen der vom H6-shan herabziehenden Querrippen ist die alte Oberfläche des Löss wenig verändert ; denn , wie wir früher gesehen haben, wachsen die Schluchten im Löss von unten nach oben , und von der Oberfläche aus findet keinerlei Bildung von Einschnitten, daher auch keine Zerstörung statt. Aber die Querthäler sind bis auf den Grund ausgewaschen , und von ihrer Tiefe aus ziehen sich die wildesten Schluchtensysteme in endloser und labyrinthischer Verzweigung gegen die Höhen hinauf, wo sie in tausenden von steilwandigen und engen Rissen endigen. Manche der grösseren Schluchten sind bis auf das Liegendgestein ausgewaschen ; dann strömt auf diesem ein Bach hinab , der zuweilen noch zu einiger Tiefe in dasselbe eingegraben ist. Aber die meisten haben ihren Boden im Löss , und ihre Wände steigen in jenen endlosen Terrassen an , von denen wir bei den Beschreibungen im ersten Band ein schwaches Abbild zu geben suchten.

Da die Strasse dem Fluss nicht folgen kann , so muss sie einige von den beschriebenen lössbedeckten Querrticken überschreiten. Es sind die weit in China berufenen Uebergänge des Han-hsin-ling und Hsi-yau-ling. Kommt man von Norden her, so muss man von Ling-shi (Meereshöhe 2465 F.) erst 1255 Fuss ansteigen nach dem Han-hsinling, dann i i 8 o Fuss hinab nach dem Lösshöhlen-Dorf .%nn yi-tshönn, darauf 9 5 o Fuss hinauf nach dem Hsi yaii-ling, und abermals 1460 Fuss abwärts nach H1)-tshóu (Meeres-

höhe 2 o 10 F.) . Für die Wagen gibt es kaum beschwerlichere Wege in China. Durch das seit Jahrhunderten fortgesetzte staubige Aufwirbeln des von den Rädern und von den Füssen der Menschen und Thiere aufgelockerten Bodens haben sich die gewundenen Hohlwege oft bis zu i oo Fuss ausgetieft. Sie sind so schmal , und ihr Boden ist zum

Theil von so steiler Neigung , dass das Begegnen zweier Wagen die grössten Schwierig-   1.

keiten mit sich bringt. Und doch verkehren ausser dem Fuhrwerk täglich endlose Züge   fii

von Lastthieren, und zwar von Eseln, Maulthieren und Kameelen, auf dieser Strasse ; denn sie ist der einzige Verbindungsweg zwischen weiten Gebieten von China , und noch

gedenkt die Bevölkerung dankbar des grossen HAN-HSIN , welcher zuerst die Strasse für   d .
strategische Zwecke anlegte ; sein Bild wird in einem Tempel auf dem nach ihm benannten Pass gezeigt.

So beschwerlich der Weg für den Verkehr ist , so genussreich ist er für den Geologen und den Freund landschaftlichen Wechsels. Jeder Schritt bringt ein anderes Bild, und wenn man auch das Aeusserste an bizarren Formen der Lössgebilde schon gesehen zu haben glaubt, immer wieder wird man durch neue Combinationen überrascht. Oft geht man in der Tiefe eines Hohlweges und glaubt zusammenhängende Massen von Löss auf beiden Seiten zu haben. Allein der Weg war ursprünglich am Rand einer senkrechten Löss-wand angelegt, und als er sich einschnitt, blieb auf einer Seite nur eine schmale Mauer stehen. Mit Ueberraschung gewahrt man plötzlich eine runde , fensterartige Oeffnung in einer der Wände und blickt durch dieselbe in ein Labyrinth von 'Terrassenlandschaften hinaus , wie wir es in einem leider hinter der grossartigen Wirklichkeit weit zurückbleibenden Bild darzustellen versucht haben

Wenden wir uns nach diesen iibersichtjichen Betrachtungen zur detaillirteren Dar-

stellung der durchwanderten Gegend. Ich theile dieselbe in vier Abschnitte : i) von Hó-tsun am rechten Ufer des Fönn-hó nach Hó-tshóu ; 2) von Fing yang fix auf dem linken Ufer des Fönn-hó nach Hó-tshóu; 3) von Hó-tshóu nach Ling-shi-hsiën; 4) von Ling-shi-hsiën bis Vi-tang-tshiönn.

I. Von Hó - t s u n bis Hó - t s h 6 u . — Wir befanden uns in dem Kohlendorf Hó-tsun

(S. 422) auf der Oberfläche des Löss. Ein kurzer Weg führt nach einem mit Rollsteinen von Kalk und Sandstein besäten Thal, in welchem das Dorf Shui jun-tshönn liegt. Während der San-tiau-hò jenseits des Verwerfungsgebirges entspringt, scheint der Bach dieses Thales seine Quellen in dem Kalksteinzug selbst zu haben. Unterhalb des Dorfes treten

I) S. Bd. I, S. 68.