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0592 China : vol.2
China : vol.2 / Page 592 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. DIE PROVINZ SHENSI.

bei dem winterlichen niedrigen Wasserstand bestimmte Schiffbrücke vorhanden. Die grosse Stadt Hsiën yang ist eine der wenigen, welche den Rebellen Widerstand geleistet haben. Von starken Mauern umgeben , zieht sie sich am nördlichen Ufer des Flusses entlang. Ich fand die Strassen sehr belebt.

Von hier führt in unmittelbar nordwestlicher Richtung die grosse Strasse nach Lantshóu fu. Ihr zu folgen , war zur Zeit meines Besuches dieser Gegend nicht möglich ; denn die kaiserlichen Truppen waren erst bis Kiën-tshóu gekommen , und wenn auch jenseits schon mancher Zusammenstoss erfolgt war , so befanden sich doch die Rebellen noch in dem Besitz der meisten Ortschaften. Herumstreifende Schaaren von ihnen plünderten die Kaufleute aus , und der Verkehr war daher vollständig unterbrochen. Uebrigens wurden gewisse Abtheilungen der kaiserlichen Truppen noch mehr gefürchtet als sie. Dennoch zogen Händler mit Zügen von Lastthieren nach Kansu. In grösserer Zahl vereinigt , suchten sie die verborgensten Umwege durch schwer zugängliche Lössschluchten auf und vermieden sorgsam alles offenere Land. Sie folgten im Allgemeinen einem südlicheren Weg. Bis Föng-tsiang fu war derselbe sicher ; erst von dort aus musste Vorsicht angewendet werden. Gern hätte ich mich einer dieser Carawanen angeschlossen ; denn sie zogen durch interessante Gegenden. Aber die Vorsicht erlaubte ihnen nur ein sehr langsames Reisen, da sie an manchem Ort lange warten oder neue Verstecke suchen mussten , um den räuberischen Banden aus dem Weg zu gehen. Die zu erwartenden Resultate schienen in keinem günstigen Verhältniss zu der darauf zu verwendenden Zeit zu stehen.

Ein mit der Orographie dieser Gegend vertrauter Geolog würde, wenn ihm die Strasse nach Lan-tshóu fu verschlossen wäre , seinen Weg entweder so nehmen , dass er , etwa von Pin-tshóu aus gegen Föng-tsiang fu , die Plateaugebirge im Norden des Wéi verquerend, die Grundzüge in dem Bau dieses Theils von Shensi kennen lernte, oder er würde sich südlich vom Wéi am Fuss des Tsin-ling-shan halten und durch gelegentliche Ausflüge in dessen Inneres seinen Bau zu erforschen streben. Um die zum Theil recht unpraktisch erscheinende Wahl meiner Reisewege zu beurtheilen, ist auch hier dem mehrfach hervorgehobenen Umstand Rechnung zu tragen , dass alles Land vor mir zu jeder Zeit , mit Ausnahme der Lage der grossen Städte und Flüsse, wie mit einem dichten Schleier bedeckt war, und die Plastik immer erst Gestalt gewann, während ich jede einzelne Gegend durchreiste. Vor mir winkte jetzt als Ziel die Bergstrasse über den Tsin-ling-shian nach der Beschreibung von MARCO POLO , der mir vor 600 Jahren vorangegangen war. Was ich auf dem Weg dorthin treffen würde, ob völlige Ebene, oder das interessanteste Gebirgsland, war mir völlig unbekannt. So schlug ich denn die Strasse ein, welche von Hsiënyang direct nach Westen führt.

Hsiën-yang liegt auf dem ebenen Boden einer Terrasse, deren a 0 Fuss hoher Abbruch unmittelbar vom Wéi bespült wird. Ihre Breite, die hier nur 2 Kilometer beträgt, wächst bald bedeutend an, wahrscheinlich bis zu 8— r o g. Meilen. Im Süden wird sie von dem

Wéi und seinen Alluvien begrenzt , im Norden von einer Stufe von Landlöss , welche in einer Reihe kurzabgesetzter Steilabbrüche schnell zu einer Höhe von 30o Fuss über der unteren Terrasse ansteigt. Der Rand dieser Stufe gewährt einen überraschenden Anblick ; denn allenthalben ist die Wand durchlöchert. Es sind die Wohnungen der Bevölkerung, die noch vor wenigen Jahren hier ansässig war.. Die einzelnen Terrassen des Löss bezeichnen eben so viele Etagen , in denen jene angeordnet waren. Die Wohnungen drängen sich in Gruppen zusammen, welche die einzelnen Dörfer bezeichnen. Jedes hat in der Front eine Schutzmauer. In einem durch alle Stufen fortgesetzten Einschnitt waren Treppen angebracht, durch die man einerseits zu den einzelnen Staffeln, andererseits bis zu einem auf der Höhe angebrachten, das Dorf beherrschenden Tempel gelangte. Jetzt war Alles zerstört ; selbst die Fronten der Lösswohnungen hatten die Rebellen nicht geschont. Der Anblick erinnerte an verlassene Wespennester. Auch im ebenen Land

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von drei nahe benachbarten Bracken über einen Fluss wenig Wahrscheinlichkeit hat, so dürfte die Angabe von MARTINI sich auf den ganzen Bezirk von Hsi-ngan-fu beziehen, um so mehr als er gleich darauf eine vierte grosse Brücke bei Lan-tiën-hsiën (südöstlich von Hsi-ngan-fu) erwähnt. Vermuthlich ist die vorher (S. sso) genannte Brücke über den Pa-shui eine von den dreien. Eine zweite dürfte von der direct. nach Norden gerichteten Strasse überschritten worden sein ; und dass hier bei Hsiën yang eine feste Brücke bestanden hat, ist wegen der Wichtigkeit der Stelle wahrscheinlich.