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0186 China : vol.2
China : vol.2 / Page 186 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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15 2   IV. CAPITEL. LAND UND BEWOHNER DER SÜDLICHEN MANTSCHUREI.

der Unternehmungsgeist hat auch freiwillige Ansiedler dorthin geführt. Am spätesten begann die Einwanderung in die mongolischen Gebiete des Piën-wai; denn erst

Kaiser KIA-KING gestattete die Colonisation daselbst im Jahr i 796.

Nie war China so übervölkert' wie in den letzten Jahrzehnten ; daher suchen

die überströmenden Menschenmengen nach Ländern, in denen noch Raum zu ihrer Aufnahme vorhanden ist. Verheerende Rebellionen und Hungersnoth haben im Inneren des Reiches selbst örtliche Auflockerungen hervorgebracht , welche zu bedeutenden Fluctuationen Veranlassung geben. Aber die Bewohner der Küstenprovinzen ziehen die überseeische Auswanderung vor. Am bequemsten liegt ihnen

die Mantschurei ; und seitdem sie ihnen geöffnet ist , wandern Sehaaren hinüber, um sich, zwar in einem kälteren Klima, aber auf einem Boden, welcher Nahrungsstoff in Fülle hervorbringt, eine neue Heimath zu gründen. Das grösste Contingent liefert Shantung , dann folgt Tshili. In dem Hügelland von Liautung, besonders gegen die koreanische Grenze hin , fand ich häufig Ansiedler aus jenen Provinzen, die erst kurze Zeit dort lebten. Oft auch begegnete ich langen Zügen von jungen, kräftigen Männern aus Shantung. Sie gehen jährlich im Frühjahr nach bestimmten Theilen der Mantschurei, um Feldarbeit zu thun, und kehren im Herbst nach ihrer Heimath zurück. Je nach der Jahreszeit, in der ihre Kräfte für die Bestellung der Felder oder die Ernte in einzelnen Gegenden erfordert werden, ziehen sie allmälig von Süden nach Norden hinauf. Dabei lernen sie das Land kennen, und Viele suchen sich eine Stelle aus, nach welcher sie dann, zum Theil mit ihren Familien, übersiedeln. Es scheint jedoch, dass die neuen Ankömmlinge, deren Zahl sich auf viele Tausende jährlich beziffern soll, nie zuerst nach den entlegeneren Gegenden gehen , sondern die schon besiedelten Landstriche vorziehen, während diejenigen , welche hier aufgewachsen sind , den Vortheil geringerer Concurrenz , welchen die Colonisation in uncultivirten und weiter entfernten Gegenden bietet, kennen und wahrnehmen. So bringt der neue Zuzug ein Schieben der chinesischen Bevölkerung gegen Norden und Westen hervor.

Den Chinesen ist es nicht gestattet, mehr Grund in der Mantschurei zu besitzen, als sie für ihr Haus und ihr Grab gebrauchen. Sie können die Felder, welche ausschliesslich im Besitz der Mantschu sind , nur pachten. Wenn die Letzteren schon hierdurch eine aristokratische Stellung einnehmen , so wird deren Charakter durch das alleinige Vorrecht zu Beamtenstellungen erhöht. Dafür haben sie allerdings die ausschliessliche Verpflichtung zum Militärdienst. Aber dieselbe ist nicht drückend und gibt ihnen das Privilegium, aus dem Staatsseckel , wenn auch kümmerlich , zu leben. So beschränkt in China eine Geburts-Aristokratie vorhanden ist, bildet sie daher den Grundtypus der socialen Einrichtungen in dem Heimathland der Dynastie. Die Mantschu glauben sich auf Grund ihrer Privilegien jeder strengen Arbeit enthalten zu müssen. Aber sie befinden sich in dem Nachtheil, eine geringere Cultur zu besitzen , als das emsig thätige Volk , welches sie zu beherrschen wähnen. Daher sind sie indolent geworden und haben trotz ihres Dünkels die Sprache und die Sitten des scheinbar von ihnen besiegten, und doch