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0596 China : vol.2
China : vol.2 / Page 596 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. DIE PROVINZ SHENSI.

der ältesten chinesischen Geschichte ; es ist das im Yü-kung erwähnte Gebiet von Kien, nach welchem der im Quellbereich des Flusses liegende Kiën-shan seinen Namen noch heute trägt. Wenn schon in dem Bett eines Lössflusses überhaupt grössere Gerölle von festen Gesteinen eine seltene Erscheinung sind , so muss es doppelt auffallen , hier nur Granit und krystallinische , aus Quarz und Feldspath bestehende Gesteine vertreten zu finden, ohne eine Spur von Kalkstein. Allein sie stammen, wie sich gleich darauf ergab, unzweifelhaft aus den Schuttmassen, welche vom Tsin-ling-shan herabgeführt worden sind. Jenseits des Flussüberganges , wo die beiden Thäler unter spitzen Winkeln zusammenkommen, bilden ihre Seitenwände einen Vorsprung , in welchem der Löss von der Höhe von 500 Fuss mit einer Gesammtneigung von 45° staffelförmig abstürzt. Der Abfall ist durch die Aushöhlung von Wohnungen belebt. Am Fuss ist der Löss durch Schotterbänke unterlagert , an deren oberer Grenze starke Quellen hervorbrechen , welche grosse Kalktuffmassen abgesetzt haben. Aus diesen Bänken kommen die Gerölle des Kiën-shui. Erstere bilden einen Vorsprung und tragen einen Tempel, welcher als Marktplatz für das wichtigste Product des Gebirges , nämlich Brennmaterial, dient. Mit schweren Ladungen von Holz und Reisig kommen die Bewohner der Bergschluchten herab.

Bald darauf führt der Saumweg über den Wéi. Das sandige Bett des Flusses hat eine Breite von ungefähr 2000 Schritt ; doch hatte die Brücke , welche für den winterlichen Verkehr hergestellt war , eine Länge von nur 400 Schritt. Bei Ma-ying-tshönn lernte ich das erste Gebirgswasser des Tsin-ling-shan kennen. Es war der Tsing-shui (»Klarwasser«) , der aus wilden, weitverzweigten Schluchten sein Wasser sammelt und einen mächtigen Schuttkegel am Gebirgsfuss aufgeworfen hat. Schäumend stürzt er darüber hinab, treibt , wie alle Bergströme der Gegend, Mühlen und speist Reisfelder, die sich an dem schmalen Thalrand ausdehnen. Beide Erscheinungen , die dem Löss fehlen, bleiben nun am Fuss des Gebirges charakteristisch. Die Dörfer, obwol von den Rebellen zerstört , sind hier wieder aufgebaut worden , da die Bewohner in die Berge flüchten konnten und ihr Leben retteten. Die Häuser werden nur mit Holz und Lehm errichtet. Steinbau ist unbekannt und Backsteinbau ein seltner Luxus.

Das Thal des Wei behält bei der weiteren Wanderung nach Westen den bei Kw6tshönn beschriebenen Charakter und ist in dieser Strecke eine ungemein eigenthiimliche Landschaft. Es bildet eine gradlinige Furche , deren 2 bis 3 g. M. breiter Thalboden zwischen der 5-600 Fuss hohen Lösswand im Norden und dem Abhang des Gebirges im Süden eingeschlossen ist. Letzterer besteht aus Schuttkegeln an den Mündungen der Gewässer und, in den Strecken zwischen ihnen, aus 800 bis 1400 Fuss hohen terrassirten Lössabfällen , welche weniger schroff sind als an der Nordseite. Steile Pfade sind an dieser im Zickzack vom Fuss der Wand nach der Höhe angelegt. Sie verbinden die dichtgedrängten Gruppen von Zellen , in denen die Bevölkerung wohnt. An einigen Stellen ist fast jede Staffel damit besetzt. Nirgends aber ist das Gewimmel dichter als um Pau-ki-hsien. Die Stadt selbst, deren vollen Anblick wir von der Südseite aus haben, zieht sich lang am Lössgehänge hin , während ihre Mauern dessen Höhe zum Theil erklimmen. Sie bestand jetzt aus neuen Lehmhäusern im Thalgrund und aus Lösszellen an den Gehangen.

Ein wenig oberhalb Pau-ki-hsien schliessen sich die Lösswände des Wéi-Thales zusammen. Das Alluvium verschwindet. Noch etwas weiter (ung. 15 g. M) westlich erkannte ich die Umrisse von Hügelland , das von Norden her an den Fluss herantritt. Es ist offenbar der Kin-mönn-shan , oder der Berg am goldenen Thor , über welche die Grenze von Kansu zieht. Dort enden die offenen Landschaften von Shensi , und wenn auch jenseits noch manches grössere Becken, wie dasjenige von Tsin-ts/u5u, sich einsenkt, so dürfen wir doch im Ganzen einen mehr gebirgigen Charakter mit kleineren und stärker durchfurchten Lössbecken erwarten.

Mit Widerstreben liess ich diese Gegenden unbesucht, so reiche geologische Ausbeute

auch der Gebirgszug versprach , dem ich mich nun zuwandte. Bei dem Ort Yi-mönntshönn mündet der kleine , aber sehr belebte Saumweg , auf welchem ich kam , in den grösseren , der von Pau-ki-hsien ausgeht. Hier trat endlich tinter dem Löss , der bisher die Gehänge bekleidete, festes Gestein zu Tage. Der Blick thalaufwärts ist grossartig. Man sieht hinein in ein Labyrinth von Bergen, die höher und höher ansteigen. Bei der duftigen, aber etwas dunstigen Atmosphäre, welche eben herrschte, sahen sie riesenhaft aus.