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0053 China : vol.3
China : vol.3 / Page 53 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VERKEHRSGEOGRAPHISCHE STELLUNG.

I7

die dort gelegenen zwei Zugangspforten ebenfalls nur zum Reisen dienen und von untergeordnetem Wert sind.

Die Stellung von Yünnan ist von ungewöhnlichem Interesse.') Als eine gewaltige nach Siden vorgeschobene Bastion, in welcher das vortibetische Gebirgsland und das Massiv von Kwéitshóu sich vereinigen, erhebt sich dieses Hochland, wie wir eben sahen, im Centrum der centrifugalen Ströme Hinterindien's. Wenn man mit Rücksicht auf den Verkehr einerseits offene Flussthäler, in denen der Verkehr entweder zu Wasser oder zu Lande oder auf beiderlei Weise geschehen kann, andererseits geschlossene Stromfurchen, welche denselben weder ' zu Wasser noch, dem Flusslauf entlang, zu Lande gestatten, unterscheidet, so sehen wir in grossem Halbkreis von den Küsten des südöstlichen Asien offene Flussthäler gegen die mächtige Landstaffel des Südwestlichen China, und im Besonderen gegen Yünnan, wie gegen einen gemeinsamen Brennpunkt hin, in Radien convergiren. Aber sowie sie sich ihr nähern oder sie erreichen, ist der offene Charakter zu Ende; die grösseren Ströme setzen ihren Oberlauf in engen, schwer zugänglichen Furchen noch jenseits fort, an den kleineren steigt man bald hinauf zu den Quellgebieten. Die Verkehrswege der offenen Thäler erlangen dadurch eine besondere Bedeutung, dass an der Mündung eines jeden der zugehörigen Ströme ein abgesonderter und eigenartiger Cultursitz gelegen ist. Derjenige an der Mündung des Brahmaputra kommt hier nicht mehr in Betracht. Es folgen derjenige von Birma am I r a w a d d i und der kleine Cultursitz von Aracan und MolmFn am unteren Sa l w en. Nahe daran gelegen, und doch weit davon getrennt, sind die hervorragenden Centren, welche seit frühen Zeiten an den Mündungen des Me n a m und des Me k o ng gestanden haben ; dann der alte Handelspunkt im Delta des So ngk a 2) ; ferner der Schauplatz blühender Cultur, dessen Mittelpunkt Canton am Ausfluss des Hs i - k i a ng geworden ist ; endlich das üppige Land am unteren Ya ng ts z é , der reichste Sitz typisch chinesischer Cultur. Von allen diesen Glanzpunkten sind die Strahlen, den offenen Flussthälern folgend, landeinwärts um so mehr convergirend gerichtet, als (wenn wir, wie auch bei den nachfolgenden Betrachtungen, von China absehen) der Landverkehr zwischen je zweien dieser Cultursitze, ebenso wie zwischen je zweien der zugehörigen offenen Thäler, beschwerlich ist und stets wenig benutzt wurde, der eigene Seeverkehr der einzelnen genannten Culturstaaten aber zu allen Zeiten ein beschränkter gewesen ist. Hätten die centripetalen Bestrebungen in der Region des gemeinsamen Brennpunkts offenes Land gefunden, so würden sich die Verkehrslinien berührt haben und die politischen Interessen dort in Conflict gekommen sein. Aber, je weiter nach dem Innern der Verkehr vordringt, desto grösseren Hindernissen begegnet er. Kein einziger der alten Flussmündungs-

1) [Hierfür bringt die Abhandlung von G. ROUVIER „La j»-ovince chinoise du Yunnan et les routes qui y mènent" (Revue de Géograjihie, Paris, vol. XXXIX—XLI, 1896-97) eine in vielen Einzelheiten dankenswerthe Zusammenstellung.]

Z) Ueber das hier gelegene h attigara des PTOLEMÄUS S. Bd. 1, S. 509 f.

v. Richthofen, China. III.