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0726 China : vol.3
China : vol.3 / Page 726 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN TSHËKIANG UND NGANHWÉI.

3. Juli ; bis 8 li oberhalb Fö n n - s h u i -hsiën , insgesammt 43 li. — Der Fluss ist in dieser Strecke stark gewunden. Die Berge steigen bis 15oo Fuss [450 m] über dem Thal an und sind zum Theil sehr steilwandig. Bald lassen sie breiten Boden zwischen sich, bald ist das Thal auf eine enge Schlucht beschränkt. Die Gegend ist überaus anmuthig, die Vegetation von tropischer Ueppigkeit und sehr wechselvoll. Der ehemalige Verkehrsweg war grossen Theils so stark überwachsen, dass man sich nur mit Mühe Bahn brechen konnte. Früher war die Gegend reich. Dafür spricht schon der Umstand, dass das Thal des Fönn-shui in vier hsiën (Tung lu, Fönn-shui, Tshang-hwa, Yü-tsiën) vertheilt war und noch ist. Das bezeugten ferner die weitläufig und geräumig aus Backsteinen erbauten, weiss angestrichenen, mit architektonischen Zierrathen versehenen Häuser der zahlreichen Dörfer. Sie waren völlig zerstört. Kaum das zwanzigste Haus war bewohnt, und dann bot es den Anblick einer ausgeflickten Ruine. Die meisten der jetzigen Bewohner waren eingewandert. Die Städte unterlagen leicht der Zerstörung; denn sie waren, was eine seltene Ausnahme ist, ohne Ringmauern. In Fönn-shui-hsiën waren einige Dutzend Häuser wieder hergestellt.

Einst war das ganze Thal wohl angebaut, und terrassirte Felder erstreckten sich hoch hinauf in allen Schluchten und Runsen. In den dreizehn Jahren, welche seit der Zerstörung vergangen waren, war Alles eine Wildniss geworden. Hohe Gräser und dichtes Gesträuch bedeckten die ehemaligen Stätten sorgfältigen Feldbaues. An Stelle der alten Strasse wand sich ein schmaler Fusspfad zwischen blütenbedecktem Gestrüpp oder zehn Fuss hohen Gräsern. Fasanen und Wildschweine hatten sich ausserordentlich vermehrt. Als Zeugen der früheren Cultur standen noch grosse Pflanzungen von Kastanien-Bäumen und Maulbeer-Bäumen, letztere verwildert und meist eingegangen.

Diese Bemerkungen gelten für das ganze Thal des Fönn-shui. Allenthalben fruchtbares Land und gute Bewässerungsfähigkeit, und doch eine spärliche und armselige Bevölkerung. Der Zuzug neuer Ansiedler kam aus Ningjio und Shau-hsingfu in Tshékiang, aus Nganhwéi, Hupéi und Sz'tshwan. Sie konnten den móu Land ([etwa] ='/16 Hektar), der früher 40000 tsiën werth gewesen war, für i000 tsiën (zu jener Zeit ungefähr Mk. 3,4o entsprechend) kaufen und durch Ausbauen eines alten Hauses billige Wohnung haben. Man hätte erwarten sollen, dass sie grosse Strecken Landes erwerben und anbauen, und dass Arbeit gesucht und hoch bezahlt werden würde. Allein der Arbeitslohn betrug, wie überall, 5o bis wo tsiën für den Tag und freie Kost, und nur ganz geringe Strecken der verwilderten Felder waren angebaut. Diese Verhältnisse bestärkten mich in meinem früher gewonnenen Schluss, dass das Maass der bebaubaren Ackerfläche in direktem Verhältniss zur Quantität der Dünger-Production, d. h. zur Bevölkerungszahl, steht und nicht überschritten werden kann, ohne einen untergradigen Bodenertrag mit sich zu führen.

Der Anblick des Landes gab oft zu Täuschungen Anlass. Ich glaubte aus der Ferne das üppigste Cultur-Land zu sehen, aus dessen reichem Grün die weissen Giebel der Landhäuser hindurch schimmerten. Kam ich näher, so erkannte ich den Irrthum und fand malerisch über-rankte Ruinen. Hier und da hatte ein Platz in Folge seiner Lage einige Lebensfähigkeit bewahrt; so das Dörfchen Pu-tóu, das am Eingang einer engen Klause steht, dem Thor zwischen unterem und mittleren Thal. Der Fluss windet sich in spitzem Winkel durch eine Enge, in welcher das Dorf an steiler Bergwand steht. Südlich davon ist ein kleiner Tempel, wiederum an dem schönsten Aussichtspunkt für die Landschaft.')

Die Beobachtung war an diesem Tag zuerst durch drückende Schwüle, und dann durch heftige und lange andauernde Regengüsse beeinträchtigt. Der Fluss schwoll mächtig an; die gelben Fluthen führten eine Menge von Bäumen und Sträuchern mit sich. Dennoch durfte ich nicht rasten, da ich meine widerspenstigen Lastträger so weit wie möglich aus dem Bereich, in welchem ihnen die Flucht verlockend war, heraus bringen musste. Schon bisher waren sie mir öfters mit Grauen gefolgt, wenn es über Gebirge nach einem ihnen unbekannten Lande ging. Jetzt sahen sie vor sich eine noch weit fremdere Welt ; die menschenarme Wildniss, etwas für sie völlig Neues, bildete nur die Vorhalle dazu. Ihre Phantasie malte ihnen Schreckensbilder von dem Lande aus, nach welchem ich sie noch führen würde. Von Tung-lu aus, dessen

1) [Eine ergänzende Schilderung dieser Thailandschaft und ihrer Verwüstung durch die Rebellen, auch einige Angaben über Thier- und Pflanzenwelt, sowie einen Bericht über die Erlebnisse, namentlich mit den Trägern, enthalten die »Tagebücher aus China«, Bd. II, S. 50-571