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0092 China : vol.3
China : vol.3 / Page 92 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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II. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN DER PROVINZ SZ'TSHWAN.

nach WSW und strömt in einigen grossen Windungen durch ihren flachen Boden, dessen grösste Breite nur wenige Kilometer beträgt.

Die Landschaft ist anmuthig. Die Gehänge sind mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Wären die Gruppen derselben grösser und dichter, so könnte.die Gegend hohen Reiz haben. Zum ersten Mal fiel mir hier der Mangel an geschlossenen Dörfern auf, welcher, wie ich nachher erkannte, für die ganze Provinz Sz'tshwan charakteristisch ist. Kleine Häusergruppen und Gehöfte sind überall zerstreut. Pflanzungen von Maulbeerbäumen, Tung-Oel-Bäumen und Orangen-Bäumen, die jetzt zum Theil mit Früchten bedeckt waren, wechseln mit Feldern, auf denen insbesondere Reis, Weizen, Gerste, Hirse, Taback, Saubohnen und Erbsen gebaut werden. [Mohnfelder sah ich noch nicht.]

Einen Knotenpunkt in dem gut bevölkerten Thal bildet die Stadt Tshau-hzea-hsiën. Sie liegt am rechten Ufer des Kia-ling-kiang, neben der Einmündung des wasserreichen, aus weiten Verzweigungen entspringenden Pai-shui-kiang') in denselben. Nicht ohne Gefahr für die Stadt ist die Nachbarschaft von zwei Strömen, welche in hohen, dem regenbringenden SiidostMonsun ausgesetzten Gebirgsländern wurzeln. Nur 15 Fuss erhebt sich das Alluvialland, welches den Ort trägt, über den Wasserstand des Februar. Am 17. September des Vorjahres (1871) war bei einem plötzlichen Andrang der Gewässer die ganze Stadt überfluthet worden ; das Wasser soll bis über die Dächer der Häuser gestiegen sein. Die Einwohner hatten Zeit gehabt, nach den nahen Höhen zu flüchten ; aber der Schaden war gross gewesen, und seine Spuren liessen sich noch allenthalben erkennen.

Der Kia-ling-kiang ist eine der wichtigeren Verkehrsadern von Sz'tshwan. Aber die Schifffahrt ist nicht ohne Mühen und Gefahren. Sie beginnt für grössere Frachten bei Yangying-kwan,2) kleine Fahrzeuge gehen höher hinauf. Bei Kwangyuén-hsiën sind die von hohen Felsen umstarrten Engen des tiefen Querthals überwunden. Aber nur auf eine kurze Strecke ist dem Fluss die Ruhe eines gewundenen Laufs durch ein ebeneres und weiteres Thal vergönnt.3) Schon bei Tshau-hwa durchbricht er die gewaltige, ihm entgegenstehende »Mauerklippe«, indem er mit scharfer Südwendung eine enge, [steilwandige,] gewundene Felsklamm betritt. Von da an ist er continuirlich tief in das Tafelland eingegraben, von dem jene der nördlichste Absturz ist ; so tief und schroff, dass kein Weg dem Fluss zu folgen vermag. Um die südlicheren Landschaften zu erreichen, müssen die Saumpfade die Höhe der »Mauerklippe« erklimmen. Zwei von ihnen sind von Bedeutung ; der eine windet sich östlich vom Fluss, von Kwangyuén-hsiën aus, hinan nach dem 3670 engl. Fuss [1120 ni] hohen 4) Pass 1Wéi-ling-kwan und führt dann durch bergiges Land weiter südlich, bis er bei Pau-ningfu den Kia-ling kiang wieder erreicht ; von dort geht der vielbenutzte Verbindungsweg weiter nach Tshung kingfu. Der andere, den ich einschlug, führt von Tshau-hwa-hsiën nach Miën-tshóu und weiter nach der Provinzhauptstadt. Zwischen beiden ist der Strom die Verkehrsstrasse nach dem Süden. Durch Stromschnellen und Wirbel, mit denen einzelne Strecken ruhigeren Fahrwassers wechseln, werden die Fahrzeuge schnell

  1. [Das Manuscrz:At hatte Héi-shui-kiang (Schwarzwasser-Fluss), also den Namen von gegentheiliger Bedeutung (Pai-shui = Weisswasser) ,• das Tagebuch.. He sui. Da aber auf Tafel 2,5/26 des » Atlas«, Theil I, der Fluss als Pai-shui-kiang bezeichnet ist, ebenso im Manuscript für Cal. IH, so ist dieser Name auch hier eingesetzt worden. Auch KREITNER nennt ihn so (s. SZÉCHENYI, Bd. I, S. 244).]

  2. S. Bd. II, S. 591.

  3. Die äusserst charakteristische, in dem Anprall gegen die Mauerklippe beruhende Unterbrechung des Nord-Süd—Laufs durch eine nach WSW gerichtete gewundene Strecke fehlt, ebenso wie jener langgedehnte Wall, auf der Karte von KREITNER (Tafel D III, C III in GRAF SZÉCHENYI'S Atlas). Auch ist der Contrast des Tafellandes im Süden und des Gebirgslandes im Norden dort nicht erkennbar.

  4. [Die Höhenzahl rührt von einer Angabe bei Mrs. BISHOP her, die eine erstmalige Beschreibung der Strasse Pau-ningfu—Kwangyuén-hsiën im Geogr. Journ., Bd. X, S. 19-50, gegeben hat. Dann folgte 1898 LITTON (s. oben S. ¢i), auf dessen Karte die obige Höhenzahl gleichfalls verzeichnet ist. — Von Pau-ning den Kia-ling-kiang abwärts bis Tshung kingfu war MCCARTHY schon 1877 gereist (s. oben S. 32 Anm. 4).]