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0115 China : vol.3
China : vol.3 / Page 115 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE GEGEND VON HSÜ-TSHÓU-FU.

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kam BLAKISTON in eine enge, steilwandige Schlucht, an deren Seiten hoch oben ein lebhafter Steinkohlenbergbau betrieben wurde').

Der bis auf die Höhen bewachsene, von vielen kleinen Gewässern erodirte Bergzug, die breiten Rinnen der hier sich vereinigenden wasserreichen Ströme, dazu höheres Land weiter im Südosten, geben der Landschaft einen reichen Formenwechsel. Sie wird belebt durch Feldbau, Baumpflanzungen, zerstreute Wirtschaftshöfe und malerische Tempel. Bei Ausflügen nach Nordwesten boten sich hübsche Bilder. Die Stadt selbst aber hat alle Schattenseiten eines chinesischen Flusshafenortes.2) Ihre schmutzigen engen Gassen stehen in unvortheilhaftem Gegensatz zu den vornehmen Strassen von Tshöng tu fu. Neben den guten Elementen der Bevölkerung von Sz'tshwan erkennt man die üblen und rohen Einflüsse, die sich an dem grossen Strom aufwärts verbreiten. Ich blieb hier zwölf Tage. Erst plante ich einen grösseren Ausflug nach Südwesten 3); da er jedoch viel Zeit erfordert hätte und die Regen zugleich mit grosser Hitze einsetzten, beschloss ich, den Strom hinabzugehen. Es war schwierig, ein Fahrzeug zu bekommen, da jedes nahende Boot von den Mandarinen zum Zweck von Truppentransporten in Beschlag gelegt wurde. Endlich gelang es mir, ein schönes Schiff von geringer Grösse, aber recht bequem, bis I-tshang für den Preis von 5 5 Bang (33o Mark nach damaligem Werth) zu ermiethen.

Lands c h a f t 1 i c h e r C h a r a k t e r. — Es war jetzt tiefer Wasserstand ; dennoch glitt das Boot mit guter Fahrt auf dem Strom hinab. Die directe Entfernung nach Tshung-kingfu beträgt 1 io g. M. (203 km). Der Fluss beschreibt einen sanft geschwungenen Bogen nach Süden und erhält durch vielfache kleinere Windungen eine Länge von 175 g. M. (324 km). Da nur während der Tagesstunden gefahren wurde und ich, abgesehen von einer längeren Rast zur Ausbesserung des zerbrochenen Steuerruders, an manchen Stellen zum Zweck von Beobachtungen anlegte, brauchte ich 5 L/ Tage für die Reise. Die Dauer der wirklichen Fahrt kann auf ungefähr 5o Stunden veranschlagt werden. Der Strom verdoppelt nahezu seine Wassermasse durch die Vereinigung mit dem Kin-sha-klang, welcher jedoch, trotz seiner grossen Länge, bezüglich der Wasserführung vom Min übertroffen zu werden scheint.4) Da bei Lu-tshóu der wasserreiche Tokiang von Norden mündet und von Süden her drei grosse Flüsse, der Tsing-shui-hó, der Tshishui-und der Ki-kiang hó, dem Yangtzé zuströmen, so nimmt dieser an Breite und Kraft zu. Die Strömung ist im Ganzen langsam bis Lu-tshóu; dann wächst sie, und es stellen sich Stromschnellen ein, unter denen diejenige bei Hsin-tu-kóu (halbwegs zwischen Lu-tshóu und -kianghsiën) als die gefährlichste gilt. Der Fluss hat zwar selten die Geschwindigkeit des Min; doch stellen sich bei scharfen Biegungen Wirbel ein, welche das Schiff, wenn es nicht gut gelenkt wird, • herumdrehen und nicht selten Verderben bringen.

In der ganzen Strecke ist der Fluss tief in die rothen thonigen Sandsteine eingeschnitten. An einzelnen Stellen sind die Ufer steil ; insbesondere dort, wo durch Aufbiegung tiefere Formationsglieder zu Tage kommen. In der Regel jedoch sind die Gehänge sanft geneigt und in Folge des Wechsels von härteren und weicheren Schichten in natürlichen Terrassen abgedacht. Bis Lu-tshóu zeigen sich häufig kleine alluviale Verebenungen auf den Innenseiten der Windungen ; nachher werden sie seltener. Die seitliche Erosion des Flusses ist an manchen Stellen zu erkennen, wo im Niveau desselben oder ein wenig darüber die Schichtenköpfe in einer horizontalen,

  1. S. BLAKISTON, Five months an the Yang tsze, London 1862, S. 264 und 293. [BLAKISTON sah auch in Ping shan-hsiën einige Dschunken, die von noch weiter oberhalb Kohle herabbrachten. Die lebhafte, auch auf die Bodengestaltung gerichtete Schilderung der Gegend von Suifu findet sich a. a. O., S. 252 : und 202; auch das Vorkommen der Kohle »im Ueberfluss« und die Minen von Pa-ko-shan (s. unten S. 81) werden daselbst erwähnt. Auch der Graf DE VAULSERRE (Géogr., I, 1900, S. 452) nennt bei Ngan-fiién zwei Kohlenminen, ferner eine oberhalb Ping shan auf dem linken Ufer und eine weiter bei Ma-tshang. Die Kohle sei in Sandstein und Schiefer eingeschaltet; der Zusatz »dominés yar des calcaires« würde auf ein tieferes Niveau deuten.]

  2. [Eine neue Schilderung von Hsii-tshóu fu, in der besonderj die Bedeutung des Platzes von 150 00o bis 200 00o Einwohnern für den Handel (namentlich mit Yiinnan) hervorgehoben

wird, gab BETZ, a. a. O., S. 62-65.]

  1. [Darüber vergl. VON RICHTHOFEN » Tagebücher aus China«, Bd. II, S. 321 j]

  2. [ Vergl. dasselbe Urtheil bei BETZ, a. a. O., S. 62. Messungen der Wasserführung scheinen

noch nicht ausgeführt worden zu sein.]