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0491 China : vol.3
China : vol.3 / Page 491 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ANTRITT DER REISE IN HUNAN.

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Von I-tshang-hsiën nach Ts h ö n n - t s h ó u. — An der Grenze von Hunan ist eine Zollstation. Man verlangte meine Visiten-Karte, welche ich verweigerte. Darauf folgt, ein weitläufig gebautes Haus, das Kaiserliche Salz-Magazin. Bald nachher erblickt man die Häuser der Stadt I-tshang hsiën, wahre Prachtgebäude für China, zwei- bis dreistöckig, mit Fensterreihen, aus blaugrauen Backsteinen aufgeführt, und mit geschweiften, reich verschnörkelten Dächern aus bunt glasirten Ziegeln. Eine Anzahl Wirthshäuser steht am Wasser. Unter ungeheurem Menschenandrang bezogen wir Eines derselben und verbrachten einen unbehaglichen Nachmittag.

An den folgenden beiden Tagen (22. und 23. Januar) legte ich den Landweg nach Tshönntshóu zurück, mit Nachtquartier in Liang tiën. Eine io Fuss breite, mit grossen Steinplatten gepflasterte Strasse verbindet die beiden Schifffahrtsplätze. Der Verkehr war noch immer bedeutend, obgleich die Dampfschifffahrt auf dem Yangtszé ihn erheblich vermindert hat. Es herrschte auf dem ganzen Wege ein Drängen von Packträgern, Packthieren und Fussgängern. Von Canton kamen : Salz, dessen Preis dort Io, hier 5o tsiën für das chinesische Pfund betrug; europäische Güter und Fabricate von Kwangtung. Aus Hunan kamen in grösster Menge : Hanf, Oel und Thee; der im Süden von Höng-tshóufu gewonnene Thee geht nach Canton, der des nördlichen Theils der Provinz nach Han-kóu. Erstaunlich gross ist die Masse von MedicinWaaren aus Sz'tshwan, die nach Canton gehen. Grosse Züge von Packthieren waren mit Ballen und Kisten beladen, welche nur diese enthielten.

Die Strasse führt über flach welliges Land und steigt nur wenig zur Passhöhe an, welche wahrscheinlich nicht mehr als I000 Fuss [300 m] über dem Meere liegt.') Das Wetter war trübe, die Aussicht verdüstert ; doch war im Nordwesten von I tshang (von West bis Nord) ein ungefähr 2500 Fuss [750 m] hohes Gebirge, der Pau-yün-shan, sichtbar ; ein anderes, der San-ku-shan, erhebt sich weiterhin im Osten der Strasse. Das Erstere besteht, wenigstens zum Theil, aus Granit und P o r p h y r. Granit ist in grosser Menge in den Flussgeröllen bei I tshang vertreten, während ein Porphyr2) mit grossen rothen Orthoklas-Krystallen zum Theil als Material für die Pflasterung der Strasse dient, und zwar gerade dort, wo die Letztere den Fuss des Gebirges berührt. Am Wege selbst sieht man in den ersten zwei Dritteln Nichts als K a 1 k stein. Zunächst ist er krystallinisch, stellenweise ein schöner weisser Marmor; weiterhin folgt deutlich geschichteter, dunkelgrauer, weiss geäderter, hin und wieder mergeliger Kalkstein. Dieser bildet vorzugsweise das Material zum Pflastern der grossen Strassen. Weder vorher noch nachher habe ich, mit Ausnahme des Ueberganges vom Han-Fluss nach dem Kia-ling-kiang3), in China einen ähnlichen Reichthum an V e r s t e i n e r u n g en getroffen, wie er hier sichtbar ist. Die Pflastersteine sind durch langen Gebrauch glatt abgeschliffen. Die Flächen sind erfüllt von Durchschnitten von Schalthieren. Am häufigsten sind dieselben spiralförmig, vielleicht von Ammoneen herrührend. Ich erkannte auch vielfach Gastroj5oden, Brachioyoden, auch einen [grossen] Orthoceras und zahlreiche Korallenstöcke. Leider musste ich die Ausbeutung des Fundes einem

Verhältniss zu den obigen Angaben stehen. Da Verf (s. die vorige Anm.) auf diesen Theil der Routen-Aufnahme besonderen Werth gelegt hat, erschien der Nachtrag der gemessenen Entfernungen geboten. Die Nachmessung auf der Karte ergab eine hinreichende Bestätigung derselben. Die Strecke I tshang hsiën — Lui-hő-kóu stellt sich auf der Karte zu 272 km, nach obiger Angabe zu (165,5 g. M. oder) 307 km ; die Differenz erklärt sich als selbstverständlich, weil das Messrädchen den engen Windungen des Lui-hő nicht zu folgen vermag. Für die Strecke Lui-hő-kóu stellt sich das Verhältniss • auf 385 km . (211,5 g. M. oder) 392 km,. hier ist also die D ferenz auf dem mehr gestreckten Lauf des Hsiang-kiang sehr gering. — Die Länge des li scheint in dieser Gegena etwas grösser als 0,2 g. M., also gleich rund 375 nz, zu sein. Nach einer Anmerkung des Verf ist Dies das Wegemaass der Sch fier, während die officielle, auch zu Lande gültige li auch hier 0,3 g. M.-=--- 560 In ist; von jenen gehen also 300, von diesen 200 auf .1.° des Aequator.

  1. [Die vom Verf. zuerst herbeigeführte, bereits erwähnte Correctur der früher arg überschätzten Höhe der Pässe Méi-ling und Tshó-ling hat durch neue Aufnahmen eine volle Bestätigung gefunden. Der amerikanische Ingenieur PARSONS, der die .Trace für den Eisenbahnj5lan Han-kóuCanton untersuchte, fand für einen etwas östlich voin Tsh-ling gelegenen Pass eine Meereshöhe

von 330 m. (Vgl. TIESSEN, China, S. 187)]

  1. [Das Tagebuch sagt genauer: Quarzporphyr.]

  2. S. Bd. I I [S.5971]

v. Richthofe n, China III.

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