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0611 China : vol.3
China : vol.3 / Page 611 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER POYANG-SEE IM WINTER.

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Fahrt auf eine Schlammbank auf. Der Nord-Wind trieb das Boot immer fester in den Schlamm, und bei geringer Verzögerung hätte es das Geschick anderer hier und da in verschiedenen Höhen auf den Schlammbänken sichtbaren Schiffe getheilt, welche nicht frei gemacht werden konnten und bei dem beständigen Rückzug des Wassers bald trocken zu liegen kamen. Sie müssen die Wiederkehr des Hochwassers im Sommer abwarten.') Nur den aufopfernden Bemühungen meiner trefflichen Ningpo-Mannschaft gelang es, mein Boot wieder flott zu machen.

Der in Reisebeschreibungen oft erwähnte Berg Ta-ku-shan ist ein 200 Fuss [6o ni] hohes Felsriff aus festem Sandstein (Streichen N N O, Fallen W N W,2) dessen pittoresker Charakter durch Tempelbauten mit Baumgruppen und durch die Pagode auf dem Gipfel erhöht wird. Weiter aufwärts berührt der Strom das westliche Ufer und lässt die Schlammflächen im Osten. Er bespült die Vorsprünge des Dorfes Ta - k u - t a n g und des Berges Tsing shan. Dann geht der Winter-Canal wieder nach der Ost-Seite. Hier, an der Süd-Seite des Berges Ping-föngshan (»Der windberuhigende Berg«), ist einer der wenigen sicheren Ankerplätze. Es lag daselbst unter dem Schutz von Kanonenbooten eine grosse Anzahl von Schiffen, welche durch den beständigen Nord-Wind an der Weiterfahrt gehindert waren. Nun geht es wieder nach der West-Seite, wo eine Pagode die Lage der Stadt Na n - k a n g f u bezeichnet.

Bis hierher, 25 g. M. (46 km) von der Mündung, ist das Seebecken ein Canal zwischen Gebirgsvorsprüngen, die sich auf 2 bis 4 g. M. [4--5 km] einander nähern ; aber zwischen ihnen greift die See- oder Schlammfläche lappenartig in Buchten ein, so dass stellenweise die äussersten Uferstellen im Osten und Westen bis io g. M. [18,5 km] von einander entfernt sind. Ein wenig weiter südlich treten die Vorsprünge enger gegen einander; das Seebecken ist auf o,8 g. M. [1,5 km] eingeschnürt, wovon der Fluss jetzt ungefähr den vierten Theil einnahm. Der westliche Vorsprung führt den Namen Yu-liangj5au-tai; auf dem östlichen steht der Tempel Lau- yë-miau, nach welchem die Verengung benannt werden kann.

Darauf treten die Ufer weit aus einander, nach Südwest und Südost; aber der Seeboden bildet nicht eine einförmige Fläche, sondern wird von einzelnen grösseren und kleineren, theils bergigen, theils tafelförmigen Inseln überragt. Zwischen ihnen kommt von Süden her die Rinne des Kan-kiang, von Südosten diejenige des Jau-kiang herab. Es war, da ich noch erwartete, über eine Seefläche segeln zu können, meine Absicht gewesen, in der Richtung des letztgenannten Flusses die Stadt Jau-tshóufu und von ihr aus die Kohlengruben von Loying zu erreichen. Jetzt erkannte ich wohl, dass von Segeln auf einer Wasserfläche keine Rede sein könnte, und der Lootse erklärte es für unmöglich, die »Nymphe« auf dem seichten Fluss hinauf zu bringen. Ich setzte daher die Fahrt auf dem wasserreicheren Kan-kiang fort und erreichte den Marktflecken Wu-tshöng-tshönn. Er liegt auf einer aus dem Schlamm sich erhebenden, vom Fluss bespülten Sandstein- Insel. Der ansehnliche, von einem grossen Tempel überragte Ort bildet einen Knotenpunkt des Verkehrs. Denn hier vereinigen sich die Stromadern von allen Seiten. Von Süden kommt der durch den Fu-kiang verstärkte Kan-kiang. Von Westen mündet in ihn der dem reichen Thee-District von I ning tshóu entströmende Hsiu-hő nebst dem von Nordwesten ihm zufliessenden Hwangyunghő. Nach Osten besteht eine Verbindung mit dem Stromsystem des Jau-kiang und Kin-kiang, welche noch immer viel benutzt wird, wenn auch Wu-tshöng nicht mehr, wie zu NEUHOF's Zeit, der Haupt-Stapelplatz für das KingtóPorzellan ist3). Da nun in Wu-tshöng alle Verkehrsadern von Kiangsi wie in einen Brennpunkt

  1. Im Jahr 186o hatte W. M. STUART als Commandeur des chinesischen Dampfers »Elfin« das Unglück, in dieser Art bei Wu-tshöng festzusitzen und erst nach sieben Monaten ruhigen Ausharrens frei zu kommen. Er benutzte die Zeit zur Aufnahme einiger Canäle des PoyangSeees, von der er mir eine Abschrift mittheilte. — [Das Tagebuch merkt an, dass die Zeichnung dieser Karte sehr mangelhaft war und dass zur Aufnahme nur ein Schi, fscomj5ass benutzt wurde, die Peilungen jedoch zahlreich waren.]

  2. [Das Tagebuch gibt das Streichen N—S und das Fallen nach Westen und bemerkt dazu »Es herrschen hier die Streichrichtungen N—S und NO—SW und westliches Fallen allgemein, also Fallen nach dem Urgebirge zu«.]

  3. JoH. NEUHOF, Gesandtschaftsreise; deutsche Ausgabe von 1669, S. 96. Der Name ist dort Ucienjen geschrieben, derjenige des Ursprungsortes des Porzellans Sinktesimo (statt King tőtshönn).