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0748 China : vol.3
China : vol.3 / Page 748 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XIII. CAPITEL. REISEN UND FORSCHUNGEN IN DER PROVINZ KIANGSU.

Die Städte dieser Gegend boten alle das gleiche Bild. Jede hatte eine verfallene Pagode und weitläufige Umfassungsmauern, die aber mehr zur polizeilichen Controle und zur nächtlichen Absperrung der Bevölkerung gedient haben als zu deren Schutz gegen feindliche Einfälle. Das von engen Gassen durchzogene Häusermeer im Inneren war fast völlig zerstört worden. Entlang den Canälen zogen sich schmutzige Vorstädte hin, in denen jetzt die Brennpunkte des Lebens waren. Hier wimmelte es von Männern und Kindern, neben denen unmittelbar Hunde und Schweine genannt werden müssen. Bemerkenswerth war auf der ganzen Strecke von Su-tshóu fii an die entsetzliche Armuth und das unordentliche Aussehen der Bevölkerung in Mitten eines reichen, scheinbar der ergiebigsten Cultur sich darbietenden Alluvial-Bodens. Die Landbevölkerung war in Lumpen gekleidet und lebte in halb verfallenen Hütten.

Dies ist charakteristisch für Kiangsu, im Gegensatz zu Tshékiang und Shantung. Die Armuth in dem Grenzgebiet der letzteren Provinz mit Kiangsu ist gleich gross in der einen wie in der anderen ; aber in Kiangsu hängen die zerrissenen Fetzen der Kleidung herab, in Shantung sind sie sorgfältig angenäht. Eine Linie bezeichnet die Grenze, die sich in gleicher Weise bezüglich der Behausungen kenntlich macht 1).

Von Tan-yang-hsiën aus wendet sich der Canal nordwärts. In dieser letzten Strecke folgt er einem schwach gewundenen Flussbett. Hier war das Land besser angebaut; die Bevölkerung war zahlreicher und zeigte weniger Spuren von Armuth. Alte Ruinen wurden wieder aufgebaut, der Schutt hinweg geräumt und selbst neue Bracken errichtet. Bei einem Ort, der mir als Vii-hő bezeichnet wurde, auf der Karte aber Tan-tu-kóu genannt ist, in geringer Entfernung von der Einmündung des Flussbettes in den Yangtszé, zweigt sich nach Westen ein schmaler, künstlich gegrabener Seiten-Canal ab, urn die Verbindung mit Tshönn-kiang herzustellen und die Schiffe an einen zur Uebersetzung über den Yangtszé nach der an seinem Nord-Ufer beginnenden Fortsetzung des Grossen Canals geeigneten Ort zu bringen.

Schon vorher waren Hügel zur Rechten und Linken in einiger Entfernung sichtbar. Be-dem Zweig-Canal liegen sie näher, aber sie treten nicht an ihn heran. Derselbe ist in ein 5o bis ioo Fuss [1S-30 in] über dem Wasserspiegel gelegenes L ö s s - La n d mit welliger Oberfläche eingeschnitten. Es war der erste Löss, den ich in China sah. Seine petrographische Gleichheit mit dem europäischen war mir sofort klar. Der Canal zieht entlang der ausgedehnten südlichen Stadtmauer von Tshönn-kiang. Ich ankerte in der westlichen Vorstadt, unweit der fremden Ansiedlung. Es war am i6. Dezember 1868. Von dort fuhr ich nach Shanghai, um das Weihnachtsfest im Kreis von Landsleuten zu verbringen.

Von Tshönn-kiang-fu auf dem Grossen Canal nach Wang-kia-ying. Vom 17. bis 24. März 18692).

Nach Beendigung meiner Untersuchungen am unteren Yangtszé brach ich am 13. März 1869 von Shanghai auf, urn die Provinz Shantung kennen zu lernen. Ich begab mich nach Tshönnkiang, fuhr von dort nordwärts auf dem G r o s s en Canal bis zum [alten] Süd-Lauf des Gelben Flusses und begann von Wang-kia ying die eigentliche Landreise. Dieselbe ist im vorigen Band beschrieben worden 3). Es bleibt noch der Bericht über die Canal-Fahrt bis zu letzterem Ort nachzuholen.

Tshönn-kiangfu hat eine wichtige Lage als der Schlüsselpunkt für den Grossen Canal. Hier kreuzt dieser den Yangtszé, und Letzterer erlaubt den Seeschiffen bequemen Zugang, da der Fluthstrom sie herauf trägt. Allerdings sind die Landungsverhältnisse nicht günstig. Die grosse Tiefe des Wassers am südlichen Ufer und der wirbelnde Charakter seiner Oberfläche bei Gezeitenwechsel erschweren die Herrichtung von Anlegeplätzen für grosse Schiffe. Die kleineren finden Schutz in den Seiten-Canälen und in besonders hergerichteten Hafenbecken. Die

  1. [ Vergl. »Tagebücher aus China., Bd. I, S. 163f.]

  2. [Entfernungen sind für die einzelnen Strecken dieser Canalfahrt in den Aufzeichnungen nicht gegeben. — Der folgende Abschnitt hält sich inhaltlich an das Tagebuch. Ein Vergleich mit »Tagebücher aus China« Bd. I, S. 1¢o—I55, worauf für Einzelheiten zu verweisen ist, zeigt wiederum, wie Verf. fast alles Episodische seiner Tagebuch-Aufzeichnungen von dem Text dieses

Werkes fern hielt.]

  1. S. Bd. I I, Cap. V u. VI, S. i 8o ff.