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0715 China : vol.3
China : vol.3 / Page 715 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER HEILIGE TIi N-TAI-sHAN.

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dem Gebirge zerstreuten Tempeln zu versehen haben. Sie scheinen ihre Ordensregeln mit grosser Strenge zu befolgen. Stets haben sie in der Hand eine Art Rosenkranz, welcher zum Werkzeug des Betens bei Tag und Nacht wird. Sie leben nur von Almosen, welche ihnen durch Sammeln auf den Dörfern und von Besuchern des Tempels gespendet werden. Ihre Nahrung besteht aus Reis, Gemüse und Thee ; denn es ist ihnen alles untersagt, was läuft oder fliegt oder schwimmt. Ausser Fleisch und Fisch sind auch Eier und Wein verboten').

Im Sommer soll der Berg fast beständig von Wolken umhüllt sein, und nicht mehr als zwei Mal im Monat Aufheiterung eintreten. Da ich den Gipfel besuchen wollte, wurde eine ungewöhnliche Verfinsterung des Himmels ob der Entheiligung durch den Fuss eines Europäers erwartet. Es erregte daher Staunen, als nach einer regnerischen Nacht völlige Auf klarung eintrat. Das Unternehmen war gering, da man nur 5oo bis 600 Fuss [z5o—z8o ni] zu steigen hat. Zwar erhebt sich ungefähr 3 g. M. [5 km] im Süden ein um etwa 300 Fuss [zoo m] höherer Gipfel, der Tshung shan ; aber er hat nicht vermocht, seinem niedrigeren Rivalen die geschichtlich überlieferte Krone zu rauben. Dennoch gewährt auch dieser eine schöne Fernsicht. Man erblickt ringsum durchfurchtes, mit Pflanzenwuchs bekleidetes Mittelgebirge, ohne schroffe oder besonders charakteristische Formen, bis zu dem deutlich sich zeichnenden Meer im Osten; darin sind die breiten Thalböden von Hsin-tshang-hsiën (im Nordwesten) und Tiën-tai-hsiën (im Süden) eingesenkt. Der Tiën-tai-shan selbst ist ein in den letzteren vorgeschobener Vorposten. Das höchste Gebirge der Umgegend ist der Zug des Ta pönn-shan im Südwesten. Der Blick nach Süden war durch dichte Wolken verdeckt. Nördlich vom Tajönn-shan herrschen in den Gebirgen des Tsiëntang Systems im Allgemeinen niedere Rücken. Der Gipfel trägt einen dichten Teppich von hohen Gräsern, zwischen denen eine artenreiche Vegetation von kleinen Sträuchern und Schlingpflanzen wuchert. Der Tempel Hwa-ting-sz', welcher von hohen Bäumen, besonders schönen Cryptomerien, umgeben ist, würde ein geeignetes Standquartier für botanische und entomologische Studien bilden.

Der geologische B au ist einfach und bietet doch Schwierigkeit. An Stelle der Quarz-porphyre des Kiu-li-kang treten südlich von Ta-tung sz' veränderte Sands t e i n e von porphyrischem Ansehen auf. Bei dem Anstieg nach dem Pai-shu-ling verquerte ich weissen k r y s t a 11 i n i s c h en Kalkstein; dann folgen wieder metamorphische Sandsteine mit vielen Feldspath-Krystallen. Sie streichen O 30° N und fallen 70° NNW. Aus ihnen besteht der ebenso streichende Kamm des Gebirges. Im Nordwesten blickt man hinab auf Granit - H ii g e 1, die sich durch ihre Formen kennzeichnen.2)

Vom Tiën-tai-shan nach Kin-hwva-fu.

Die Theilstrecken dieses Weges3) waren:

  1.  Juni, vom Tempel Hwa-ting-sz' WSW nach dem Tempel Kü - ts ü -shan -miau . 55 li

  2.  Juni, über Kiai-tóu nach dem Dorf L i ng- h s i a - la i     70 li

  3.  Juni, über den Pass Tshang-ki-ling (Ruhetag wegen übermässiger Hitze) . . .     15 li

  4.  Juni, vom Tempel Tshang-ki-ling über Ma-tang (to li), Ling-kóu (io), Pass Tango-ling (5), Pass San-mu-ling (20), nach dem Pass Hs i- t s h a i- l i n g (I o),

zusammen    55 li

  1.  Juni, über Méi-shan (3o) nach Tung-yang-hsiën (45), zusammen    75 li

  2.  Juni, zu Wasser auf dem Wu-kiang nach Fu-tang     70 li

  3.  Juni, auf dem Fluss abwärts     50 li

  4.  Juni, weiter abwärts bis Kin - h w a fu     40 li

') [ Ueber einzelne Erlebnisse mit den Priestern und Einsiedlern des Tiën-tai-shan siehe »Tagebücher aus China., Bd. II, S. 23f.]

  1. [Das Tagebuch sagt genauer: die braunfleckigen Granitberge von Hsiau-tshang, die als eine breite Zone in ungefähr nordöstlicher Richtung vorüber ziehen. — Im Reisenotizbuch steht: Dicht neben Pai-shu-ling zieht ein Granit-Streif SW-NO in 2 g. M. Abstand gegen NW vorbei.]

  2. [Genauere Ergänzungen für Einzelstrecken dieses Itinerar's sind aus den anderen Aufzeichnungen mit Sicherheit nicht zu entnehmen. Die Entfernung von Méi-shan nach Tungyanghsiën wird im Notizbuch zu 5o (statt oben 45) li angegeben.]

v. Richthofen, China III.   43