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0428 China : vol.3
China : vol.3 / Page 428 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VI. CAPITEL. DAS GEBIRGSGEFUEGE IN TIBET.

aber, falls es Flüsse aus trockeneren Gegenden aufnähme, erheblich grösser sein könnte. Jene beiden Tibetischen Flüsse aber durchströmen weit trocknere Länder als die Gebirgsgehänge, denen entlang der Dibong von West nach Ost fliesst und dort als Ableitungs-Canal der übermässig grossen Niederschläge dient.

Die dritte und letzte der neuerlich festgehaltenen und vertheidigten Theorien, welche einen Theil der Wassermassen des Irawadi aus Tibet herzuleiten suchten, stammt, gleich der von GORDON, aus früherer Zeit. KLAPROTH hatte den Lu-kiang in den Sanpo [Dzangpo] geleitet, den er dem Irawadi verband. RENNELL kannte zwar die Trennung der beiden Letzteren ; aber er führte den Lu-kiang nach dem Irawadi. Die gleiche Ansicht vertrat Dr. ANDERSON (1868). Dann suchte LOczy im Jahr 1886 in einer ungarisch geschriebenen Abhandlung Dasselbe für den Tibetischen Nu-kiang zu erweisen. Seine Fortsetzung nahm er im Shlvéli an, während er den Lu-kiang des Chinesischen Gebiets nicht weit nördlich von der Stelle, wo er oft überschritten worden war, entspringen liess. Er hat diese Ansicht noch 1893 festgehalten, als sein grosses Werk in deutscher Sprache erschien.') Bald hatte er zu seinen Gunsten die hohe Autorität des Generals J. T. WALKER gewonnen, welcher sie in zwei Abhandlungen vertrat.2) Auch diese Ansicht hat sich als irrig erwiesen. Die glanzvolle Reise des Prinzen HENRI D'ORLÉANS hat die Einheit des Tibetischen und Chinesischen Lu-kiang über jeden Zweifel erhoben.

Somit sind jetzt alle Hauptlinien des durch anderthalb Jahrhunderte umstrittenen hydrographischen Netzes der Gewässer des östlichen Asien innerhalb des hier in Betracht gezogenen Rahmens beweiskräftig festgelegt. In einer Ausdehnung von 25o km legt sich von WSW nach ONO zwischen Dibong und Lukiang das Strombecken des Lohit quer hinein. Im Osten von ihm behaupten Lu-kiang, Lan - tsan -kiang und Kin- sha - kiang ihre nahezu parallelen Rinnen in meridionaler Richtung, um in ihren Unterläufen weit aus einander zu gehen, während ihre Oberläufe ein sehr ausgedehntes Dreieck umfassen, dessen nach Nord convexe Süd-Seite in grossem Bogen über das Brahmaputra-Stromgebiet übergreift. Die West-Seite, an der die Quellen liegen, dehnt sich von 31° bis 36 ° N aus und schwankt zwischen 90° und 92° östlicher Länge. Im Brahmaputra-Gebiet ist eine Lücke der Kenntniss, in so fern es unentschieden ist, wie Viel von dem oben (S. 385) bezeichneten unerforschten Raum dem Dibong und wie Viel den östlichen Zuflüssen

~

') LoczY, a. a. O., S. 783.

2) WALKER, The Lu River of Tibet, Proc. R. Geogr. Soc. 1887, S. 352-377 mit Karte; The hvdrograj5hy of South-eastern Tibet, Proc. R. Geogr. Soc. 1888, S. 577-584, mit Karten. Als Haupt-Argument für seine Annahme fiihrt WALKER an, dass der Lu-kiang dort, wo LoczY ihn überschritt, ein zu geringer Strom sei, als dass man das ihm zugeschriebene gewaltige Einflussgebiet für ihn annehmen könne (WALKER, 1887, S. 362) ; aber KREITNER bemerkt (SZÉCHENYI, Bd. I, S. 289), dass die Wassermasse des Lu-kiang grösser sei als die des Lan-tsan-kiang. BARER berichtet Dasselbe. Dies stimmt überein mit den Aussagen von DESGODINS (bei WALKER, 1887, S. 362), dass zwischen 28° und 29° der Lu merklich grösser sei als der Lan-tsan. Dass WALKER die Ansicht trotzdem noch längere Zeit festgehalten hat, geht aus der Zeichnung der von ihm commentirten Karte in Geogr. Journ., vol. IV, 1894 (Juli), hervor.