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0112 China : vol.3
China : vol.3 / Page 112 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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II. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN DER PROVINZ SZ'TSHWAN.

stellen sich malerische Bilder ein, welche nicht selten an die gewöhnlichen, etwas barocken Darstellungen chinesischer Landschaft, mit Tempeln, geschnörkelten Dächern, Pagoden, Ehrenpforten, Brücken usw., erinnern. An den berankten Felsgehängen jenseits des Min-kiang wechselt die tiefrothe Farbe des Sandsteins mit üppigem Grün. Oestlich des Min zeichnen sich auf dem aufsteigenden Gelände Tempel und weisse Häusergruppen zwischen Gruppen von Bäumen.

Stromfahrt auf dem Min-kiang von Kia-ting-fu nach Hsü-tshóufu (den 27 ten bis 29 ten März i 872).

Entfernungen in geographischen Meilen (6o = 1 9:

Kia-tingfu — Kiën-wéi-hsiën 22 — Hsü-tshóufu 58. — Zusammen 8o g. M. (148 km); [nach chinesischer Berechnung 420 li zu Wasser (350 li zu Lande)].

Die Lage von Kia-tingfu ist durch die Vereinigung von drei grossen Strömen, Min-kiang, Ya-hi und Ta-tu-ho, bestimmt ; diejenige von Hsü-tshóufu durch die Einmündung des schiffbaren Min in den ungleich längeren, aber nur in einzelnen Theilen, [und auch in diesen nur] unvollkommen schiffbaren Kin-sha-kiang. Die directe Entfernung der beiden Strompunkte beträgt 113 km ; die Windungen des Flusses verlängern sie zu 148 km. 1) Geringer Zufluss kommt in dieser Strecke von Osten von der nahe gelegenen Wasserscheide gegen den To-kiang herab. Bedeutender ist er von der Westseite, wo in geringer Entfernung ein nach SSO streichender hoher Gebirgsabfall sich zeigt. Der Tsing-shui-hi und Tshönn-ki-hò durchbrechen ihn und durchströmen das Hügelland zwischen jenem Gebirge und dem Min. Obgleich ein Militärposten, Ma f iën-ting in dem Gebirge gelegen ist, ist dasselbe den Thalbewohnern doch wenig bekannt ; denn sie dringen nicht gern in die Gebiete der dort, zum Theil in anerkannter Unabhängigkeit, zum Theil in nomineller Abhängigkeit, lebenden Stämme der Lolo. Vielmehr sind diese gefürchtet wegen der räuberischen Einfälle, welche sie zeitweise in das Unterland ausführen.2)

Der Min-kiang wird [erst] von Kia-tingfu an ein breiter und tiefer Strom mit nahezu gleichmässigem Gefälle und geschwinder Strömung. Sein Bett ist in der ganzen Strecke in die mürben und thonigen rothen Sandsteine des Rothen Beckens eingesenkt [die hier ein niederes Hügelland bilden]. Meist setzen sie unmittelbar das Ufer zusammen ; nur stellenweise sind sie von demselben durch einen Streif ebenen Landes getrennt. So anmuthig fast jeder einzelne Fleck ist, bedingt doch die Gleichmässigkeit der geologischen und Erosions-Verhältnisse eine gewisse, Einförmigkeit der Landschaft. [Diese hat nicht das Romantische der Rothsandstein-Schluchten bei Tsin-tshóu und der blufs von I-tshang-hsiën im südlichen Hunan, die ich später beschreiben werde.3)] Allenthalben aber erfreut sich das Auge an der reichen spontanen und angebauten Vegetation. Der Maulbeerbaum ist vielfach vorhanden ; Theepflanzungen sind zerstreut, aber fehlen nirgends ganz. Eine Zierde der Landschaft bildeten die jetzt eben in voller Blüthe stehenden Tung-Bäume. Kiefernpflanzungen, welche Brennholz liefern, bekleiden die höheren und steileren Gehänge. Unter den Zierbäumen ragt ein Ficus hervor, der eine stattliche Grösse erreicht. Auch Musa wird [häufig] zum Schmuck angebaut. Palmen sind nicht vorhanden. Es genüge, hier einzelne Punkte hervorzuheben, an welche sich besonderes Interesse knüpft.

i) [C. BABER (a. a. O., S.153) hat diese Strecke des Min 1878 aufgenommen. Die Meereshöhe von Kia-tingfu gibt er zu 1070 Fuss (326 m) an. Damit stimmt auch die Angabe von LITTON (Diplom. and Consul. Reports, miscell. Series No. 475, 1898, S. 3), Kia-tingfu liege 700 Fuss tiefer als Ya-tshóufu, gut überein.]

  1. Dass die Unsicherheit nicht so gross ist, wie die Bewohner des Min-Thales glauben, beweist die Reise, welche der britische Consul HOSIE, allerdings unter guter Bedeckung, dort im Jahr 1884 ausgeführt hat. Er durchzog das ganze Gebiet von Kia-tingfu über Ngo piën-ting und Ma-iën-ting bis zu einem Ort Man-i-sz' am Kin-sha-kiang, 5o engl. Meilen oberhalb Pingshan-hsiën. Leider hat er die treffliche Gelegenheit zu Mittheilungen über diesen unbekannten und entlegenen Landstrich nicht benutzt. Der Reisebericht in seinem Werk Three years in Western China (London 189o, S. 178-184) gibt keinen Aufschluss über die Natur der Gegend. [In neuerer Zeit ist das Lolo-Land weiter im Südwesten mehrfach bereist worden, namentlich von BONIN und D'OLLONE (s. oben S. 35f, 39): die obige Route ist noch nicht wieder beschrieben worden.]

  2. [S. unten Cap. VIII.]