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0331 China : vol.3
China : vol.3 / Page 331 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER VOR-TIBETISCHE GEBIRGSWALL.

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uns zunächst für die Betrachtung eine südliche und westliche Grenze am Kin-sliakiang setzen, so haben wir uns bewusst zu sein, dass dieser selbst nur eine Furche in der Gebirgswelt darstellt. Nur 'an einzelnen, weit von einander entlegenen Linien ist dieses Land entlang den Verkehrswegen von europäischen Reisenden gesehen worden. Ueberall erwies es sich von meridionalen Zügen erfüllt, welche durch die uns in ihrem allgemeinen Verlauf bekannten Flussrinnen von einander geschieden werden. In dem Raum, welcher im 29sten Parallel eine Breite von 5oo km (270 g. M.) hat, kennen wir nach den Jesuiten-Karten als Hauptströme, abgesehen von der bereits genannten ersten Thalfurche, den Ya-lung-kiang und den Wu-lung-kiang oder Fluss von Li-tang; dazu gibt die Karte eine Anzahl kleinerer an ; und wo europäische Reisende gingen, hat sich ihre Zahl sehr vermehrt. Sie senden, mit Ausnahme des Ta-tu-hó, sämmtlich ihre Gewässer zum Kin-sha-kiang.') Auf einem weiteren Weg von 90 km (oder beinahe 50 g. M.) nach Westen würden wir, nach Verquerung des oberen YangtszFkiang, die grossen Rinnen des Lantsan-kiang und des Lu-kiang, zwischen ihnen aber noch mehrere kleine, von Zuflüssen derselben durchströmte Thalfurchen überschreiten. Es ist die grossartigste ParallelStructur eines Hochgebirges, welche die Orographie kennt.

I. Der Ta-liang-shan und das Thal von Kiën-tshang.

Das grosse, ungefähr ioo km breite Gebirge des T a - l i a ng-shan (»das Gebirge des grossen Bergrückens«) bildet in einer meridionalen Erstreckung von 300 km die Wasserscheide zwischen dem Min-kiang und der etwa Süd-Nord gerichteten Strecke des Kin-sha-kiang im Osten und dem Thalzug von Kiën-tshang im Westen. Sein Inneres ist verschlossen, da die Chinesen die darin wohnenden Stämme der Lolo nur zu einem sehr kleinen Theil in das Verhältniss einer halben Abhängigkeit zu bringen vermocht haben und die inneren Theile selbst nicht zu betreten wagen 2). Sie sind aber in seiner ganzen Umgrenzung angesiedelt und werden gegen die räuberischen Ausfälle der Bewohner durch einige grössere (ting) und kleinere Militär-Stationen geschützt. An diesen Grenzen ist es von den vormaligen Britischen Consuln in Tshung-king-fu, COLBORNE BABER und AL. HOSIE,

  1. [Nach den neusten Forschungen (s. wieder die Karte von DAVIES) ist der Fluss von Li-tang ein Nebenfluss des Ya-lung kiang. Dieser beschreibt unterhalb der Mündung jenes Zuflusses, zwischen 101112° und 102 ° O, ein ähnlich scharfes Knie weit nach Norden wie der Kin-sha-kiang zwischen zoo ° und 1001/2 ° (s. oben, S. 49) — eine höchst beachtenswerthe Thatsache, deren Auf klärung von der geologischen Erforschung zu hoffen wäre.]

  2. Das Gebiet der ganz unabhängigen Lolo gibt BABER (Travels and researches in Western China, Suyyl. paj5ers of R. Geogr. Soc., vol. I, part I, London 1882, S. 67) zu I I 000 square miles (28 500 qkm), also etwas mehr als das Areal der Rhein-Provinz, an. — [Es ist von historischem Interesse, dass schon BLAKISTON (a. a. O., S. 271f.) 1861 in Ping-shan-hsiën einige »Miau-tszé« antraf die als ihre Heimat » Ta-lia-shan, ungefähr 12 Tagereisen in westlicher Richtung» angaben. Die häufigen Versuche, in das Gebiet der unabhängigen Lolo einzudringen, sind auch in neuster Zeit meist fehlgeschlagen. BONIN streifte es nur, BROOKE wurde auf dem Wege von Ning yuen fu ostwärts um's Leben gebracht. Erst D' O LLONE hatte grösseren Erfolg, doch stehen genauere Berichte darüber noch aus. Das Kiën-tshang ist von mehreren der oben (S. 289, Anm.) genannten Reisenden in ganzer Ausdehnung oder zum Theil besucht worden.]

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