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0511 China : vol.3
China : vol.3 / Page 511 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER TUNGTING-SEE.

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Mit der Aenderung der Sedimente geht eine solche der Fauna Hand in Hand. Unterhalb Tshang-shafu ist das Flussbett noch von ausserordentlich dickschaligen Unionen und grossen flachen Anodonten bewohnt, welche auch oberhalb jener Stadt häufig sind; unterhalb Hsiangyin-hsiën folgen hochgewölbte Anodonten, denen sich noch einige dicke Unionen beigesellen; im eigentlichen Seebecken gibt es nur dünnschalige kleine Anodonten und Unionen [und nur

sehr wenige Individuen der dickschaligen Unio verlieren sich so weit]. Die merkwürdig gewundenen Anodonten des Poyang Sees kommen auch hier vor. Ich fand grosse Schalen unterhalb Hsiang-yin-hsiën, kleinere unterhalb Lu-kio-sz', und gar keine weiter hinab. Ausserordentlich gross ist die Menge von Cyrenen sowohl zwischen dem Schotter bei Tshang-sha fu wie auf dem Triebsand des Seebeckens. Die Schalen von Mytilus setzen sich in dichten

Haufen an Alles an. Ich sah weder Planorbis noch Lirnnaeus; dagegen sind Melanien im Fluss in sehr grosser Menge vorhanden, im See selten. Paludinen kommen in Letzterem wenig vor und sind im Flussbett häufiger; wo Geröll ist, findet sich eine kurze dickschalige Art.

Die Terrasse, welche wir bei den Töpfereien in Tung kwan yau kennen lernten, scheint

für die Ufer des Sees charakteristisch zu sein. Auch PUMPELLY 1) beobachtete sie auf seiner Fahrt nach dem westlichen Ufer und hielt sie für einen alten Absatz des Sees und für ein Analogon der Alluvial-Terrassen der Flüsse. Diese Ansicht vermochte ich nicht zu theilen ; denn wo immer ich die Terrasse sah, bestand sie aus Schichtgesteinen, welche in einer Ebene oder in einer flachwelligen Fläche abgetragen sind [analog den Terrassen zwischen dem Poyang-See und dem Lu-shan 2)]. Aber nur zum Theil ist das Gestein selbst aufgeschlossen, da der rothgefärbte und mit weissen Flecken ganz durchzogene L a t e r i t Alles bedeckt. Wo derselbe lange dem Wetter ausgesetzt gewesen ist, verschwinden die weissen Flecken ; das Gestein wird hart und bekommt eine narbige Oberfläche. Die Beschaffenheit des Laterit ist sehr verschieden. Wahrscheinlich hängt sie von dem Gestein ab, aus dessen Zersetzung er hervorgegangen ist. Es gibt sandige und thonige Abänderungen, mit vielfachen Uebergängen und Abstufungen. Thonige Varietäten herrschen am Tung-ting-See vor, und sie ermöglichen den grossen Töpferei-betrieb, welcher ausser bei Tung kwan yau auch bei Hsiang-yin-hsiën [und Yő-tshóu fu] stattfindet. Es gibt gelbe, weisse, rothe und braune Thone. Ganz frei von ihnen sind die Inseln südlich von Yő-tshóu fu, welche aus klippigen Sandsteinen bestehen und daher das Material für die Umwandlung nicht enthalten zu haben scheinen 3).

Die Stadt Yő-tshóufu ist von keiner grossen Bedeutung. Sie hat eine hübsche Lage an

Hügelabhängen, wenn ich auch vergeblich nach jenen Reizen suchte, welche die Jesuiten früherer Zeit von ihr beschrieben haben. Die Stadt war jetzt durch eine breite blossgelegte Fläche sandigen Seebodens von dem Fluss getrennt. Ihr gegenüber, wie überhaupt an vielen Stellen der Ufer des unteren Hsiang-kiang, sind Winterdörfer, d. h. Hütten aus Bambus und Matten zusammengesetzt, welche bei steigendem Wasser abgebrochen und höher hinauf nach den Inseln und dem Festland gerückt werden. Die Bevölkerung des Ortes geniesst auch bei den Chinesen desselben schlechten Rufes, welchen sie sich bei den Europäern durch die Behandlung der Expedition der »Salamis« erworben hat 4). Die Fluthmarke bei der Stadt liegt in einer Höhe von ungefähr 55 Fuss [r1,5 m] 5).

Von hier aus ist es nur eine kurze Strecke bis zur Einmündung des Hsiang-kiang in den Yang-tszékiang. Ich legte sie bei Nacht zurück. An der Vereinigungsstelle liegt zur Rechten ein Hügel 6), welcher nach der Annahme der Chinesen schon im grauesten Alterthum eine Rolle

  1. [S. PUMPELLY, a. a. O., S. 7, 9.]

  2. [S. unten, Cafi. XI.]

  3. [Das Tagebuch macht hier noch die hypothetische Anmerkung .• »Die Formation, aus der die Thone entstanden sind, lässt sich schwer bestimmen. Es sind weisse und rothe Sandsteine dabei, aber ich sah keine Schiefer wie am Poyang-See. Wahrscheinlich sind es nur die thonigen und thonig-sandigen Schichten, welche in Laterit verändert wurden«.]

  4. [S. » Tagebücher aus China « Bd. I, S. ¢II.]

  5. [Das Tagebuch sagt nur: mindestens 45 Fuss über dem jetzigen Wasserstand.]

  6. Die chinesische Karte gibt für ihn den Namen Wu-tsüen-shan.