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0656 China : vol.3
China : vol.3 / Page 656 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XI. CAPITEL. REISE AUF DEM UNTEREN YANGTSZÉKIANG.

Das Gestein, welches hier verpocht wird, soll, wie man mir angab, von einem Ort 20 li östlich von Yii-kan-hsiën (südwestlich von Jau-tshóu fu) stammen ') und hierher zum Verpochen gebracht werden, weil hier der nächste Platz mit Wasserkraft sei. Es ist ein homogenes, kleinkörnig-krystallinisches Gestein von licht-apfelgrüner Farbe, etwas porös, stellenweise kleinzellig wie mancher Alaun-Fels, mit krystallisirten Zellenwänden, ungefähr von Flussspath - Härte. Es enthält kleine Tafeln eines weissen Glimmers und winzige Krystalle von Eisenkies. Durch Verwitterung wird das Gestein röthlich braun. Die äussere Aehnlichkeit mit Jade mag ihm imaginären Werth verleihen. Das daraus bereitete Material wird zur Pai-tun-tszé 2) gerechnet.

Die Fahrt ist von hier aus langsam. Fortdauernd gibt es Untiefen und Stromschnellen. Das Flussbett ist oft mit kleinen Klippen der fast senkrecht stehenden Schiefer besäet, die in langen Reihen nach dem Streichen, und schief zur Richtung des Flusses, angeordnet sind. Das Wasser ist klar wie Krystall und lässt jeden Kieselstein am Boden deutlich erkennen. Da meine Leute nicht nach dem Tag, sondern für die ganze Strecke bezahlt wurden, arbeiteten sie

mit äusserster Anstrengung, von halb sechs Uhr Morgens bis halb sieben Uhr Abends. Das Boot wurde gezogen, gestossen, zuweilen fast getragen. Die Fahrzeuge auf diesem Fluss haben einen etwas

Fig. 71. Skizze eines Bootes elastischen, Mittschiffs nach aufwärts gekrümmten Boden [Fig. 71]. für Fahrt bei geringster Die gewöhnlichste Fortbewegung stromaufwärts ist durch Trekken

Wassertiefe.   mittelst Bambus-Seilen. Die Leute gehen fast nackt, da sie alle Augen-
blicke bereit sein müssen, in's Wasser zu springen und das Boot mit den Händen zu stossen. Mit grossem Vortheil werden gekrümmte, mit starker eiserner Spitze versehene Bambusstangen vom Boot selbst aus zum Stemmen gegen die Strömung benutzt.

Die Landschaft ist sehr reizvoll. Steile Gehänge engen den Strom ein. Es gibt keine kahlen Felsen. Es fehlt malerischer Wechsel, und die durch die Pforten sich öffnender Thäler sichtbaren Gebirge erreichen nur bis 2000 Fuss [óoo m] Höhe. Aber Alles ist, von unten bis auf die sanft pyramidal geformten Höhen hinauf, mit dichter urwüchsiger Vegetation von Sträuchern und Bäumen bedeckt. Besonders reich und dicht wird sie in den kleinen herab kommende n Schluchten. An ihrem Ausgang steht oft ein einzelnes Haus unter einer Gruppe schattiger Bäume von subtropischem Charakter. Der Fluss ist reich an Fischen.3) Sonst ist das Thierleben gering. Unter den Vögeln sind die Mandarin-Enten, deren Anblick immer Vergnügen gewährt, am Häufigsten. Um so belebter ist der Fluss durch die herab kommenden Boote. Ganze Züge von ihnen waren schwimmende, hoch aufgeschichtete Schober von Farnkraut. Andere brachten die verschiedenen Erden für die Porzellan-Fabrication.

Die Ufer des engen Thals sind wenig bewohnt. Erst 20 li oberhalb Fóu-liang kam ich zu dem ersten Dorfe, Tiën-tshu-kin, und am zweiten Tag fuhr ich in einer Strecke von (nominell) 70 li nur an vier kleinen Dörfern vorüber. Hier und da steht wieder ein Pochwerk; doch sind sie alle kleiner als das erste. Es gibt auch zahlreiche Orte, wo solche früher gestanden haben, die jetzt nicht mehr vorhanden sind. Die hier von beiden Seiten herab kommenden Zuflüsse sind zum Theil schiffbar, und auf einigen, besonders dem Péi-hő, wird Porzellan-Material herab gebracht.4) Der Anbau an den Thalwänden ist sehr gering. Einige Thee-Pflanzungen waren zu sehen, und bei den Dörfern wird Reis gewonnen.

') Diese Angabe ist mit Vorbehalt anzunehmen. [Sie wird jedoch erhärtet durch eine Notiz von CLENNELL (a. a. O., S.17), wonach Pai-tun-tszé aus der Umgebung der Orte liléi-kiang und Hwang-kiu pu am Kin-kiang kommt. Diese Plätze liegen zwar südöstlich von Yü-kan-hsiën doch ist die Identität mit obiger Nachricht wahrscheinlich, weil das Material vermuthlich aus den Bergen im Nordosten jener Ortschaften herab gebracht wird.]

  1. [S. unten, S. 617.]

  2. Ich hatte hier häufig Gelegenheit, die oft beschriebene Fischerei mit Kormoran's zu beobachten. [S. » Tagebücher aus China«, Bd. I, S. 312.]

  3. [Da der Péi-hő nach dem Tagebuch bei Tau-hu mündet, müsste er der Kiai-hő oder Li hő und nicht der Hsiauipéi-kiang der Karte sein. Auf der Karte von CLENNELL (a. a. O.) heisst auch der Tshang kiang im Unterlauf Péi-hő im Gegensatz zu seinem Bruder-Fluss Lo-ngankiang, der consequent als Nan-hő (Süd-Fluss) bezeichnet wird.