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0321 China : vol.3
China : vol.3 / Page 321 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ALLGEMEINER LANDSCHAFTLICHER CHARAKTER.

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Kwangsi ; dann in den schwierigen Verkehrsverhältnissen, da, mit einigen kleinen Ausnahmen im Osten, die Flüsse von Kwéitshóu nicht schiffbar sind und die Querüberschreitung der von steilen Kalksteinwänden begrenzten Thalschluchten mit grossen Hindernissen verbunden ist. Der Boden ist, wie in den meisten Kalkstein-Ländern, wenig ergiebig. Kahle und öde Felsflächen sind eine häufige Erscheinung. Früher mag der aufgelagerte rothe Thonboden eine grössere Verbreitung gehabt und eine weit ausgedehntere Pflanzenbekleidung verursacht haben ; aber die politischen Unruhen, welche seit Jahrtausenden dieses Land heimgesucht haben '), gaben, wie in der zweiten Hälfte des [vorigen] Jahrhunderts, sicherlich auch in manchen früheren Zeiten Anlass zur Vernichtung des Anbaues und des natürlichen Waldes. Kwéitshóu ist wegen seiner Regenfülle berüchtigt ; wenn sie auf einer Seite spontanen Pflanzenwuchs an Felsgehängen und künstlichen Anbau an nicht berieselten Stellen gestattet, so musste sie auch zur Abschwemmung des Bodens führen. An Alluvial-Flächen, welche Reisbau gestatten, fehlt es nicht ganz ; aber selbst bei ruhiger Entwicklung könnte man an Gehängen von Kalkstein kein so vollkommenes System der Berieselung einführen, wie es an denen des weichen tlìonigen Sandsteins von Sz'tshwan besteht.

V. BESIEDLUNG UND WIRTHSCHAFTLICHE VERHÄLTNISSE.

Es lässt sich nun klar erkennen, wie und warum Kwéitshóu zu einer geschlossenen festen Burg des Volkes der Miau-tszé werden konnte. Aus dem Rothen Becken früh zurückgedrängt, konnten sie hier ihre Unabhängigkeit und ihre eigenen Gebräuche nebst ihrer Sprache wahren. Aber die Feste hatte eine natürliche Bresche. Durch die schiffbaren Oberläufe des Yuén-kiang vermochten die Chinesen von Osten in das Herz des Landes einzudringen und entlang der Zone des leichteren Verkehrs in dem Gebiet der Wasserscheide einen Keil durch die Mitte des ganzen Landes bis nach Yünnan hindurch zu schieben. Durch Städtegründungen und Garnisonen suchten sie diese Basis zu besiedeln und zu beherrschen. Hatten sie hier festen Halt in Zeiten der Kraft, so konnten sie durch friedlichen Verkehr oder durch Gewalt die einheimischen Stämme der angrenzenden Gegenden im Zaum halten und einzelne Etappen-Linien entlang den leichtesten Wegen des Verkehrs nach den von ihnen selbst besiedelten Gebieten im Norden und den einzelnen von ihnen behaupteten Plätzen im Süden hindurch legen. In der ersteren Richtung gelang es besser als in der letzteren, weil im Süden ihre eigene Herrschaft immer eine lockere und gefährdete war.

Aber niemals war die vollständige Unterjochung der Miau-tszé in den von der Mittellinie entfernteren, schwerer zugänglichen Theilen vollständig gelungen, und die Basis selbst war den Einfällen des immer nach Unabhängigkeit strebenden Volkes ausgesetzt. Zeitweise wurden die Chinesen zurück gedrängt. Dann

1) [Bei BOURNE (a. a. O., S. 741) wird eine Aussage aus der Zeit des Kaisers KUNG-MING (181-234 n. Chr.) erwähnt, wonach die Miau-tszé alle drei Jahre eine kleine Rebellion (hsiau, fan), alle sechs Jahre eine grosse Rebellion (ta fàn) zu machen pflegten.]