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0297 China : vol.3
China : vol.3 / Page 297 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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OPIUM. WEISSWACHS.

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Wirkung des Opium - Genusses so wenig wahrnehmbar als in Sz'tshwan, wahrscheinlich weil, ähnlich wie beim Tabak, der Genuss eines schwachen Products, selbst wenn es in grösserer Menge genommen wird, der Gesundheit weniger nachtheilig ist. Andererseits aber würde der Mohn, wenn das Opium einen besseren Preis hätte, Feldfrüchte verdrängen, welche für die Erhaltung des Volkes nothwendig sind, und dadurch viele Leiden und wahrscheinlich eine Verminderung der Bevölkerungszahl hervorbrin gen. Wahrscheinlich hatte der Mohnbau schon damals seine höchste Grenze erreicht, denn da er seit Jahren nicht verhindert worden war, so hatte die Erfahrung bereits alle Stellen kennen gelehrt, wo er am Besten mit anderen Feldfrüchten concurriren konnte.

In se c t en -W a c h s. — Eins der werthvollsten und wohl das interessanteste Product von Sz'tshwan ist das weisse Wachs, welches von Blattläusen gewonnen wird. Die einzige Gegend, wo man es bereitet, ist die reizvolle Umgebung der Stadt Kia-ting-fu am Min.   Mit bewundernswerthem Scharfsinn haben die
Chinesen herausgefunden, dass die Zucht des Wachs-Insects und die Wachs-Production durch dasselbe zwei verschiedene Vorgänge sind, welche in einem und demselben Ort sich schwer vereinigen lassen,1) aber, wenn in gehöriger Weise getrennt, zu ausserordentlicher Vervollkommnung führen können. Die Landschaft Kiën-tshang und die Gegend von Kia-ting-fu theilen unter sich die Arbeit und den Gewinn. In Kiën-tshang wird in der Nähe der Städte Ning yuën fu und Hwi-li-tshóu der Insecten-Baum [Ligustrurn lucidum] gepflanzt. Es soll ein immergrüner Baum mit grossen Blättern in Form von Mohnblättern sein, und er wird als so werthvoll bezeichnet, dass er einen besonderen Gegenstand des Besitzes bildet, abgesondert von dem Boden, auf welchem er wächst. Auf diesem Baume lebt das Wachs - Insect und

legt seine Eier darauf ab.   Es befindet sich dort offenbar unter den besten
Bedingungen für seine gesunde Entwicklung. Etwas Wachs wird schon in Kiëntshang daraus bereitet, und es ist angeblich hinreichend für dies Gebiet und für die Versorgung von Yünnan. Ende April wandern die Bewohner von Kiën-tshang in grossen Schaaren aus, Jeder mit einer Ladung der kostbaren Eier auf seinem Rücken, und ziehen auf einer sehr gebirgigen und beschwerlichen Strasse nach Kia-ting-fu, wo sie nach 14 Tagen angestrengten Marsches ankommen. Die Tageshitze wird dabei vermieden, da die Sonne die Eier schnell ausbrüten würde, und man reist nur bei Nacht mit Laternen. Während mehrerer Wochen soll dann die Strasse einen ungemein belebten und eigenthümlichen Anblick gewähren. Die Eier werden als eine mehlartige Substanz beschrieben und sind in einem Säckchen von der Gestalt und Grösse einer Erbse enthalten; 300 Stück dieser kleinen Eiersäcke wiegen I hang. In Kia-ting fu werden sie von den Bewohnern

1) [HosIE (Parham. Papers 1905, China Nr. z, S. 16f.) berichtet, dass bei Ma-lié-shah, zwischen O-mi-hsiën und Fulin, Insecten und Wachs angeblich auf demselben Baum gezogen werden von welcher Art dieser Baum ist, wird nicht gesagt. Seine früheren Mittheilungen in Three years in Western China«, Cap. XI, hat HosIE auch noch in Parham. Papers 1904, China .irr. 5, S. 77 f, ergänzt.]

v. Richthofen, China. Ill.   17