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0720 China : vol.3
China : vol.3 / Page 720 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN TSHÉKIANG UND NGANHWÉI.

Es war an meinem Weg der erste Ort, an welchem man schon Fremde, und zwar »Bücherverkäufer«, d. h. protestantische Missionare, vorher gesehen hatte. Von hier zog ich weiter durch ebenes, durchaus angebautes Land nach Ma-tsha -u, dem Schifffahrtsplatz der 3 li südlich vom Fluss gelegenen Stadt Tung-yang hsiën. Der Fluss, in seinem obersten Lauf Shwang-ki genannt, war jetzt klein und seicht, da es lange Zeit nicht geregnet hatte. Von solchem Einfluss ist die Lage seines Quellgebietes im Windschatten des feuchten Südost-Monsun. Der Regenfall, den ich am Tiën-tai-shan gehabt hatte, war nicht bis hier her gedrungen; auch die Gewitter hatten sich nicht bemerkbar gemacht. Bereits wurde öffentlich um Regen gebetet; denn die Bohnen vertrockneten, der Reis begann zu leiden. Immerhin galt der Zustand als ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Einige grössere Fahrzeuge, welche bei dem Ort lagen, warteten auf höheres Wasser, um stromabwärts zu gehen.

Stromfahrt von Tung-yang-hsiën bis Kin-hwa-fu. Da wegen des seichten Wasserstandes Boote nicht zu haben waren und eine Rast nach der anstrengenden Wanderung von allen Seiten gewünscht wurde, miethete ich zwei Bambus-Flösse, welche uns zunächst 70 li stromabwärts, bis Fu-tang, .bringen sollten : eines für mich, meinen Dolmetscher, meinen Diener und das Gepäck; das andere für die io Kuli's. Es wurden drei Flösse an einander gebunden; nur bei dem vordersten waren die Bambus-Stangen vorn aufgebogen. Auf jedem war eine Plattform, I Fuss über dem Bambus, angebracht, welche vollkommenen Schutz vor Nässe von unten, aber freilich nicht vor den sengenden Strahlen der Sonne 1), gewährte.

Nach meinen früheren Erfahrungen in Tshékiang hatte ich erwartet, dass der Wu-kiang, ähnlich dem Hsin-ngan-kiang, sich einen mühsamen Weg durch ein System paralleler Gebirgszüge bahnen müsse. Zu meiner Ueberraschung fand ich ein breites Thal, in dessen flachem Boden er sich ohne besondere Hindernisse windet. Er hält sich dabei in der Nähe der linken Thalwand; die rechte tritt allmählich weiter zurück. Bei der Stadt I wu-hsiën schliesst das obere Thalbecken ab; dann beginnt das untere, welches durchwegs eine Breite von 5 bis 8 g. M. [9I5 km] hat. Eine Pagode, welche bei dem Dorf Ta-hsia-tsun einen Porphyrfelsen krönt, beherrscht weithin die Ebene 2).

Fu - ta ng ist ein Marktplatz von einiger Bedeutung. Es lagen hier 25 Schiffe mit einer Ladefähigkeit von je 3o bis 4o Centnern. Ich miethete ein grosses Boot mit 6 Mann Bedienung bis Tung-lu-hsiën für 13 Dollars. Die Fahrt auf dem Wu-kiang war beschwerlich. Denn in dem breiten kiesigen Bett finden sich viele Untiefen und Stromschnellen. An manchen Stellen war nur 4 bis 5 Zoll [zo—I2,5 cm] Wassertiefe vorhanden; dann musste das Boot auf dem Kies mittelst Hebeln und Stangen Zoll um Zoll fort geschoben werden. Die Fahrt bis Kin-hwa fu nahm zwei Tage in Anspruch. Der Fluss verlässt mit einer energischen Umbiegung das linke Gehänge und wendet sich der rechten Thalwand zu, an welcher die Stadt gelegen ist.

   Die Bedeutung des Thalbodens, welcher vom Wu-kiang durchströmt wird, entspricht nicht   ~It
seiner Ausdehnung. Das schon an sich nicht allzu fruchtbare Alluvial-Land wird auf grössere

   Strecken von breiten Anhöhen überragt, die aus grauen und rothen, flach nördlich geneigten   OEOEsi

Sandsteinen bestehen und meist nicht mehr als 20 bis 4o Fuss [6—I2 m] über die Schwemmland-Fläche sich erheben. Da sie nicht berieselungsfähig sind, werden sie nur wenig cultivirt. Die wilde Vegetation wird, sobald sie sich kräftiger entwickelt, zu Feuerungszwecken vernichtet. Dennoch sprosst sie im Sommer üppig und gewährt Deckung für zahllose Fasanen. Wie im Thal des Ta-ki [s. oben, S. 675), sind diese Gebilde wohl zu unterscheiden von der grossen P o r p h y r F o r m a t i o n , welche mit ihren Eruptivmassen und Trümmergesteinen die Berge zur Linken bildet und auf der rechten (nördlichen) Seite das ganze Gebirge zusammenzusetzen scheint.3)

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Ì

  1. Vergl. die Tabelle der Temperatur-Beobachtungen dieses Tages (27. Juni) in »Tagebüchern aus China«, Bd. II, S. ¢I.]

  2. [ Vergl. den in das Manuscrint nicht aufgenommen gewesenen Rückblick auf die Orographie der bis hierher durchreisten Gegend in »Tagebücher aus China«, Bd. II, S. 39f.]

  3. [Nach der grossen Verbreitung ähnlicher Gebilde im ganzen Südöstlichen China, von Canton hinauf bis nach Huyéi und am Yangtszékiang abwärts und wiederum in Shantung, liegt die Vermuthung nahe, dass auch dies Vorkommen als ein Aequivalent der Deck-Sandsteine, und zwar hier als ein Zerstörungs-Product der fiorj5hyrischen Sandsteine, zu betrachten ist.]