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0644 China : vol.3
China : vol.3 / Page 644 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XI. CAPITEL. REISE AUF DEM UNTEREN YANGTSZÉKIANG USW.

Die Förderung auf den drei Gruben zusammen betrug also rund I 5o metrische Tonnen täglich. Die Grube Höngshing war ihrer Erschöpfung nahe. An ihrer Stelle war die Grube Höngföng, die jetzt unter nachtheiligen Umständen arbeitete, da sie nur einen Schacht hatte, dazu berufen, nach dem Sinken eines zweiten Schachts mit einer starken Production zu beginnen. Die Grube Lai-ni, die noch nicht productiv war, konnte bald eine kleine tägliche Menge liefern und nach weiteren zwei Jahren in die Reihe der ertragreichsten Minen eintreten.

Zum besseren Verständniss der Zahlen will ich eine Grube, und zwar die Föng-ming, eingehender beschreiben. Doch muss ich bemerken, dass ich es trotz ernstlicher Versuche nicht möglich machen konnte, in dieselbe einzufahren. Bergwerke in China, welche durch Stollen oder geneigte Schachte betrieben werden, kann man besuchen, weil man auf eigenen Füssen hinein kommt; bei solchen, in welche die Einfahrt nur durch einen Saigerschacht möglich ist, begegnet man den grössten Schwierigkeiten. Hier hatten die Eigenthümer und Werkführer den Wunsch, mir ihre Gruben zu zeigen, weil sie mancherlei Rath betreffs der Bewältigung technischer Schwierigkeiten zu erhalten hofften. Dennoch warnten sie selbst mich auf das Entschiedenste ; denn wenn sie auch alle Arbeiter aus der Grube nehmen würden, um die Besichtigung unter Tage zu ermöglichen, dürften sie doch, wie sie meinten, den Leuten an der Winde nicht trauen, welche bei dem Herablassen leicht absichtlich einen Unglücksfall herbeiführen könnten; dann aber würde die betreffende Grube ohne Zweifel auf Befehl der Mandarine geschlossen werden. Die Arbeiter dieser Gegend sind wegen ihrer Rohheit, Streitsucht und Unbotmässigkeit übel berüchtigt. Kurz vor meiner Ankunft waren bei einem Streit um die Grenze zwischen zwei Gruben nach übereinstimmenden Berichten gegen wo Menschen getötet worden.') In den letzten zwei Tagen meines Aufenthaltes erfolgte unter Tag ein Durchbruch zwischen zwei Gruben. Die eine Partei hatte offenbar ihre Grenze nicht inne gehalten. Daher kam es zu offener Fehde. Die Leute erschienen mit Hunderten von Musketen und Speeren und erklärten durch öffentlichen Anschlag, dass am folgenden Tag zwischen den Belegschaften der beiden Gruben Krieg sein würde. Ich verliess den Ort, ehe das interessante Resultat erreicht war.2) Uebrigens habe ich den Mangel der persönlichen Einfahrt wenig empfunden, da ich vertrauenswerthe, durch häufig wiederholte Fragestellung controlirte Angaben erhielt.

Das Mundloch der Föngming Grube liegt3) ungefähr 120 Fuss [35 m] über dem Fluss bei Möng shan, 6 li von diesem Ort entfernt, auf einer kleinen Erhöhung. Ihr Grubenfeld hat, wie gesagt, eine Ausdehnung von 25 móu (1,57 Hektar). Die Arbeit geschieht durch zwei Schachte, deren jeder eine Gesammt-Tiefe von 370 Fuss [zio m] erreicht. Da die Förderung durch Göpel, wie sie in anderen Theilen von China angewandt wird, hier unbekannt ist und bei der grossen Tiefe das Heraufziehen der Last mittelst einer einzigen, durch Menschenhand gedrehten Winde schwierig und

im Handexemplar des Verfassers dort bereits handschriftlich berichtigt worden. An sich ist auch diese Differenz unwesentlich, da es sich nur um ungefähre Angaben handelt. Im Tagebuch heisst es: »zusammen an 2000 Grubenarbeiter, ausser den Karrenleuten«, also erheblich mehr, als die Summe der Tabelle ergibt. — Bei der Umrechnung der täglichen Förderung in Kilogramm sind die Zahlen abgerundet worden. Zu Grunde gelegt ist der gewöhnliche Werth z kin = o,6 kg. Nach dem Tagebuch würde die tägliche Gesammtförderung etwas grösser, nämlich über 165 Tonnen, gewesen sein.]

  1. [Nach allen anderen Aufzeichnungen über ¢oo. Das Tagebuch insbesondere sagt: »erst 4o, dann 400, jetzt die dritte Keilerei.«]

  2. Vor mir waren zwei vergebliche Versuche gemacht worden, das Grubenfeld zu besuchen Nachdem im Januar 1869 die ersten Proben der Kohle von Möngshan nach Kiu-kiang gekommen waren, begab sich schon im nächsten Monat Herr RosE, der Agent der Shanghai Steam Navigation Company an Ort und Stelle, fand aber einen schlechten Empfang durch die rohen Arbeiter und kehrte um. Nicht besser erging es einige Monate später Herrn HOLLINGWORTH, dem Agenten der North China Steam Navigation Conapany [s. oben, S. 574]. Inzwischen hatte das im Austausch gegen die Kohle reichlich einströmende europäische Geld den Sinn der Bevölkerung gemildert. Diesem Umstand verdankte ich meinen besseren Erfolg.

  3. Wenn ich das Zeitwort hier und im Nachfolgenden in der Gegenwart gebrauche, so bezieht sich Dies auf die Zeit meiner Anwesenheit. Manche Verhältnisse dürften sich seitdem geändert haben. [ Vergl. die Anm. am Schluss dieses Abschnitts.]