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0447 China : vol.3
China : vol.3 / Page 447 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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NATÜRLICVE VERKEHRSERLEICHTERUNG.

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von den entlegeneren Theilen nach der Küste ausserordentlich kostspielig sein, und die centralen Gegenden würden mit den peripherischen in der Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nicht concurriren können.

Da hat nun die Natur die Schwierigkeiten in einer einfachen Weise beseitigt und das ganze Gebiet in einem Grade aufgeschlossen, wie es wohl bei keinem zweiten der Erde durch natürliche Mittel so vollständig der Fall ist, und zwar dadurch, dass sie allen Flüssen ein Gefälle gegeben hat, welches eben noch hinreichend gering ist, um die Schifffahrt zu gestatten. Der Grund der Erscheinung liegt in dem erwähnten Umstand, dass man es hier mit einem in alten Epochen fertig gebildeten und in neuerer Zeit von tellurischen Kräften nicht weiter beeinflussten Gebirge zu thun hat. Die Denudation hat dadurch freies Spiel gehabt und ist in ihrer Wirkung nicht durch diejenige innerer Kräfte aufgehoben oder verringert worden. Sie hat es daher vermocht, die Unebenheiten im Lauf der Flüsse allmählich weg zu räumen. Mancher Fluss, der jetzt in einer einfachen, wiewohl vielfach gebrochenen Linie auf der Karte gezeichnet ist, bildete früher eine Kette von Seeen, welche die einzelnen Abtheilungen mehrerer neben einander liegender, paralleler Längs-Depressionen ausfüllten und unter einander durch schmale Verbindungscanäle in den trennenden Ketten verbunden waren 1). Zu jener Zeit muss das Land besonders schön gewesen sein. Man kann sich im Geiste vorstellen, wie die lang gestreckten Seeen in regelmässigen Zügen zwischen den Parallelketten angeordnet waren und wie die sie verbindenden Wasserläufe Cascaden gebildet haben mögen, in denen sie die Felsen mehr und mehr durchnagten. Seit langer Zeit schon sind alle diese Seebecken ohne Ausnahme durch die von Flüssen herabgeführten Schuttmassen ausgefüllt und in fruchtbare Thäler verwandelt worden, und die ehemals wilden Fluss-Strecken, durch welche sie verbunden waren, sind zu schiffbaren Flüssen nivellirt worden.

Wenn man jetzt auf diesen Flüssen fährt und eine der parallelen Ketten nach der anderen in tiefen Schluchten durchsetzt, so denkt man staunend zurück an die unendliche Zeit, welche das Wasser gebraucht haben mag, um diese vielfachen Hindernisse zu bewältigen. Allerdings ist der Unterschied der Höhen zwischen den Quellgebieten und den Mündungen der Flüsse noch immer beträchtlich genug, um zu Stromschnellen Veranlassung zu geben, und in manchen von diesen starren noch Klippen auf. Aber nirgends sind sie von solcher Art, dass sie die Schifffahrt gänzlich hindern, und wahrscheinlich wird die nähere Untersuchung dieses Gebirgslandes zeigen, dass alle dasselbe durchströmenden Flüsse ohne Ausnahme der Schifffahrt zugänglich sind, und zwar oft bis fast zu den Quellen hinauf, wenigstens während der Jahreszeiten, in denen die Gewässer durch Regen geschwellt sind.

Verhältnisse wie diese sind in einem durchwegs gebirgigen Gebiet nur möglich, wenn es, geologisch gesprochen, lange Zeit in einer Art von Ruhe-

1) Were. F. v. RICHTHOFEN, a. a. O., S. 192.]