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0652 China : vol.3
China : vol.3 / Page 652 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XI. CAPITEL. REISE AUF DEM UNTEREN YANGTSZEKIANG USW.

zu haben, und in späterer Zeit ist die Porzellan-Industrie überhaupt auf das Engste mit diesem Namen verbunden. MARTINI nennt King-tó tshönn als den Ort, von dem alles Porzellan in China herkomme.') Bei DU HALDE wird er in derselben Art erwähnt; es werde zwar auch in Fokiën und Kwangtung etwas Porzellan gemacht, doch sei dies von viel geringerer Beschaffenheit und in China nicht geschätzt. DENTRECOLLES, der nicht weit davon seine Missions-Station hatte, hat nach dem Bericht seiner christlichen Arbeiter eine recht gute Beschreibung von den Methoden der Fabrication gegeben 2) und sagt, es seien Arbeiter von hier nach den anderen Orten gegangen, um dort die Methode zu verbessern; doch sei Dies nicht gelungen.

King tó tshönn liegt am linken Ufer des Tshang kiang, an dem Scheitel einer ostwärts gerichteten Stromschlinge. Der Fluss strömt nämlich in den letzten 20 li unterhalb des Ortes ienem Gebirgszug, den wir soeben verquert haben und dessen mächtige, weiter östlich zu 2500 Fuss [750 m] aufragende Formen der Landschaft ihren Charakter geben, parallel, wendet sich aber [wenn man ihn aufwärts verfolgt] plötzlich um einen Vorsprung nach einer entgegengesetzten Richtung [NNW], und in dieser Strecke liegt das Häusermeer. Ein von Osten kommender Zufluss durchfliesst den Ort. Der Tshang-kiang selbst ist hier ungefähr 40o Fuss [120 m] breit. Das rechte Ufer (innerhalb der Schlinge) steigt allmählich zu einem 15o Fuss [So m] hohen Hügel an, der aus steil stehendem, gefaltetem Schiefer und SA n d s t e i n besteht und an den Gehängen terrassenförmig mit Schotter und Lehm bedeckt ist. Aus Letzterem werden Ziegelsteine, angeblich für den Bau der Porzellan-Oefen, gefertigt. Das linke Ufer war jetzt 25 Fuss [7,5 m] hoch. Auf der ebenen Alluvial-Terrasse, die sich darüber ausbreitet, steht der Ort. Er erstreckt sich gegen 3 g. M. [5,6 km] am Ufer entlang, und die bebaute Fläche hat erhebliche Tiefe. Der Ort hat nicht den Rang einer Stadt, sondern nur den eines tshönn oder Marktfleckens, und ist daher nicht ummauert. Doch erheben sich um ihn einige befestigte Thürme; zwei von ihnen, die von Schiess-Scharten siebartig durchbohrt sind, stehen am Eingang von Westen her. Gewaltige Feuer- und Rauchsäulen zeigen die Lage der einzelnen Porzellan-Oefen an. Der Ort soll früher «eine Million« Einwohner gehabt haben, eine auch von DENTRECOLLES angenommene Zahl. Doch hatte sie zur Zeit meines Besuches sehr abgenommen. Man sagte mir, die Taiping-Rebellen hätten den Ort umringt und zwei Drittel der Einwohner niedergemacht; die jungen Frauen, Mädchen und Knaben hätten sie mitgenommen. Die Einwohnerzahl wurde jetzt zu 2oo 00o angegeben, darunter 8o 000 Arbeiter.

Die Einwohner stehen in übelstem Ruf wegen ihrer Unbotmässigkeit. Es ist daher seit langer Zeit ein besonderes System der Verwaltung eingeführt worden, und es wird strenge Polizei geübt.3) Nach 8 Uhr Abends darf sich Niemand auf der Strasse blicken lassen. Die Erwartung eines schlechten Empfangs hat wahrscheinlich von Versuchen, den interessanten Ort zu besuchen, abgeschreckt. Es war noch nie ein Fremder hier gewesen; selbst die Missionare hatten ihn von je her gemieden. Ich konnte mich nicht der Hoffnung hingeben, viel von der PorzellanManufactur zu sehen, wollte es aber wenigstens versuchen.

Um 7 Uhr früh ging ich an Land. Die Wasser-Front wird durch Halden von Porzellan-und Form-Scherben gebildet, die auch im Fluss bis nach Yen-yen-shan hinab den Boden weitaus vorherrschend bedecken. Es mündet nach dem Fluss eine grosse Zahl gerader und paralleler enger Gassen, von denen viele kleinere Gässchen, meist Sackgassen, in rechtem Winkel abgehen. Die Seiten der Gassen bestehen aus fortlaufenden hohen Wänden von rothen Ziegelsteinen. Diese Mauern sollen im Inneren mit Porzellan-Schutt ausgefüllt sein. Hier und da führt eine Thür in einen inneren Hofraum. Wir gingen in schneller Folge in den einen oder anderen hinein. Da wurde Porzellan-Thon geschlemmt, dort zu Gefässen geformt, oder diese auf Bretter gesetzt und lufttrocken gemacht. Es soll 150 Porzellan-Oefen geben. Von jedem hängt eine

grössere Zahl dieser Einzel -Werkstätten ab, die im Besitz kleiner Unternehmer sind.   Die
getrockneten Gefässe werden von ihnen aus nach dem Ofen getragen und erhalten dort nach dem ersten Brennen die Glasur. Alles ist klein vertheilte Arbeit, nichts Ganzes und Grosses unter einheitlicher Leitung, und doch durch langjähriges Herkommen vollkommen organisirt.

Von weiteren Versuchen eingehender Kenntnissnahme musste ich bald abstehen. Erst

') S. MARTINI, Atlas Sinensis (1655), S. 86.

  1. [In DU HALDE, vol. II, S. 177-204.]

  2. Nach dem Reisenotizbuch waren damals 20 Mandarine in King-a.

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