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0425 China : vol.3
China : vol.3 / Page 425 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE FRAGE DER IRAWADI-QUELLE.

383

 

nahme, so kann es zwar kaum einem Zweifel unterliegen, dass der Tchitoyn oder Ku-tsz-kiang, welcher auf den Originalen übereinstimmend im Westen des Lu-kiang diesem parallel, von Nord nach Süd, gerichtet ist, dem Irawadi-System angehört. In der That überschritt der PRINZ VON ORLÉANS an der betreffenden Stelle den östlichsten und am weitesten von Norden her kommenden Quellstrom des Irawadi und ermittelte seinen Namen als Kiu-kiang (oder Turong), was mit den früheren Benennungen hinreichend übereinstimmt. Aber der Oberlauf des Sliwéli ist er wohl nicht; es ist viel wahrscheinlicher, dass er, wie es auch auf der Karte von Roux angegeben ist, dem Talikha-Irawadi zugehört. Und was seine Quellen anbetrifft, so ergibt es sich aus dem Reiseweg von A.—K.—, dass sie nicht nördlicher als 281/2° N liegen können.

In demselben Jahr wie die Abhandlung von YULE, aber etwas später, so dass diese schon benutzt werden konnte, erschien eine Arbeit von HANS LULLIES'), welche den gleichen Gegenstand, aber in räumlich etwas grösserem Umfang behandelt. Bei der kritischen Ueberschau der Ansichten, welche betreffs jedes einzelnen Flusses ausgesprochen worden sind, schliesst er sich durchaus denen an, welche sich nachträglich als richtig erwiesen haben. Nur betreffs des Gakbo-Dzangbo oder Kenpu pflichtet er YULE bei.

Während sich bei YULE und LULLIES das Gesammtbild der Stromvertheilung, bis auf die genannten Abweichungen betreffs einiger Punkte von geringerem Belang, bereits so darstellt, wie wir es heute als richtig erkennen, haben wir noch der angedeuteten irrigen Theorien von grösserer Tragweite zu gedenken. Die Veranlassung bot, wie früher, das Räthsel der grossen Wassermassen des Irawadi, welche man aus dem eng umschriebenen Stromgebiet nicht herleiten zu können glaubte. Drei Theorien wurden zur Erklärung aufgestellt.

Die erste knüpft an D'ANVILLE an, dessen Annahme einer grossen bogenförmigen Verlängerung des Yaru-dzangbo nach dem Irawadi einen überzeugten und eifrigen Vertheidiger fand. Dies war der Wasserbau-Ingenieur R. GORDON in Rangun, welcher, überwältigt von der Fülle des strömenden Wassers, mit der er bei seinen Bauten zu rechnen hatte, und der Grösse der jahreszeitlichen Schwellungen, nach der Herkunft der Letzteren forschte. Er hatte zu diesem Zweck umfassende Literatur-Studien gemacht und zu der grossen Fülle von Thatsachen, welche er ihnen entnahm, eine erstaunliche Menge eigener exacter Beobachtungen und Messungen hinzugefügt, um dann in eingehendster Argumentation darzulegen, dass der Dzangbo allein der Spender der anscheinend erforderlichen überschüssigen Wassermenge sein könne und dass seine Verbindung mit dem Dihong oder einem anderen Quellstrom des Brahmaputra auf irrthümlicher Deutung beruhe.2) Die Verbindung stellte er, wie D'ANVILLE, mit dem östlichsten

 
 
  1. H. LULLIES, Das chinesisch-tibetanische Grenzgebiet, besonders seine Gebirgs- und Flusssysteme. Inauguraldissertation, Königsberg I 880.

  2. R. GORDON, Rehort on the Irrawaddy-River, 4 Theile in Folio, 540 Seiten, Rangoon, 1879-80.