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0747 China : vol.3
China : vol.3 / Page 747 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ÌI

DAS CARBON DES TAI-HU.

703

Ueber Su-tshóu-fu nach Tshönn-kiang-fu.

Su-tshóu fu liegt in ganz ebenem Land. In dem Theil desselben, welcher zwischen dem See und der Stadt liegt, erheben sich grössere Insel-Gebirge. Einige kleine Kuppen und Klippen bei Mu-tóu-tshönn bestehen aus Granit; alle anderen Hügel, wie es scheint, aus Sands t e i n. Mein Weg führte nördlich von dem ausgedehnten Shangfan-shan, welcher in seiner Erstreckung von SW nach NO auch die Richtung des Schichtenstreichens angeben dürfte. Wo ich ihn berührte, fallen die Schichten südöstlich '), vorn Granit hinweg. An anderen Hügeln, welche nördlich des Weges liegen, beobachtete ich wechselnde Streichrichtung. An den letzten vor Mu-tóu war sie NW—SO, das Fallen 80° NO, nach dem Granit hin.2

Es befinden sich hier grosse Steinbrüche, die durch Canäle leicht erreicht werden können. Der Granit bricht in dicken Platten, die sich vortrefflich bearbeiten lassen, und ist daher vielfach für Kunstbauten verwendet worden. Hohe Brücken, die in schönen Bogen über den Canal gespannt sind, sind ganz aus grossen Granit-Quadern erbaut. Stücke von io bis 12 Fuss Länge sind der Bogenkrümmung entsprechend geformt und glatt behauen. Auch Shanghai ist von hier aus mit Stufen und Pfosten aus Granit versorgt worden, wie sie dort eine Zierde aller europäischen Häuser bilden. Selbst die Abfälle, welche sich im Steinbruch von dem Behauen der Quadern anhäufen, finden in Shang-hai ihre Verwendung zum Macadamisiren der Strassen, welche diesem Material ihre Festigkeit, ebene Oberfläche und Reinlichkeit verdanken, aber auch die Eigenschaft, die stechende Juli-Sonne von der blendenden Fläche in empfindlicher Weise zurück zu strahlen.

Vor S u - t s h ó u f u wurde der Canal belebter. Die Dörfer mehren sich am Ufer und wachsen zu ausgedehnten Vorstädten an. Ein breiter Canal zieht um die Stadtmauer. Ich that einen Blick in das Innere der einst wegen ihres Reichthums, ihres üppigen Lebens und ihrer Schönheit gepriesenen Stadt. Noch wenige Jahre zuvor galt sie in diesen Beziehungen als das Paris von China. Jetzt war sie eine Ruine; selbst die Vorstädte waren weithin zerstört. Die ehrlose, Schauder erregende Art des Vernichtungs-Actes ist aus den Erzählungen über die Taiping-Rebellion bekannt. Trotz des weit stärkeren Verfalls war hier viel mehr Leben als in Hangtshóufu, in den breiten Canälen drängten sich die Fahrzeuge, darunter manche von ansehnlicher Grösse. Ich befand mich hier an dem wichtigsten Knotenpunkt im südlichen Theil des Grossen Canals.

Die weitere Fahrt auf diesem grossen Wasserweg war einförmig. Dämme begleiten ihn zu beiden Seiten. Jenseits derselben ist das Land eben, von zahlreichen Canälen durchzogen, hier und da mit einem See bedeckt. Nur bei Wu-hsi-hsiën kommen noch einmal Hügel an den Canal. Es sind die letzten Ausläufer einer nördlichen Gruppe von Hügel-Inseln im T ai-hu. Da alle Mauern in und um den Ort nur aus innen weissem, aussen gelbem und röthlichem Sandstein aufgebaut sind, so kann man schon hier das Gestein der nächsten Hügel erkennen, deren Formen gleichfalls auf Sandstein schliessen lassen. Am folgenden Tage stellte ich fest, dass die Sandsteine in der That diese Berge vollständig aufbauen. Die Schichten fallen 15° SSO.

Nach dieser Unterbrechung folgen wieder geradlinige Strecken des Canals. Man erkennt, dass er nicht ein erweiterter natürlicher Wasserweg, sondern ganz und gar künstlich angelegt ist. Mit dem zu erheblicher Tiefe ausgehobenen Boden sind die Dämme aufgeschüttet worden. Auch auf der Ebene sieht man zahlreiche Aufschüttungen, besonders für Gräber, Grenzwälle zwischen ehemaligen Reisfeldern und Schutthaufen von zerstörten Dörfern. Von den früheren Feldern waren nur wenige wieder angebaut ; die meisten waren mit niederem, aber sehr dichtem Graswuchs bedeckt. Alle Erhöhungen hingegen, besonders die Trümmerstätten der ehemaligen Dörfer, trugen hoch aufsprossende Vegetation von langen Gräsern, Schling-Gewächsen, hohen Stauden und kleinem Gesträuch. Dieses Gestrüpp wimmelte von Fasanen. Es war daher hier, besonders um Tshang-tshóu fu herum, ein Haupt-Ausflugsgebiet der Vergnügungsjäger von Shanghai.

  1. [Hier findet sich eine Differenz gegen das Tagebuch, wo das Streichen des den ganzen Zug zusammensetzenden Sandsteins zu WiV W— OSO, das Fallen zu 20 ° SSW angegeben ist.]

  2. [ Vorher wurde auf der anderen Seite (im Südwesten) des Canals das Streichen N—S mit etwa 200 Fallen nach W notirt. — Das oben erwähnte Vorkommen von Granit wird im Tagebuch auch als ein schmaler NW—SO-Zug bezeichnet, jedoch erwähnt, dass noch weiter nordöstlich andere vereinzelte Granit-Klil5yen inselartig zerstreut sind.]