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0302 China : vol.3
China : vol.3 / Page 302 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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Iv. C.-1PITEI,. EINZEI,NE THEILE VON SZ'TSHWAN. WIRTHSCH:II°I'I,ICHES.

neue Ansiedler aus den Nachbar-Provinzen herzugezogen, die sich dann unter einander vermischt haben. Die gegenwärtige Bevölkerung besteht demnach aus einem Gemisch der verschiedenen herbeigeströmten Elemente und hat sich einen unabhängigen und individuellen Charakter zu bewahren gewusst, in welchem die besten Seiten der Charaktere der verschiedenen Eltern die Oberhand zu haben scheinen. Auch lieben die Einwohner ihr Land und sind stolz darauf. Selten findet man sie in anderen Provinzen. Demnach ist es eine eigenthümliche Erscheinung, dass Keiner als ein Einheimischer erscheinen will, sondern Jeder sich als der Provinz zugehörig betrachtet, von welcher seine Voreltern, wenn auch fünf oder zehn Generationen zurück, stammen. Die Bevölkerungszahl wird in dem Census von 1812 auf 22 Millionen angegeben, soll aber, wie die Mandarinen der Provinz annehmen, seitdem auf 35 Millionen gestiegen sein») Wenn die erste Zahl richtig war, so ist die zweite wahrscheinlich keine Ueberschätzung, weil die Leute jung heirathen und eine Entvölkerung, wie sie manche andere Provinz durchzumachen gehabt hat, nicht eingetreten ist. Doch scheint die Grenze der Zahl, bei welcher die Bevölkerung bei ihrer gegenwärtigen Beschäftigung sich im Wohlstande befinden kann, nahezu erreicht zu sein. Noch sind die Bewohner offenbar in einem Zustande allgemeiner Wohlhäbigkeit. In den Städten und auf dem Lande herrscht ein gewisser Luxus in Kleidung und Wohnung, wenn man Sz'tshwan mit den anderen Provinzen vergleicht. Wie denn der Gesammtwohlstand dem der meisten anderen Theile von China überhaupt überlegen sein mag, scheint er ebenmässiger vertheilt zu sein und ist daher noch augenfälliger. Die Zahl der eigentlich reichen Leute scheint hingegen gering zu sein. Leider lässt sich das nicht von dem anderen Extrem sagen. Bettler sind häufig, und ihre Zahl scheint jährlich zuzunehmen. Dies gilt ganz unabhängig von ihrer furchtbaren Vermehrung durch die Hungersnot, welcher ich vorher erwähnte.2)

Charakter der Besiedlung. — In keiner anderen Provinz von China ist der Unterschied zwischen Land und Stadt so gross wie in Sz'tshwan, und auch in dieser Beziehung bildet es eine Ausnahmestellung, die wohl dem allgemein hügeligen Charakter des Landes zuzuschreiben ist. Die Chinesen lieben es, sich zusammenzudrängen, je enger desto besser ; sie häufen sich daher in Städten und Dörfern zusammen. Der Unterschied von Städten und Dörfern ist gewöhnlich mehr in der Grösse als in dem Charakter sichtbar, und der kleinste Weiler hat einen städtischen Anstrich. In Sz'tshwan ist das Land überall mit einzelnen oder in kleinen Gruppen vereinigten Wirthschaftshöfen überstreut. Dort lebt der Landmann mit seiner grossen Familie in Mitten seiner Felder. Diejenigen, welche sich den indùstriellen Beschäftigungen oder dem Handel widmen , wohnen in Städten oder Marktflecken, welche aber den chinesischen Typus städtischer Dörfer wenig vertreten. Die Stadt ist ganz Stadt, das Land ist ganz Land. In einem

') [S. die Anmerkung oben, S. 8.]

2) [S. oben, S. 232, zvo nur eine Andeutung darauf f gemacht ist. Genauere Mittheilungen /ìnden sich in » Tagebiicher aus China‘,Bd. II, S. 210, 2¢¢, 272f.]