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0335 China : vol.3
China : vol.3 / Page 335 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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KIËN-TSHANG.

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der durchzogenen Gegend gibt, mit meinen Erkundungen übereinstimme. Sir HENRY YULE konnte die Mittheilung davon schon in der zweiten Ausgabe seines Werks benutien.') BABER hat dann 1877 die Reise dorthin ausgeführt. Seinem vortrefflichen Bericht entnehme ich die folgenden Thatsachen.

Der Name Kiën-tshang wird in engerem Sinne für das durch mehr als einen Breitengrad sich erstreckende, genau nord-südlich gerichtete, ungefähr 3 miles [S km] breite Thal des Ngan-ning-ho, in welchem die Hauptstadt Ning-yucn fu liegt, angewendet; in weiterem Sinne bezeichnet er den ganzen Thalzug vom Ta-tu-hó an bis nach Hwi-li-tshóu. Betrachtet man aber die sehr genaue Wegkarte BABER'S, so haben wir es mit zwei parallelen, durch einen 9800 Fuss (2990 m) hohen Pass,2) den Hsiau-hsiang-ling, getrennten Thalzügen zu thun. Beide sind von Nord nach Süd gerichtet; der nördliche aber liegt um 4o km weiter östlich. Der südliche wird vom Ngan-ning-hó und dem Fluss von Hwi-li-tshóu durchströmt. Der nördliche zerfällt in drei Theilstrecken, welche die Quellbecken von drei, nach Osten abfliessenden und zu dem in den Ta-tu-hö mündenden Yué-hsi-hó sich vereinigenden kleinen Flüssen bilden. Sie sind durch relativ niedrige Thalpässe mit einander und mit einem kleinen, nach dem Ta-tu-hö nördlich abfliessenden Bach verbunden.

Wie die seitliche Verschiebung der beiden Thalzüge erwarten lässt, verhalten sie sich verschieden ; denn der Gebirgszug, welcher den nördlichen im Westen begleitet, liegt im Osten des südlichen. Bis Yué-hsi-ting (5380 Fuss, 1640 m), am Süd-Ende des nördlichen Thalzuges, geht man von Norden her beständig am Fuss einer ungebrochenen, im Westen sich erhebenden Gebirgsmauer, deren Gipfel zum Theil bis über die Schneegrenze ansteigen.3) BABER sieht darin, wohl mit Recht, die Fortsetzung des Tshe-to-shan von Ta-tsiën-lu, und in dem Gebirge überhaupt den eigentlichen Grenzwall von Tibet. Die Ostseite ist minder hoch, die Höhen sind abgeflacht; die Flüsse, die dorthin abgehen, sind tief eingegraben. Es beginnt hier unmittelbar das Gebiet der Lolo.4)

Ein Weg von 6o km, von Tshung-so-pa bis Lu-ku, überschreitet das Gebirge auf dem genannten, [rund] 3000 m hohen Pass. Das auf der Südseite herab gehende Thal ist so eng, dass es an einer Stelle zwischen den Felsen mit Thoren verschlossen ist. Leider ist das Gestein nicht angegeben ; aber es wird gesagt, dass hier Kupfer und manganhaltiges Eisenerz vorkommen. Der die beiden Thalzüge verbindende Passweg ist von NO nach SW, diagonal zum allgemeinen Streichen, gerichtet.

Bei Lu-ku betritt man den zweiten Thalzug, das eigentliche Kiën-tshang. Dieses Thal verlängert sich aber noch weiter meridional nach Norden, wo Miënning-hsiën darin liegt. Der Ngan-ning-ho, welcher es durchströmt, ist seicht, aber

  1. S. VON RICHTHÖFEN in Verhandlungen d. Gesellsch. f. Erdk. Berlin, I, Theil 2 (Januar 1874), S. 33-39, und YULE, Marco Polo, 2 d ed., Vol. I I (London 1875), S. 57 f. [Die sichere Vermuthung, dass Kiën-tshang das Caindu des MARCO POLO sei, hatte Verf. bereits in seinem Reise-Tagebuch niedergeschrieben.]

  2. Im Text (S. 79) ist die Höhe zu 9800, auf der Karte zu 9710 Fuss angegeben.

  3. BABER, a. a. O., S. 78.

  4. BABER gibt (S. 61-78) eingehende Nachrichten über dieses merkwürdige Volk.